12.9.2024
Die Künstlergruppe Kollektive Kreativität, die 1993 am Brandenburger Tor im Rahmen eines globalen Dorffestes ins Leben gerufen wurde, stellt eine bemerkenswerte Synthese aus Wissenschaft und Kunst dar. Ihr Ziel war es, durch einen integrativen, interdisziplinären Prozess nicht nur die Ursachen der globalen Zerstörung und der Krise der Zivilisation zu analysieren, sondern auch Lösungsmodelle für das Überleben der Menschheit zu entwickeln. Diese Gruppe, bestehend aus Wissenschaftlern und Künstlern unterschiedlichster Disziplinen, suchte nach einem tieferen Verständnis der Zivilisationsgeschichte, insbesondere durch die Auseinandersetzung mit den Erkenntnissen der Antike, metaphorischen, symbolischen und mystischen Hintergründen, sowie durch die Verschmelzung dieser mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen.
1. Rückblick auf die Zivilisationsgeschichte und die Suche nach Konstanten:
Die Gruppe beschäftigte sich intensiv mit der Zivilisationsgeschichte, insbesondere mit den Errungenschaften und Denkansätzen der griechischen Antike. Sie betrachtete diese als Ausgangspunkt für ein tieferes Verständnis der heutigen globalen Probleme. In den griechischen Mythen und philosophischen Konzepten fanden die Mitglieder der Gruppe metaphorische und symbolische Modelle, die sie als Spiegelbilder für die heutigen Herausforderungen betrachteten.
- Das Höhlengleichnis von Platon war eines der zentralen Modelle, das die Gruppe nutzte, um die menschliche Tendenz zur Illusion und Verblendung zu erklären. Die Idee, dass Menschen in einer selbstgeschaffenen Realität leben und die wahre Natur der Dinge nicht erkennen, wurde als Parallele zu den heutigen ökologischen und gesellschaftlichen Krisen gesehen. Die Gruppe sah in der heutigen Welt eine Art "Höhle", in der die Menschheit gefangen ist, während die wirkliche Realität, die Naturgesetze und das "Ding an sich", oft ignoriert oder falsch interpretiert werden.
- Die Mythologie, insbesondere Geschichten wie die Geburt der Athene aus dem Kopf des Zeus oder die Pandora-Erzählung, diente der Gruppe als Symbol für die Schöpfungsideen und das Streben nach Wissen, das jedoch oft ohne Rücksicht auf die Konsequenzen erfolgt. Diese Erzählungen wurden als Metaphern für den menschlichen Drang zur Kontrolle und Manipulation der Natur gesehen, der letztlich zu Zerstörung und Unordnung führt.
2. Interdisziplinäre Ansätze und die Entwicklung von Erkenntnismodellen:
Die Kollektive Kreativität arbeitete daran, Wissenschaft und Kunst zu verschmelzen, um neue Erkenntnismodelle zu entwickeln, die eine ganzheitlichere Sichtweise auf die Menschheitsgeschichte und ihre zukünftigen Herausforderungen bieten. Hierbei spielten folgende Ansätze eine zentrale Rolle:
- Komplexitätstheorie: Die Gruppe erkannte, dass die heutigen globalen Herausforderungen nicht isoliert betrachtet werden können, sondern als Teil eines komplexen, miteinander vernetzten Systems. Dieses Verständnis führte zur Entwicklung von Modellen, die die Interdependenz von natürlichen und menschlichen Systemen betonen. Der Mensch wurde nicht mehr als isolierter Akteur betrachtet, sondern als Teil eines größeren, sich ständig wandelnden Netzwerks von Kräften und Einflüssen.
