Abstract

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Das vorliegende Werk entfaltet einen radikalen Gegenentwurf zu jenem Menschenbild, das sich autonom, symbolisch souverän und von der Natur losgelöst versteht.

Ziel ist es, durch methodisches Ausschlussverfahren die plastische Identität des Menschen neu zu verankern – im Verhältnis von Natur, Technik, Kunst und Geist.

Ausgangsdiagnose: Moderne Selbstbilder beruhen auf konstruktionistischen Illusionen – der „Skulptur-Identität“ –, welche das Subjekt als abgeschlossen, unverwundbar und unabhängig imaginiert. Dieser Idealtyp weist eine systematische Entkopplung auf von (1) körperlicher Verwundbarkeit, (2) sozial-affektiven Rückkopplungen, (3) funktionaler Einbettung in natürliche Systeme – kurz: der Verletzungswelt.

Demgegenüber wird als Alternative das Modell der plastischen Identität vorgeschlagen: Sie begreift den Menschen als teilnehmendes, lernendes und formbares Wesen, eingebettet in dynamische Referenzsysteme. Zentral hierfür ist die metastrukturelle Formel 51:49, die asymmetrische Balance als Voraussetzung für Bewegung, Differenz und Evolution kennzeichnet – Analogien finden sich bei Aristoteles’ technē (Erkennen durch Tun) und Polyklets Kanon (symmetría als proportionale Harmonie) plato.stanford.edude.wikipedia.orgen.wikipedia.orgidliketocallyourattentionto.blogspot.com.

Strukturell gliedert sich das Werk in drei analytische Teilen:

  • Kapitel 1: Der Mensch als Irrtum – Historisch entstandene Selbstentfremdung, Selbstüberhöhung und Ignoranz gegenüber realen Systemgrenzen. Diagnose in drei Dimensionen: biologisch, sozial, symbolisch.
  • Kapitel 2: Plastische Identität vs. Skulptur-Identität – Definition der drei Erkenntnisschichten (Tätigkeit, Beziehung, Reflexion). Es wird gezeigt, wie Skulptur-Identität zur Möbiusschleife neuropsychologischer Selbsttäuschungen führt – während plastische Identität auf responsive Rückkopplung mit der Verletzungswelt aufbaut.
  • Kapitel 3: Modell und Kunstwerk – Entwurf eines erkenntnistheoretischen Rahmens, in dem Erkenntnis nicht Modell – also Repräsen­tation – ist, sondern Kunst – also tätiges Hervorbringen in Material, Widerstand, Form. Hier wird technē als vernetzendes Ordnungswissen reaktiviert.

Methodisch geschieht dies durch ein Doppelverfahren: negativ der Ausschluss symbolisch-autonomer Identitätskonstrukte (Subjekt‑Dualismus, Eigentumsfiktion, Kontrollillusion); positiv die Entwicklung einer relationalen, funktionalen Anthropologie, die auf bio-physikochemischer Grundlogik gründet.

Im Ergebnis liefert das Werk:

  1. eine dekonstruierte Anthropologie der Hybris,
  2. ein plastisches Identitätsmodell,
  3. ein Referenzsystem 51:49,
  4. eine praxisorientierte Erkenntniskultur (technē als Wissen durch Tun),
  5. eine ethisch-ontologische Rückbindung des Menschen an Natur, Technik und Kunst.

Diese integrative Perspektive ermöglicht ein neues Denken vom Menschen in Welt – nicht über sie. Sie fordert ein bewusstes Maß an asymmetrischem Kontakt – mit Konsequenzen für Wissen, Handeln und Verantwortung. Denn Erkenntnis entsteht dort, wo Handeln zurückwirkt, wo Widerstand auf Maß trifft – nicht im Raum statischer Bilder.

Das vorliegende Werk entwickelt unter dem Titel Plastische Ethik – Erkenntnis im Widerstand zur symbolischen Ordnung ein erkenntniskritisches Gegenmodell zu den dominanten Strukturen westlicher Subjekt- und Ordnungstheorie.

Ausgangspunkt ist die Diagnose einer kulturell verankerten „Skulptur-Identität“: einer symbolisch formierten Subjektfigur, die auf Autonomie, Repräsentation und Unverletzlichkeit basiert – und dabei leibliche Abhängigkeit, tätige Rückbindung und ethische Konsequenz systematisch ausblendet. Eigentum, Status und Macht fungieren dabei nicht nur als gesellschaftliche Ressourcen, sondern als symbolische Fetischformen, in denen die Unverfügbarkeit der Welt zum vermeintlichen Besitz des Subjekts umcodiert wird.

Gegen diese symbolische Ordnung entfaltet die Arbeit das Konzept einer plastischen Ethik: Erkenntnis als leiblich-situativer Vollzug im Widerstand, Maßhaltung als asymmetrische Urteilskraft (51:49), und Zeugenschaft als Formverantwortung im Verhältnis. Die Methodik beruht auf einem systematischen Ausschlussverfahren, das erkenntnistheoretische Positionen nur dann berücksichtigt, wenn sie plastisch – das heißt: relationell, verletzlich, tätigkeitsoffen – mitgeführt werden können. Erkenntnis wird nicht als Abbild verstanden, sondern als plastisch erzeugte Spur: nicht distanziert, sondern eingebunden, nicht souverän, sondern verantwortlich.

Im interdisziplinären Feld zwischen Sozialphilosophie, Ästhetik, Anthropologie und Erkenntnistheorie formuliert das Werk einen eigenständigen Beitrag zur Frage, wie wir in einer entwirklichten Welt zu einer Form der Erkenntnis gelangen können, die weder symbolisch abstrahiert noch idealistisch entgrenzt, sondern tätige, verletzliche, maßhaltende Weltbeziehung ermöglicht.