Das Partizipatorische Welttheater – Reise in die innere Materie 2009

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Das Partizipatorische Welttheater – Reise in die innere Materie

Ein repräsentatives Kunstwerk der Welt als Lernort und Lernverfahren einer

Strategie des vernetzten „Weltgehirns“

Ausstellungskonzept für die Akademie der Künste Berlin

Inhalt

I. Einleitung (Seite 3)

II. Vorgeschichte und Ausstellungskonzept (Seite 5)

             Die Schöpfungsgeschichte (Seite 6)

             Temporäre Kunsthallen (Seite 7)

             Das Partizipatorische Welttheater (Seite 7)

                           Ausstellungskonzept - Zeus und die Kopfgeburt der Athene (Seite 9)

III. Ausstellungsbeschreibung: Repräsentative Konstruktionselemente der Installation des Toleranzraums

(Seite 10)

1. Die Räume (Seite10)

Der erste Ausstellungsraum (Seite 11)

Der zweite Ausstellungsraum (Seite 10)

             Die Göttin (Seite 11)

             Eintritt in die Geburtshöhle (Seite 12)

             Der große Astronaut ( Seite 12)

             Die Magie der Geburtshöhle (Seite 14)

             Die Wiedergeburt des modernen Menschen (Seite 14)

Der dritte Ausstellungsraum (Seite 14)

             Der geläuterte Mensch (Seite 15)

             Der Werkbereich (Seite 15)

             Die Tanglandschaft (Seite 16)

             Die Terminals: Die virtuelle Ausstellung (Seite 16)

             Die Website (Seite 17)

2. Objekte, Diskurse und Bedeutungen (Seite 18)

             Objekte (Seite 18)

             Aus der Schöpfungsgeschichte: Die Wiese (Seite 16)

             Die Wasserwirklichkeit (Seite 19)

             Diskurse und Bedeutungen (Seite 19)

Die Vergoldung (Seite 19)

             Die Identitätswunde (Seite 19)

             Erhabenheit (Seite 21)

             Zur Zivlisationskrise: Die künstlerische Überwindung der Ohnmacht (Seite 23)

             „Die deutende Göttin“ schafft den Gesamtzusammenhang (Seite 23)

             Die fiktive prähistorische So-Heits-Gesellschaft (Seite 24)

             Utopie (Seite 25)

             Ursache und Zweck (Seite 26)

IV. Perspektiven des Gesamtkunstwerks der Partizipation: Die Installation als virtuelle Praxis einer Utopie

(Seite 27)

V. Finanzierungsplan/ Kostenberechnungen ausführlich und Beschreibungen der Objekte (Seite 35)

VI. Lebenslauf, Ausbildung, Künstlerischer Werdegang, wichtigsten Ausstellungen, Projekte (Seite 38)

VII. Presse und Arbeitsbeispiele (Seite 35)

I. Kann Kunst die Gesellschaft verändern? Das zu beweisen, daran können Sie jetzt partizipieren. Hierzu lädt in einer zuerst virtuellen, später realen Temporären Kunsthalle das Projekt „Das Partizipatorische Welttheater - Reise in die innere Materie“ ein. Vorbereitet wird dies ab 2010 mit einer Website als reale Utopie einer interaktiv animierten, globalen Simulation, an der sich jede und jeder per Internet beteiligen kann. Die gleichnamige Ausstellung in der Berliner Akademie der Künste ist vorgesehen für die Jahre 2012/ 2013.

Das Vorhaben dieser ästhetisch-genetischen Kunsttheorie zwischen Kunst und Künstlichkeit ist die Initiative für eine ganzheitlich integrative Weltgesellschaft. Es ist die Arbeit an dem Modell und innerhalb der Vorstellung einer ganzheitliche(re)n Welt. Es wird das subjektive Ästhetik- und Kunstverständnis der Gegenwart verändern. Weg und Ziel ist die Empfindung eines Toleranzraumes der evolutionären Bedingungen und Prozesse und die Erfahrung der ganzheitlichen Partizipation aller Menschen daran.

