🟫 Plattform des Gemeinsinns – Für eine Schwarmintelligenz der Verantwortung

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Die gegenwärtige Menschheitslage ist geprägt von einer tiefgreifenden strukturellen Störung im Verhältnis des Menschen zur Welt. Diese Störung ist nicht nur technologischer, ökologischer oder sozialer Natur, sondern basiert auf einem anthropologischen Konstruktionsfehler, der weit in die Geschichte zurückreicht. Bereits im griechischen Denken – insbesondere in seiner idealisierenden Ausrichtung auf Symmetrie, Vollkommenheit und abstrakte Rationalität – wurde ein entscheidender Schnitt gesetzt: Der Mensch wurde aus dem Gefüge der Welt herausgehoben und als übergeordneter Maßstab begriffen, während der Bezug zur physischen, verletzlichen, relationalen Wirklichkeit zunehmend in den Hintergrund trat.

Dieser Denkfehler hat sich über zweieinhalb Jahrtausende in unterschiedlichen kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Formen fortgeschrieben: in der Idee des autonomen Individuums, in der Eigentumslogik als Beraubung des Gemeinsamen (Privare), in der Dominanz symbolischer Systeme über physische Prozesse und in der systematischen Auslagerung von Verantwortung. Gleichzeitig wurde der ursprünglich im Begriff Techne angelegte Zusammenhang von Kunst, Handwerk und Weltbezug aufgespalten in spezialisierte Wissensbereiche, die kaum noch miteinander kommunizieren.

Ziel des vorliegenden Projekts ist es, diesen Konstruktionsfehler nicht nur analytisch offenzulegen, sondern daraus auch eine neue Plattformstruktur für kollektives Lernen, Denken und Handeln zu entwickeln. Im Zentrum steht ein dynamisches, handlungsbezogenes und responsives Verständnis des Menschseins: Der Mensch ist nicht Eigentümer, sondern Teilhaber der Welt. Er ist nicht losgelöstes Individuum, sondern eingebundenes Wesen mit der Fähigkeit zur Selbstreflexion – und daraus erwächst eine besondere Form von Verantwortung.

Diese Plattform versteht sich als Erprobungsfeld für eine globale Schwarmintelligenz, in der Wissen nicht nur gespeichert, sondern gemeinsam in Bewegung gehalten wird. Sie beruht auf folgenden Prinzipien:

  1. Das Maß als Grundprinzip Orientierung geschieht nicht über absolute Begriffe, sondern über Relationen: zwischen Minimum und Maximum, zwischen Berührung und Distanz, zwischen Ich und Welt. Die Weltformel 51:49 steht hier exemplarisch für ein asymmetrisches, aber tragfähiges Verhältnis.
  2. Techne als Rückbindung Jede Form der Gestaltung – sei es in Sprache, Bild, Handlung oder System – muss rückgebunden sein an Stoff, Wirkung und Konsequenz. Techne bedeutet: zu handeln im Wissen um das Maß der Dinge.
  3. Das offene Atelier als Erkenntnisraum Lernen geschieht nicht durch Belehrung, sondern durch Tun, Versuch, Widerstand. Denkobjekte, Trainingsmethoden und Szenarien dienen als Werkzeuge zur Schulung der Weltbeziehung – etwa durch Kartoffelschälen, Theaterspiel, Sandmalerei oder das Modellieren eines Deichs.
  4. Kohärenz und Kompass Die Plattform entwickelt einen klaren inhaltlichen Rahmen, der als roter Faden Orientierung bietet – aber offen bleibt für Vielfalt, Wandel und Kritik. Struktur und Benutzerfreundlichkeit stehen nicht im Widerspruch zur Tiefe, sondern bilden deren Zugang.
  5. Commons statt Besitzlogik Im Zentrum steht das Teilen, nicht das Besitzen. Der Verzicht auf klassische Urheberrechte ist Teil dieser Ethik: Wissen, das Wirkung entfalten will, muss zugänglich, überprüfbar und weiterentwickelbar bleiben.
  6. Berührung als Erkenntnisform Ob im Denken, im Forschen, im Gestalten oder im sozialen Handeln: Erkenntnis entsteht nicht durch Abstraktion allein, sondern durch Berührung – im Sinne einer Wechselwirkung mit Stoff, Körper, Kontext und Welt.
  7. Gemeinsinn als höchste Norm Statt auf individuelle Verwertungslogiken setzt die Plattform auf eine Wiederaneignung des Gemeinsamen. Gemeinsinn bedeutet nicht Konformität, sondern eine ethisch getragene Fähigkeit zur Unterscheidung: Was nützt dem Ganzen – nicht nur dem Einzelnen?

Diese Plattform ist kein abgeschlossenes System, sondern ein Lernfeld. Sie lädt ein zum Mitdenken, Mitgestalten, Weiterentwickeln. Sie ist interdisziplinär, mehrsprachig, beweglich. Sie will nicht belehren, sondern Werkzeuge bereitstellen. Ihre Grundlage ist das Vertrauen in die Intelligenz der Vielen – unter der Bedingung eines gemeinsamen Maßes, das durch Handlung, Rückwirkung und Verantwortung bestimmt ist.


Wenn du möchtest, bauen wir darauf nun konkrete Module – für Beteiligungsformate, kollaborative Forschung, digitale Tools oder analoge Erfahrungsräume (Atelier, Bühne, Werkstatt, Schule).

Oder soll ich diesen Text jetzt zu einer Einleitung deiner Projektbeschreibung, Methodik oder digitalen Plattformversion ausbauen?