Cogito, ergo sum“ (Descartes)
„Cogito, ergo sum“ („Ich denke, also bin ich“) ist der berühmteste Satz des französischen Philosophen René Descartes. Er wurde in Descartes' Meditationen über die erste Philosophie (1641) und in seinem Discours de la méthode (1637) formuliert und ist ein zentraler Bestandteil seiner Philosophie. Hier ist eine detaillierte Betrachtung:
Ursprung und Bedeutung
- Kontext:
- Descartes suchte nach einer absolut sicheren Grundlage für das Wissen, einem unerschütterlichen Fundament, auf dem sich alle weiteren Erkenntnisse aufbauen lassen.
- Dazu verwendete er die Methode des radikalen Zweifels: Er hinterfragte alle Überzeugungen, um herauszufinden, ob es irgendetwas gibt, das nicht bezweifelt werden kann.
- Der radikale Zweifel:
- Descartes bezweifelte die Sinneserfahrungen, da diese täuschen können.
- Er bezweifelte die Existenz der äußeren Welt, da sie möglicherweise nur eine Illusion ist.
- Selbst die Existenz seines eigenen Körpers zog er in Zweifel, da es denkbar ist, dass alles nur ein Traum oder eine Täuschung eines „bösen Dämons“ sei.
- Die Entdeckung:
- Während Descartes alles bezweifelte, erkannte er, dass der Akt des Zweifelns selbst nicht bezweifelt werden kann.
- Das Denken (als Zweifel, Vorstellung, Überlegung) setzt einen denkenden Geist voraus.
- Daraus folgerte er: „Ich denke, also bin ich“ – Cogito, ergo sum.
Philosophische Bedeutung
- Erstes sicheres Wissen:
- „Cogito, ergo sum“ ist für Descartes die erste und sicherste Erkenntnis, die nicht bezweifelt werden kann. Es ist der Ausgangspunkt seiner Philosophie.
- Subjektivität und Bewusstsein:
- Mit dem „Cogito“ wird das bewusste Subjekt ins Zentrum der Philosophie gestellt.
- Die Erkenntnis des eigenen Denkens ist unabhängig von äußeren Dingen oder Sinneserfahrungen.
- Dualismus:
- Descartes entwickelte aus dieser Erkenntnis seinen Dualismus von Geist und Körper:
- Der Geist (res cogitans) ist eine denkende Substanz.
- Der Körper (res extensa) ist eine ausgedehnte, materielle Substanz.
- Geist und Körper sind zwei unterschiedliche Arten von Substanzen, die jedoch interagieren.
- Descartes entwickelte aus dieser Erkenntnis seinen Dualismus von Geist und Körper:
- Rationalismus:
- „Cogito, ergo sum“ steht für den Beginn des Rationalismus, der die Vernunft (ratio) als Grundlage aller Erkenntnis betrachtet.
Kritiken und Diskussionen
- Zirkularität:
- Einige Kritiker, wie Pierre Gassendi, warfen Descartes vor, dass das „Cogito“ zirkulär sei: Es setzt bereits voraus, dass Denken und Existenz verknüpft sind.
- Descartes antwortete, dass das „Cogito“ eine intuitive, nicht deduktive Erkenntnis sei.
- Existenz und Denken:
- David Hume kritisierte, dass aus der Existenz des Denkens nicht unbedingt die Existenz eines einheitlichen Ichs folgt.
- Für Hume ist das Ich lediglich eine Ansammlung von Wahrnehmungen.
- Moderne Perspektiven:
- In der modernen Philosophie wurde das „Cogito“ weiterentwickelt, z. B. durch Edmund Husserl in der Phänomenologie, der die bewusste Erfahrung des „Ich“ ins Zentrum stellte.
Relevanz
- Grundlage der modernen Philosophie:
- „Cogito, ergo sum“ markiert den Übergang zur modernen Philosophie, die das Individuum und das bewusste Denken in den Mittelpunkt stellt.
- Selbstbewusstsein und Subjektivität:
- Descartes’ Entdeckung hat bis heute Einfluss auf Diskussionen über das Bewusstsein, die Subjektivität und die Natur des Selbst.
- Naturwissenschaft und Philosophie:
- Der cartesische Dualismus beeinflusste die Entwicklung der Naturwissenschaften und die Trennung zwischen den Geistes- und Naturwissenschaften.
Fazit
„Cogito, ergo sum“ ist nicht nur ein prägnanter Ausdruck für Descartes' Suche nach Gewissheit, sondern auch ein revolutionärer Wendepunkt in der Philosophie. Es hebt die Bedeutung des Denkens und des bewussten Subjekts hervor und hat sowohl in der Philosophie als auch in den Wissenschaften weitreichende Konsequenzen.
Falls Sie mehr über die Weiterentwicklungen oder die kritische Auseinandersetzung mit dem „Cogito“ erfahren möchten, lassen Sie es mich wissen!