Ein ganzheitlicherer Begriff von kreativer Produktivität wird entstehen. Ihm liegt ein Begriff von „Kunst“ in seiner umfassenden Wort- wie Begriffsbedeutung und seinen zahlreichen Facetten zu Grunde: Können, Fähigkeiten, techné, Handwerkszeug, Materialerfahrung, Kunst „im eigentlichen Sinne“ und Vieles mehr. So auch die Auffassung, dass sich die heutige Welt richtig nur durch Kunst erklären lässt. Es schließt die Überlegung ein, daß die Kunst eine partizipative Dynamik entfaltet. Die theoretische Grundlage hierzu hatte Joseph Beuys gelegt: durch die Feststellung, dass alles (vom Menschen Geschaffene) Kunst ist und alle vom Menschen hervorgebrachten Artefakte als solche und in ihrem Wortsinn zugleich Konstrukte sind. Gleiches gilt für Weltanschauungskonstrukte. Dem entspricht die Auffassung, daß jeder Mensch ein Künstler ist. Durch das Skulpturieren als Handwerk, Prozeß und Werkauseinandersetzung können diese Konstrukte als Teil und Partizipation von und an Erkenntnisprozessen über das Sein und Tätigsein in der Welt begriffen werden. Mit der Dingwelt und dem Individuums-Konstrukt werden geistige Vorstellungen und Interpretationen des Menschen in Modellen und Axiomen dargestellt.

In einem ersten Schritt wird eine künstlerische Bestandsaufnahme von weltanschaulichen Einseitigkeiten vorgenommen. Diese setzt sich mit Globalisierungsproblemen und Zivilisationskrise der jetzigen Weltgesellschaft aus einander. Die Wechselwirkungen ökonomischer und ökologischer Prozesse, von Katastrophen, Klimaproblematik, Konsumentenhaltung und Identitätswunde werden in einem geistigen Labor untersucht.

Hinzu tritt in einem zweiten Schritt ein partizipatorisches Arrangement für Alternativen zur jetzigen Problematik. Die globale, polyperspektivische, interdisziplinäre Simulation einer notwendigen neuen Gesellschaftsform, Weltordnung und eines „Gesellschaftsvertrages“ auf künstlerischer Grundlage wird geschaffen. Sie soll in einem geistig-materiell-künstlerischen Wettbewerb von kreativer Gestaltungskraft mit statt gegen einander vervollkommnet werden: durch ein integratives, soziales, ganzheitlich partizipatorisches Bürgerengagement in einer global skulpturierenden, lebendigen Bürgergesellschaft. soll die gemeinschaftliche Kunst- und Künste-Gesellschaft. Diese verstanden als gegenseitige Förderung und umfassende Aktivierung der je „eigenen“ Fähigkeiten und geistigen Ressourcen, verbunden durch die gemeinsame Sprache der verschiedenen Kulturen des Modellierens an der „Weltskulptur“.

So ist ein anderes, Werkprozesse künstlerisch gestaltendes Mensch-Sein mit dessen vielfältigem Handwerkszeug, sind Maßstabssysteme, Regulationssysteme und Regelwerke einer neuen „Weltformel“ gefordert, die zugleich jedoch in einem dialektischen Prozeß wieder in Frage gestellt werden. Für dessen Verstetigung zeichnet die eben so gedachte, virtuelle gesellschaftliche Institution und Instanz einer evolutionären „Weltfirma“ verantwortlich. Als deren notwendiger gemeinschaftlicher Bildungsauftrag wird eingefordert, die eigene Initiative zu diesem skulpturell-bildnerischen Prozeß zu fördern – nicht, ein festes Bildungskonglomerat zu reproduzieren. Das Projekt des partizipatorischen Welttheaters und der dazu gehörigen Website, der dringend die Bildung weiterer Initiativen nachfolgen sollte, soll die virtuelle Plattform für diese Instanz darstellen.