- Plastische Physikalische Kunstwissenschaft: Diese neue Disziplin, die von der Gruppe entwickelt wurde, kombinierte physikalische Prinzipien mit künstlerischen Ausdrucksformen, um das Verständnis der natürlichen Gesetzmäßigkeiten und ihrer Auswirkungen auf die Menschheit zu vertiefen. Die Idee war, dass Kunst nicht nur ein Mittel der Darstellung ist, sondern auch ein Werkzeug zur Analyse und Transformation der Realität.
- Kristallisationskerne und Konstanten: Die Gruppe suchte nach Kristallisationskernen – zentralen Ideen oder Prinzipien, die als Grundlage für das Verständnis der komplexen Realität dienen können. Diese Kerne sollten als Ausgangspunkte für eine Neuausrichtung des menschlichen Handelns dienen. Beispielsweise betrachteten sie den goldenen Schnitt und die Zahl Pi als fundamentale Konstanten, die in der Natur überall zu finden sind und die Ordnung und Harmonie symbolisieren.
3. Rückschlüsse und Erkenntnisse der Gruppe:
Aus ihrer Arbeit und den zahlreichen interdisziplinären Diskussionen zog die Künstlergruppe Kollektive Kreativität mehrere zentrale Rückschlüsse:
- Die Notwendigkeit der Kalibrierung: Die Gruppe erkannte, dass der Mensch ständig seine Handlungen und seine Position im Universum kalibrieren muss, um im Einklang mit den Naturgesetzen zu leben. Dieses Konzept der Kalibrierung wurde als wesentlich für das Überleben der Menschheit angesehen, da es auf die Anpassung und Selbstregulierung in einem komplexen, dynamischen System abzielt.
- Die Bedeutung der Selbstreflexion und Selbstüberprüfung: Ein weiterer wichtiger Schluss war die Notwendigkeit der Selbstüberprüfung und der Reflexion über das eigene Handeln. Dies umfasst nicht nur individuelle Entscheidungen, sondern auch die kollektiven Handlungen der Menschheit. Die Gruppe betonte, dass ohne ein tiefes Verständnis der eigenen Rolle im globalen Kontext und ohne eine kontinuierliche Anpassung der Handlungen an die Naturgesetze, der Mensch seine eigenen Existenzbedingungen weiter zerstören wird.
- Kunst als Mittel zur Bewusstseinsbildung: Kunst wurde von der Gruppe nicht nur als Mittel des Ausdrucks, sondern auch als Methode der Bewusstseinsbildung verstanden. Durch kreative Prozesse und künstlerische Werke sollte das Bewusstsein für die komplexen Zusammenhänge zwischen Mensch und Natur geschärft und ein tieferes Verständnis für die Notwendigkeit eines nachhaltigen Handelns entwickelt werden.
- Die Dringlichkeit einer neuen globalen Ethik: Schließlich kam die Gruppe zu dem Schluss, dass eine neue globale Ethik notwendig ist, die die Interdependenz aller Lebewesen und Systeme anerkennt und die die Menschheit dazu verpflichtet, im Einklang mit den natürlichen Prozessen zu handeln. Diese Ethik würde auf den Erkenntnissen basieren, die durch die Verschmelzung von Wissenschaft und Kunst gewonnen wurden, und eine nachhaltige Zukunft für alle Lebewesen anstreben.
Fazit:
Die Künstlergruppe Kollektive Kreativität hat durch ihre interdisziplinäre und integrative Arbeit eine tiefgehende Analyse der menschlichen Zivilisation und ihrer destruktiven Tendenzen vorgenommen. Durch die Verschmelzung von wissenschaftlichen und künstlerischen Ansätzen gelang es ihr, neue Erkenntnismodelle zu entwickeln, die nicht nur die Ursachen der gegenwärtigen Krisen aufdecken, sondern auch Lösungsansätze für eine nachhaltige Zukunft bieten. Diese Ansätze basieren auf einem tiefen Verständnis der Naturgesetze, der Notwendigkeit der Selbstkalibrierung und der Bedeutung einer neuen globalen Ethik, die das Überleben der Menschheit sichern kann.