An symbolische Ordnungen,

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Exposé

Plastische Erkenntnis. Maß, Ausschluss und die Kritik der Dinge-Welt

1. Problemstellung

Die vorliegende Arbeit untersucht eine zentrale epistemologische und zivilisatorische Fehlkonstruktion: die symbolische Ordnung der sogenannten „Dinge-Welt“.

Diese Ordnung formt seit der europäischen Antike die kulturellen, politischen und wissenschaftlichen Selbstverständlichkeiten des Menschen – und zwar auf der Basis eines grundlegenden Missverständnisses: dass Wirklichkeit durch Benennung feststellbar, durch Begriffe verfügbar und durch Ordnungssysteme kontrollierbar sei.

Diese Denkform – gespeist aus dem platonischen Idealismus, einem Symmetriedualismus und dem Ideal der Perfektion – führt zur systematischen Entwirklichung von Welt und Subjekt. Der Mensch erscheint in dieser Ordnung als steuerndes, unverletzliches Subjekt – in Wahrheit jedoch verliert er seine Fähigkeit zur Beziehung, zur Maßbildung und zur plastischen Selbstformung im Widerstand.

Diese Hypothese wird nicht aus einer rein philosophischen Perspektive formuliert, sondern aus dem kritischen Zusammenspiel von Erkenntnistheorie, Kulturkritik und ästhetischer Praxis. Sie betrifft damit zentrale Begriffe wie Ordnung, Gerechtigkeit, Verantwortung, Objektivität, Sicherheit – und analysiert deren gewaltförmiges Potenzial in modernen Diskursen, insbesondere im deutschsprachigen Raum.

2. Methodologie: Das Ausschlussverfahren

Die Arbeit entwickelt und praktiziert ein eigenes erkenntniskritisches Verfahren: das Ausschlussverfahren. Dieses verfolgt nicht das Ziel begrifflicher Integration, Synthese oder Definition, sondern arbeitet differenziell durch gezielten Ausschluss: Es fragt, was nicht gilt, was nicht trägt, was sich nicht verantworten lässt. Dadurch sollen ideologisierte oder herrschaftsstabilisierende Begriffe (z. B. „Neutralität“, „Pflicht“, „Objektivität“, „Verantwortung“, „Ordnung“) in ihrer epistemischen Funktionsweise entlarvt werden – nicht über inhaltliche Widerlegung, sondern über ihre semantische, formale und praktische Wirkung.

Das Ausschlussverfahren wird als ethische Formarbeit verstanden: nicht als hermeneutisches Verstehen oder dialektische Aufhebung, sondern als plastische Erkenntnispraxis im Spannungsfeld von Welt, Körper, Handlung und Sprache.

3. Theoretischer Bezugsrahmen

Die Arbeit knüpft an antike und zeitgenössische Theoriepositionen an, die Denken nicht als abstrakten Vollzug, sondern als tätige, relationale Weltverarbeitung begreifen. Insbesondere relevant sind:

  • Technē in der klassischen griechischen Philosophie (Aristoteles, Polyklet, Hippokrates) als ethische, leiblich verankerte Erkenntnisform
  • Simondon (Individuation als fortwährende Formbildung im Widerstand)
  • Alva Noë, Tim Ingold, Vilém Flusser (Wahrnehmung, Gestaltung, Apparate als Erkenntnismodi)
  • Kritiken an der Moderne: Heidegger (Gestell), Adorno/Horkheimer (Dialektik der Aufklärung), Sloterdijk (Anthropotechnik), Harman/Latour/Meillassoux (neue Objektontologien)

Diese Perspektiven werden jedoch nicht affirmativ übernommen, sondern auf ihre verborgene Mitwirkung an der Verdinglichung des Denkens hin befragt. Auch marxistische, poststrukturalistische oder medientheoretische Positionen werden in dieser Hinsicht einer Disziplinkritik unterzogen.

4. Aufbau und Gliederung

Das Projekt ist in vier Hauptteile gegliedert:

I. Diagnose: Die Dinge-Welt als symbolische Ordnung

Analyse der Begriffs- und Denkstruktur, die aus relationalen Prozessen abgeschlossene „Dinge“ macht. Kritik an Klarheitsideologie, Subjektidealismus, Ordnungskonstruktion und Entwirklichung der Welt durch Sprache.

II. Methode: Ausschluss und Formkritik

Systematische Entwicklung des Ausschlussverfahrens. Begriffsarbeit zu „Neutralität“, „Verantwortung“, „Objektivität“, „Pflicht“, „Ordnung“. Ziel: Herauslösung ideologischer Sprachformen aus dem Erkenntnisprozess.

III. Rekonstruktion: Erkenntnis als plastisches Verhältnis

Entwicklung eines alternativen Erkenntnismodells auf Basis des Verhältnisses 51:49. Der Mensch als „Membranwesen“, das im Spannungsfeld von Widerstand und Rückwirkung Form bildet. Bezug auf technē, aisthēsis, aretē, symmetría.

IV. Anwendung: Disziplinkritik und Praxisfelder

Analyse von fünf zentralen Feldern plastischer Maßbildung: Medizin, Architektur, Recht, Beziehung, Politik. Ziel ist die Eröffnung eines neuen, verantwortungsfähigen Weltverhältnisses jenseits von Kontrolle, Repräsentation und Regel.

5. Erkenntnisziel

Das Ziel dieser Arbeit besteht in der epistemischen Entzauberung der Moderne: Die gängigen Ordnungssysteme, Disziplinen und Begriffe werden auf ihre semantisch-stabilisierende, weltentfremdende Funktion hin analysiert – und über ein plastisches Erkenntnismodell ersetzt, das Maßbildung im Widerstand ermöglicht. Der Mensch wird dabei nicht als Setzungsinstanz, sondern als bildendes Wesen verstanden: verletzlich, antwortfähig, formfähig.


Anhang / Glossar / Methodologie

  • Glossar zentraler Begriffe (morphē, symmetría, 51:49, Ausschlussverfahren etc.)
  • Methodologische Anmerkungen (z. B. Abgrenzung zu Dialektik, Dekonstruktion, kritischer Theorie)
  • Referenzen, Quelltexte (u. a. Aristoteles, Simondon, Polyklet, Flusser, Ingold)