In dem Identifikationsprozeß, nicht nur „Subjekt“, sondern auch „Objekt“ des Gesamtkunstwerks der Skulptur bzw. ihres Werdens zu sein, ist der Mensch Teil des Skulpturierungsprozesses, an dem alle übrigen Menschen mit arbeiten. Die Skulptur der Welt, die skulpturelle Welt, das Partizipieren und Formen an ihr und am Menschen selbst ist das Wesen des Seins. Es wird spielerisch von immer Neuem und doch anders geformt. Freiheit, Vorstellung und Wille werden durch einen Toleranzbereich definiert. So ist der Mensch kein Gegenüber mehr, sondern ein denkend agierender und reagierender Teil einer Prozeßhaftigkeit. In dieser Prozeßhaftigkeit wird die künstliche Trennung von „Individuum“, Gesellschaft und Welt aufgehoben. Dies ist genau dann und so lange der Fall, als der Mensch im Kontext dieses erlebten Prozesses handelt.

Im Bewußtsein der Systemanalyse, von Multikausalität, Mechanismen und Strukturen der Weltanschauungen und Erleben von ganzheitlicher Partizipation und Einheit werden Handlungs- und Gestaltungswille, das Gemeinschaftspotential so wie die vielfältigen Ressourcen und Fähigkeiten (Künste bzw. technés) aller Menschen aktiviert. Es wird ein verantwortlich tätiges und handelndes Verhalten in der Welt trainiert. Aus dem Rezipienten wird der Partizipient.

Ein skulpturelles Gesamtkunstwerk, eine ganzheitliche Weltskulptur aller Menschen soll entstehen, die erst vollendet ist, wenn alle Menschen als Teil eines „globalen Dorfs“ daran mit gearbeitet haben werden. Doch auch diese Skulptur befindet sich, im Sinne des permanenten Partizipierens, in steter Bewegung. So soll der Mensch sich und seine (Um-) Welt bewusster als Produkt oder Konstrukt seines eigenen Entwurfs begreifen, sein Verständnis und den bzw. seinen Entwurf von der Welt verändern können lernen.

II. Vorgeschichte und Ausstellungskonzept

Hier ist ein interdisziplinäres künstlerisches Lebenswerk verdichtet: eine Garten-, Rezeptions- und Partizipationskunst, die uns hineinführt in Erlebnis- und Lernorte, um gemeinsame Erkenntnisse und Wertungen zu gewinnen und uns nicht nur, wie in Platons Höhlengleichnis, von den Fesseln traditioneller Vorurteile zu befreien. Grundlage ist das in den vergangenen 45 Jahren entstandene Gedankengebäude und Gesamtvergleichsbild des 60-jährigen Verrichtungs- und Partizipations-Künstlers Wolfgang Fenner, für den dies auch eine Art Werkschau dieses künstlerischen Lebenswerks ist. Durch das Nachvollziehen der repräsentativen künstlerischen Entwicklung Fenners und der dieser zu Grunde liegenden Gesetzmäßigkeit wird zugleich repräsentativ die Wirklichkeit des Weltentwurfs seiner künstlerischen Arbeiten dokumentiert. Der einzelne Künstler weist durch sein Schaffen auf die morphische Wirklichkeit hin, indem er in der Inspiration lebt.

Mit einer Ohnmacht-Wahrnehmung und –Auseinandersetzung geht dieses Projekt zurück auf die Entwicklung eines ersten Gesamtkunstwerks einer Gesellschaftkritik. Anlaß: die „Club-of-Rome“-Studie und die Neutronenbombe 1973. Auf Grund dieser existenziellen Bedrohung entwarf Fenner ein „Frühwarnsystem“. Dessen Inhalt ist Gleichnis und Metapher zu dieser künstlerischen Arbeit: das Nicht-verändern-Können einer historisch geschaffenen Situation. Individuums-Verständnis, Politiker/innen, Wissenschaftler/innen, die maßgeblich auch die historische Entwicklung präsentieren: Das ernste Thema in Form einer Konferenz der Verschiedenartigkeit von menschlichen Interessen, streitenden Parteien und Darstellungen - mit Verschwörungs- und Schuldvorwürfen. Und doch kommen wir mit moralischen Vorwürfen nicht weiter. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die technologische Revolution eine Schöne neue Welt bescheren wird oder ob ein gründlicher Sinneswandel die Menschen zur Gesundung ihrer Verhältnisse führen wird - in Ergänzung der These, daß Kunst die Gesellschaft verändern kann.

