3. Die Rolle von Abmachungen und Konventionen:

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

3. Die Rolle von Abmachungen und Konventionen: Unsichtbare Regeln und Wege der Transformation

Gesellschaftliche Abmachungen und Konventionen sind oft unsichtbar, aber enorm wirksam. Sie prägen unser Denken, unser Verhalten und unsere Vorstellungen von „Normalität“. Insbesondere in Wirtschaft, Politik und sozialem Zusammenleben wirken diese Abmachungen als ungeschriebene Regeln, die den Status quo stabilisieren – selbst wenn dieser destruktiv oder irrational ist. Der Übergang von einer gemeinschaftsorientierten zur individualistischen, eigentumszentrierten Gesellschaft wurde maßgeblich durch solche Konventionen ermöglicht.

👉 In dieser Analyse zeige ich:

  • Welche unsichtbaren Regeln und Abmachungen uns heute in der destruktiven Logik gefangen halten
  • Wie neue Abmachungen und Denkweisen auf Basis von Teilhabe und Wechselseitigkeit diese Strukturen transformieren könnten

🔎 1. Unsichtbare gesellschaftliche Abmachungen und ihre zerstörerische Wirkung

🔹 A. Die Unsichtbare Grundregel: „Individuum vor Gemeinschaft“

  • Der heutige Liberalismus und Kapitalismus basieren auf der Grundannahme, dass der Mensch als isoliertes Individuum agiert, das vor allem für den eigenen Vorteil verantwortlich ist.
  • Diese Denkweise wurde durch die Philosophie der Aufklärung und den Glauben an uneingeschränkte Selbstverwirklichung gefestigt.

Konsequenz:

✅ Soziale Verantwortung wird zunehmend als „freiwillige Zusatzleistung“ betrachtet.

✅ Der Wert von Solidarität und Gemeinsinn verliert an Bedeutung.

✅ Die Fähigkeit zur Kooperation und zum Aufbau tragfähiger Gemeinschaften wird geschwächt.


🔹 B. Die Wachstumslogik: „Mehr ist immer besser“

  • Die moderne Marktwirtschaft basiert auf der Annahme, dass Wirtschaft und Wohlstand nur durch permanentes Wachstum gesichert werden können.
  • Dieser Mechanismus zwingt Unternehmen und Staaten zu einem ständigen „Optimierungsdruck“, der keine Rücksicht auf langfristige Folgen nimmt.

Konsequenz:

✅ Ökologische Ressourcen werden systematisch übernutzt.

✅ Soziale Systeme geraten unter Druck, da „Wachstum um jeden Preis“ Priorität erhält.

✅ Unternehmen, die nachhaltiger wirtschaften möchten, werden durch den Marktzwang benachteiligt.


🔹 C. Das Eigentumsparadigma: „Besitz bedeutet Kontrolle“

  • Das moderne Rechtsverständnis basiert auf der Annahme, dass Privateigentum der höchste Ausdruck von Freiheit und Autonomie sei.
  • Besonders durch die Privatisierung von Gemeingütern (z.B. Wasser, Wissen, Boden) wurde diese Logik gefestigt.

Konsequenz:

✅ Gemeinschaftsressourcen wurden systematisch privatisiert und kommerzialisiert.

✅ Soziale Ungleichheit wurde zementiert, da Reichtum und Macht zunehmend an Eigentumsbesitz gekoppelt wurden.

✅ Der Markt wurde zum „Schiedsrichter“, der darüber entscheidet, wer Zugang zu lebenswichtigen Ressourcen erhält.


🔹 D. Die Konsumlogik: „Glück durch Besitz“

  • Der Konsumismus, der im 20. Jahrhundert durch Werbung und Massenproduktion gefördert wurde, führte zu einer gesellschaftlichen Überzeugung, dass Konsum mit Glück und Selbstverwirklichung gleichzusetzen sei.
  • Der Mensch wird zunehmend als „Konsument“ statt als „gestaltendes Wesen“ definiert.

Konsequenz:

✅ Menschen suchen Sinn und Identität zunehmend in Konsum und Besitz.

✅ Kreative Fähigkeiten, handwerkliche Fertigkeiten und soziale Bindungen werden in den Hintergrund gedrängt.

✅ Der Mensch wird zum „Produkt“ seiner eigenen Optimierungslogik.


🔹 E. Die Sicherheitslogik: „Kontrolle statt Vertrauen“

  • Die zunehmende Digitalisierung und Technologisierung hat eine Kultur der Datenkontrolle und Überwachung erzeugt.
  • Die Annahme, dass Sicherheit nur durch umfassende Kontrolle hergestellt werden kann, schwächt die Fähigkeit zu gegenseitigem Vertrauen.

Konsequenz:

✅ Menschen verlernen, auf intuitive, gemeinschaftliche und empathische Kommunikationsformen zu setzen.

✅ Der Umgang mit Unsicherheiten wird durch Überregulierung und Technisierung ersetzt.

