16.6.2025
TausendTapezierTische zum Tag der Einheit
■ Unter den Linden soll die Einheit künstlerisch gestaltet werden
30.9.1993 0:00 Uhr
Vom Brandenburger Tor bis zum Palast der Republik sollen sich am Sonntag tausend Tapeziertische aneinanderreihen, wenn es nach den Vorstellungen von Wolfgang Fenner geht. Der Künstler von der „Initiative TausendTapezierTische Unter den Linden“ ruft am 3. Oktober zu einem „Gedenktag der Einheit“ auf.
Zu diesem „künstlerischen Experiment“ soll jedeR Interessierte mit einem Tapeziertisch, Mal- und Schreibutensilien in die Allee Unter den Linden kommen. Dort sollen Geschichten, Collagen, Assoziationen und Zeichnungen zum Thema Einheit entstehen und ausgestellt werden. „Wir wollen die Worthülse Einheit füllen“, sagt Fenner. Außerdem sollen sich Initiativen und Einzelpersonen vorstellen und zeigen, was sie mit dem Thema Einheit in Verbindung bringen. Ziel der Aktion sei es, sich mit Einheit auseinanderzusetzen. „Aber dabei geht es nicht nur um nationales Selbstverständnis, sondern um Ganzheitlichkeit, Gemeinsamkeit im Sinne von globaler Rückkoppelung der Innen- und Außenwelt des Menschen.“
Der Bildhauer hat ein „imaginäres Bild“ vom Sonntag im Kopf: „Viele Herbstblumen, alte Gebrauchsgegenstände Marke DDR, Prospekte einer Bank, politisches Informationsmaterial. Dazwischen einfache Menschen, die ihre Meining zur Einheit aufgeschrieben haben. Edzard Reuter neben einem abgewickelten Professor, dazwischen Kinder, die malen.“ Die Menschen können dann von einem Tapeziertisch zum anderen schlendern und sich über Einheit austauschen. Denn nur der „kreative, innere Prozeß der Vereinigung“ ermögliche ein mitmenschliches Zusammenleben: „Spaß zu haben sowohl am gemeinsamen Deutschland als auch an der ganzheitlichen Natur, in dem das Anderssein integriert wird und gleichzeitig seine Identität behalten kann.“ sao
Informationen bei: Initiative TausendTapezierTische Unter den Linden, Friedrichstraße 165, Raum 55, 10117 Berlin, Tel. 229 23 75.........
Aus einem Gesamtartikel herausgenommen......... Für Kunst zum Mitmachen interessieren sich nur wenige
Am Brandenburger Tor hat inzwischen die Performance „Tausend Tapeziertische Unter den Linden“ begonnen. Wolfgang Fenner, ein Künstler, hat alle interessierten Menschen zu dieser Aktion aufgerufen. Jeder, ob Molekularbiologe, Penner oder Politikerin solle mit einem Tapeziertisch kommen, malen, experimentieren, utopisieren, um mit anderen den inneren Prozeß der Vereinigung zu erleben. Doch es interessierten sich nur rund 50 Menschen – alle ohne Tapeziertisch. An den elf Tischen des Künstlers malt nur einer – allerdings von einem Kamerateam begleitet. Auf seinem Bild: Zwei lila Pfützen und ein Strauch. Seine Erklärung: „Der Westen ist das Wasser und wir müssen da rüber zu der Ost-Pflanze. Doch das Wasser stellt Bedingungen und die Pflanze kann nicht leben. Ist doch was dran, oder?“