Im Jahr 1989 hat sich Wolfgang Fenner mit der Auflösung der innerdeutschen Mauer beschäftigt. Ihn wie viele andere Menschen trieb das Gefühl und die Vision der Veränderung um. Dadurch entstanden in Deutschland viele Demokratiewerkstätten der unterschiedlichsten Art. Bei Fenner entstand nach Jahren das Gefühl des Scheiterns der damit verbundenen Wünsche: die Veränderung der nun „gesamtdeutschen“ BRD und eine neue Gesellschaftsform. Er ging zur Untersuchung in seinen Garten in Ratzeburg und fing an, den Boden abzutragen. Nur wenig unterhalb der Oberfläche stieß er auf eine Schicht der Eiszeit und ging in seiner Vorstellung darauf zurück. In seinem künstlerischen Streben erstellte er eine Versuchsanordnung um Eiszeit, Schöpfungsgeschichte, Eigentum, Isolationsräume und Trugbild.

Die Schöpfungsgeschichte

Die Schöpfungsgeschichte in Fenners Vorstellung umfasst die Zeit seit dem Ende der Eiszeit. Er stellte und stellt die Frage: Warum ist das System, auch in seiner heutigen Gegenwart, gescheitert? Diese Wirklichkeit wird an Hand der repräsentativen Schöpfungsgeschichte nachvollzogen. An Hand der Versuchsanordnung versuchte er, zu analysieren: Was ist der Jetzt-Zustand der Realität? Wie ist sie strukturiert? Was ist der Mensch dabei oder darin? Dies versuchte und versucht Fenner, in allen Facetten anzudenken. Dazu gehört die Entstehung und In-Frage-Stellung der Weltbilder, die Verwendung von Begriffen und Sprache. Er entwarf Objekte als Untersuchungsgegenstände und Denkobjekte. Hier kommen eine weitere Frage und ein geistiger Diskurs auf: Was liegt der Urteilskraft zu Grunde, wozu gereicht sie, wenn diese Objekte vom Untersuchenden selbst und selbst-repräsentativ an Stelle des Rezipienten geschaffen wurden? Leben wir in einer suggerierten Welt? Illusionieren wir uns permanent selbst (Höhlengleichnis)? Der „lachende Dritte“ einer Welt zwischen Beherrschten und vermeintlich Herrschenden ist die eigentliche Herrschaftskonstruktion der Realität. Sie lässt uns denken, wir seien frei. Die suggerierte Welt ist jedoch nur so echt, wie wir sie uns wünschen. Wir denken, wir können Alles in der Welt haben. Fenner stößt zu den Gründungsmythen der Menschheit vor. Wir schaffen immer weitere Überbauungen und Schichten über der Eiszeit und der eigentlichen Realität. Wir sehen fast nur das, was wir uns permanent selbst geschaffen haben. Wir besitzen uns nicht ein Mal selbst. Die Schöpfungsgeschichte stellt das Handwerkszeug dar zur dialektischen Aufklärung, die durch eine klare Analyse eine Bewußtwerdung über die vorstellbare Version des Anderen bzw. des Ursprungs und der realen „Zweckursache“ erreichen will.

Die Analyse der gegenwärtigen Realität ergibt: Wir leben bereits in der Katastrophe – wie insbesondere in der Klimakatastrophe. Das jetzige System ist bankrott. Seine Stärke besteht in einer eskapistischen Tendenz, die das Eingeständnis dieser und die Verantwortung für diese Realität je anderen Menschen, mithin der Zukunft überantwortet. Die Vision des vorliegenden Projekts des Partizipatorischen Welttheaters strebt an, dies zu überwinden.