✅ Diese Form der Kontrolle führt zu einer paradoxen Unsicherheit – denn je stärker wir versuchen, Risiken auszuschalten, desto mehr entstehen neue Risiken.


🔎 2. Der „Selbstzerstörungsmechanismus“ als Ergebnis dieser Abmachungen

Diese unsichtbaren Regeln erzeugen eine zerstörerische Spirale:

  • Konkurrenz untergräbt Kooperation.
  • Wachstumszwang beschleunigt ökologische und soziale Krisen.
  • Besitzdenken zerstört Gemeingüter und gemeinschaftliche Verantwortung.
  • Konsumdruck treibt psychische und gesellschaftliche Instabilität voran.
  • Kontrollwahn erstickt Kreativität und Improvisationsfähigkeit.

➡️ Diese Abmachungen zementieren die destruktive Logik, die uns heute in die Krise führt.


🔎 3. Neue Abmachungen für eine konstruktive Zukunft

Die Transformation dieser unsichtbaren Konventionen erfordert neue Denk- und Handlungsweisen. Dabei spielen folgende Ansätze eine zentrale Rolle:

🔹 A. Die 51:49-Idee als neue Balance-Regel

  • Die Vorstellung, dass nicht perfekte Symmetrie (50:50), sondern ein leichtes Ungleichgewicht (51:49) zu stabileren und dynamischeren Systemen führt, könnte neue Abmachungen inspirieren.
  • Statt auf starren Besitzansprüchen basiert diese Logik auf einem Gleichgewicht aus Geben und Nehmen, Teilen und Nutzen.

✅ Märkte könnten nach Kriterien der Resilienz statt nach bloßem Wachstum gestaltet werden.

✅ Die Wirtschaft würde nicht mehr auf „Gewinnmaximierung“, sondern auf Stabilisierung und Ausgleich abzielen.

✅ Politische und soziale Strukturen könnten durch flexible Dynamik statt durch starre Hierarchien ergänzt werden.


🔹 B. Neue Eigentumsmodelle: „Verantwortung statt Besitz“

  • Anstelle der Vorstellung, dass Eigentum ein exklusives Recht sei, könnte das Konzept der Nutzung und Pflege treten.
  • Kulturelle Ressourcen, Natur und öffentliche Infrastruktur könnten gemeinschaftlich verwaltet und genutzt werden.

Commons-Projekte (z.B. Open Source, Urban Gardening, Bürgerbeteiligungsmodelle) sind Vorboten solcher neuen Abmachungen.

✅ Eigentum würde nicht länger als Abgrenzung, sondern als Beziehungsform verstanden.


🔹 C. Die Rückkehr zu „Techne“: Handwerk als gesellschaftliche Praxis

  • Die Wiederentdeckung von Handwerk, lokalem Wissen und kreativen Fähigkeiten könnte eine nachhaltige Alternative zur konsumzentrierten Marktlogik bieten.
  • Praktisches Können (im Sinne des antiken Techne) könnte wieder als Grundlage für persönliche Entfaltung und gesellschaftliche Wertschöpfung etabliert werden.

✅ Kunst, Handwerk und Improvisation würden in Wirtschaft und Bildung wieder eine zentrale Rolle erhalten.

✅ Individuen würden weniger als „Konsumenten“ und stärker als Gestalter ihrer Lebenswelt agieren.


🔹 D. „So-Heits-Gesellschaft“: Ein Modell für Gemeinschaft und Gleichwertigkeit

  • Statt Hierarchien und Konkurrenz zu fördern, könnte die Gesellschaft auf den Prinzipien von Kooperation, gegenseitigem Respekt und kreativem Handeln basieren.
  • Kulturelle, soziale und ökologische Nachhaltigkeit würden als gleichwertige Ziele in gesellschaftliche Entscheidungen einfließen.

✅ Das Konzept der globalen Kunstgesellschaft knüpft genau an diese Idee an – eine Gesellschaft, die durch Gestaltung, Improvisation und kreativen Gemeinsinn neue Abmachungen schafft.


🔎 4. Fazit: Neue Abmachungen als Schlüssel zur Transformation

Die destruktiven Abmachungen, die unsere Gesellschaft heute prägen, müssen durch neue Prinzipien ersetzt werden:

Vom Individualismus zur Gemeinschaft

Vom Wachstumszwang zur Resilienz

Vom Besitzdenken zur Nutzung und Verantwortung

Vom Konsumismus zur kreativen Selbstentfaltung

Von der Kontrolle zur Improvisation und Flexibilität

➡️ Der Schlüssel liegt darin, diese neuen Regeln nicht abstrakt zu formulieren, sondern sie im Alltag zu leben, zu erproben und durch künstlerische Experimente erlebbar zu machen.


🔹 Nächster Schritt:

Soll ich diese neuen Abmachungen nun gezielt mit der 51:49-Idee, der Kunstgesellschaft oder dem Techne-Konzept verbinden?