Abstract:

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Hintergrund:

Die abendländische Erkenntnistradition – von Platon bis Kant – beruht auf der Annahme eines autonomen, körperlosen Subjekts, das Welt durch symbolische Operationen erkennt. Diese Vorstellung hat zu einer Entkopplung von Erkenntnis und Lebenswirklichkeit geführt, deren Folgen sich heute in ökologischen, sozialen und psychischen Krisen manifestieren.

Zielsetzung:

Dieser Essay entwickelt eine erkenntnistheoretische Neufassung, in der Erkenntnis nicht als geistiger Akt, sondern als überlebensdienliche Funktion innerhalb eines verletzlichen Systems verstanden wird. Im Zentrum steht die Rückbindung von Denken an den Körper, an funktionale Rückkopplungen und an ökologische wie soziale Tragfähigkeiten.

Methodik:

Mittels philosophischer Analyse, kulturkritischer Genealogie und metaphorischer Bildsprache (u. a. „schwarze Motte“, „Skulptur-Identität“, „Plastik“ vs. „Skulptur“) wird die westliche Erkenntnistradition dekonstruiert und zugleich funktional rekonstruiert. Im Ausschlussverfahren werden erkenntnistheoretische Konzepte (Kant, Heidegger, Foucault) auf ihre Tragfähigkeit hin geprüft und im Licht einer plastischen Epistemologie neu kontextualisiert.

Hauptergebnisse:

  • Erkenntnis ist keine autonome Repräsentation, sondern ein leiblich-rückgebundener Vorgang im Spannungsfeld zwischen Minimum und Maximum.
  • Die „Skulptur-Identität“ des modernen Menschen führt zur symbolischen Selbstabschottung und zur Missachtung funktionaler Grenzen.
  • Wahrheit wird nicht als Übereinstimmung mit einer Idee, sondern als Tragfähigkeit innerhalb systemischer Belastungsgrenzen definiert.
  • Kunst, verstanden als plastische Erkenntnispraxis, bietet ein epistemisches Gegenmodell zur ideologisch überhöhten Selbstformung des Subjekts.

Schlussfolgerung:

Erkenntnis muss aus ihrer symbolischen Selbstgenügsamkeit herausgelöst und wieder in den Dienst des Lebens gestellt werden. Nicht der Gedanke überlebt, sondern der Gedanke, der nicht zerstört. Erkenntnis ist kein Triumph des Geistes, sondern eine ethische Haltung gegenüber dem, was trägt.