Temporäre Kunsthallen

Das Projekt der ersten temporären Kunsthalle 1992/93 in Ratzeburg war ein sozialer Organismus der Katharsis. Die zweite Kunsthalle auf Zeit 1993/94 im Haus der Demokratie in Berlin hatte zum Thema die „Vision 2000“. Zum Thema eines anderen Verständnisses der Globalität folgte der Aufruf zur Zusammengehörigkeit aller Lebewesen, welcher 1993 durch die Künstlergruppe kollektive Kreativität zum ersten Mal erfolgte. Diese hatte sich anläßlich der Aktionstage der lebendigen Bürgergesellschaft am Brandenburger Tor zum bunten "globalen Dorffest" getroffen. Ein Ziel der Aktion war die Auseinandersetzung mit einem erweiterten Begriff von Einheit und Partizipation, welcher über die Nation hinausgeht und die Menschheit und die Erde in ihrer Komplexität erfasst. Ziel aller Projekte war so schließlich auch die gemeinsame Suche nach Lösungsmodellen.

Das Partizipatorische Welttheater

„Das Partizipatorische Welttheater - Reise in die innere Materie“ als Zusammenfassung der vorherigen Projekte ist so die Zusammenfassung einer Art globalen Rettungsversuchs. Es verdeutlicht den falschen Umgang mit den die Menschen durchdringenden und umgebenden Gesetzmäßigkeiten und Begrenzungen. Sie ist konstruiert als ganzheitliche Skulptur und setzt sich aus drei Räumen zusammen. Der Betrachter soll beim zuerst virtuellen, schließlich realen Durchschreiten der Räume, die als Höhlen Teile der Gebärmutter der Göttin Metis sind, in einem ersten Schritt zum Rezipienten werden und in einem zweiten schließlich zum Partizipienten. Durch die Zur-Verfügung-Stellung der verdinglichten Analyse des alten und eines neuen Weltentwurfs als umfassendes skulpturelles Gedankengebäude soll dem Rezipienten die Möglichkeit eröffnet werden, zum Partizipienten der Wirklichkeit, der Weltskulptur, zu werden, die er erlebt und verändert. In und an den Fotogeschichten und Objekten sowie in zwei Arten unterschiedlicher Ästhetik-Erfahrung: der kalten und warmen Ästhetik.

In dieser künstlerischen Ausstellungsarbeit und der interaktiv animierten Website „Temporäre Kunsthalle“ wird das Gedankengebäude gemeinsam ge- und erdacht und errichtet: eine energetische, nur gedanklich existente Skulptur. Sie ist in ihren Teilen, ihrem verwendetem Material und Handwerkszeug, lokal durchaus je real und physisch greifbar – überall auf der Welt, wo Menschen an ihr partizipieren. Sie existiert in ihrer Ganzheitlichkeit zugleich nur durch unser und in unserem gemeinsamen Skulpturieren und ist so im zuvor genannten Sinne nur bedingt mit der Hand tast-, fass- oder verortbar. Sie ist die Summe, der Prozeß, die Dauer unseres gemeinsamen Skulpturierens: in dem Augenblick, in dem wir gemeinsam skulpturieren, und so lange wir es tun. Dieser Prozeß ist nie abgeschlossen. Sein Kern ist das Partizipieren an der Skulptur.

Ziel ist es, die Ausstellungsinstallation als interaktiven Raum so zu gestalten, dass ein Besucher neugierig gemacht wird. Er soll nicht umhin können, sie zu betreten, sich mit ihr zu beschäftigen, sie insbesondere im Raum 3 zu verändern, Spuren zu hinterlassen, Grenzen zu verwischen oder zu überschreiten, die in einen Rückkopplungsprozess eingebunden sind, den man bemerkt - geistig wie materiell. Er wird so vom Rezipienten zum Partizipienten mit einem Verantwortungsbereich, der sich potentiell und prinzipiell auf das Globale erstreckt. Eine globale Interaktion entsteht und der User im virtuellen Teil wird wie in einem weltweiten Simulator an die Begrenzungen der materiellen Existenz durch die dahinter stehenden Gesetze, die „Weltformel“, heran geführt.

Als Rezipient soll er ein Interesse daran entwickeln, in die Wahrnehmung der reinen Empfindung und ihrer unterschiedlichen Konstitutionen einzusteigen und die sich – wie in der DVD-Dokumentation zu sehen - überlappenden Isolationsräume kennen zu lernen. Der Rezipient soll zu einer Tradition der Rückbezüglichkeit zur Welt und zu den evolutionären Bedingungen zurückfinden. Auf diese Weise sollen der Toleranzraum der Wirklichkeit von evolutionären Bedingungen, Regulationsprozessen und Gesellschaftsstrukturen sowie deren Wertungen spielerisch wahrnehmen gelernt und verinnerlicht werden.

Ausstellungskonzept - Zeus und die Kopfgeburt der Athene:

In einer Variante der Götter-Generationen-Mythologie hat Zeus die Göttin Metis mit ihren drei Kindern im Bauch verschlungen. Er absorbierte die Fähigkeiten der Metis, konnte sie jedoch nicht verdauen und bekam dadurch Kopfschmerzen. Um Zeus von den Kopfschmerzen zu befreien, schlug Hephaistos (der Schmied) Zeus den Kopf auf. Und da kam Athene aus dem Kopf heraus gesprungen (die Göttin der Wissenschaft, der Kunst und der Weisheit). Welche Kern-Erfahrung der Erhabenheitskonstruktion liegt dieser mythologischen Geschichte zu Grunde? Das Herausheben, durch den Geist eine reale Geburt zu vollbringen zu können. Welche Männerweltfantasie liegt diesem Vorgang zu Grunde? Er verläßt den natürlichen Vorgang des weiblichen Gebärens und will besser sein als das natürliche Verständnis. Es geht um die Symbolik, daß Wissenschaft und Technik mit der Kopfgeburt eine Verbindung eingehen, die die Männer-Geburt gegenüber der der Frauen und der - weiblichen – Göttinnen in eine so dargestellte Überlegenheit versetzt. Eine Auseinandersetzung zwischen Matriarchat und Patarichat, zwischen Frauen- und Männerwelt und die Umwälzung zur Männerwelt als Herrschaft über die Welt und deren Grundlagen. Eine eigene Variante der Erhabenheit. Worauf baut diese auf oder welche Ängste stecken dahinter?

Die Ablösung der Göttinnen-Generation ist eine Spiegelung der realen Eroberungen mit der Übernahme von heiligen Kultstätten, deren Zerstörung später die Christen fortsetzen. Alles Heilige wird zerstört, um einen eigenen Tempel darauf zu setzen. So sind viele heiligen Höhlen als solche heute durch Tempel (christliche Kirchen) geschändet worden und kaum noch erkennbar.

Dabei musste zum Beispiel in Delphi die heilige Schlange der großen Mutter von der Priester-Königin des Apoll getötet werden, welche danach die Orakelstätte übernahm, aus der nochmals später dann ein Orakelort des Zeus entstand.

Die Fähigkeiten und die Autorität der Priesterinnen ließen sich nicht völlig unterdrücken, absorbieren oder zum Verschwinden bringen. Doch wird dies heute noch immer versucht. Dies kommt beispielsweise durch unterschiedliche Arten von Isolation oder Immunisierung zum Ausdruck.

Bei der folgenden Ausstellungs-Installation geht es um einen Orakelort in der Gebärmutter der Göttin (siehe Ausstellungsbeschreibung: Raum 2), um diesen Zustand der Herrschaft der Männerwelt und deren Technikverständnis in Frage zu stellen Raum 1), bzw. zu erläutern sowie die Fähigkeiten und die Autorität der Priesterinnen wieder herzustellen Raum 3). In der Gebärmutter mit den Kindern der Metis (als Astronauten verkleidet) soll eine Katharsis stattfinden. In diesen Zusammenhang gehört der Mythos von der Geburt der Athene.

Wie Verdrängtes hervorbricht, so taucht hier die mythologische Erinnerung wieder auf. Der Ausstellungsinstallation, deren Inhaltlichkeit und auch der Fragestellung der Athene aus dem Kopfe, dieser Zeus-Geburt, liegt die Symbolik dieses antiken Mythos zu Grunde. Dieses Geschehnis, das hier als ein historischer Fehler identifiziert wird, ist im 8. oder 9. Jahrhundert vor der Zeitenwende anzusetzen. Hieraus, aus der Realität dieses dunklen Zeitalters der griechischen Geschichte nach dem Untergang der mykenischen Kultur, sind Ausstellungsgeschichte und –symbolik zu verstehen.

III. Ausstellungsbeschreibung: Repräsentative Konstruktionselemente der Installation des Toleranzraums

1. Die Räume

Vor dem Eingang des ersten Raumes steht ein Leitsatz: “Ich bin nicht der, den Sie in den Fotos zu sehen meinen.“

Der erste Ausstellungsraum soll dem Rezipienten sein Weltbild vor Augen führen, ihn dadurch betroffen machen und in seinem heutigen ästhetischen Verständnis hinterfragen. In ihm befindet sich eine Abbildung der Realität der Gegenwart: Sie ist durch die Wirtschaft kontrolliert, verwirrend und macht den Menschen orientierungslos. Die Perspektiven sind nicht mehr übersichtlich und daher nur schwer zu ertragen. Die Blockierung durch einen riesigen Container und dessen Gerüst in der Mitte des Raumes verhindert die Wahrnehmung eines Gegenüber und einer Strukturiertheit. Im Inneren des Rezipienten sollen sämtliche Sinneseindrücke verdichtet werden - was zu einem Gefühl von Einengung führen kann. Der Container reicht bis zur Decke des Ausstellungsraumes. In seinem Inneren befindet sich ein Auto als Ausdruck von dessen Isolationscharakter. Die Besucher müssen durch einen schmalen Gang am Container entlang gehen und stolpern über Goldbarren. Teile des Containers sind aus einzelnen Stahlblechen zusammen geschweißt, auf denen die Taten des Menschen und seine Verantwortlichkeit dafür in photographischer (Galvansierung)Technik abgebildet werden.

Ein Vorbild dieser Methode findet sich wieder in der römischen Wirklichkeit – in Reliefs, dargestellt auf einer umgekehrten Trajan-Säule. Die Verantwortlichkeit wurde von den Römern noch individuell ausgedrückt.

Im ersten Raum befindet sich auch ein überlebensgroßer Laufstall mit einer Figurine und neuester Multimediatechnik. Diese Figurine repräsentiert den bewirtschafteten Menschen sowie ein Kinderbett mit einem verletzten, blutenden Betonstein als Ausdruck der durch den Menschen verletzten Materie - zugedeckt mit einem Federbett in Ergänzung einer Zelt- und Expeditionslandschaft als Sinnbild jener Ingenieurleistungen, die es erlauben, im Eismeer überleben zu können. Letztlich und insbesondere durch das Gefühl der Einengung wird den Menschen gezeigt, wie sie sich heute real darstellen – ein Spiegelbild ihrer eigenen Einengung, der Absurdität des Individualitäts-Konstruktes, des „Individuums“ und seines Egoismus als Zweck an sich selbst.

Eintritt in den zweiten Ausstellungsraum - die Wiedergeburts-Höhle und die So-Heits-Gesellschaft: Er vertieft die Problematik. Er bildet den räumlichen wie thematischen Mittelpunkt der Ausstellung. Beim Eingang darin werden die Besucher über eine fiktive, prähistorische und zugleich zukünftige menschliche Gemeinschaft informiert: die So-Heits-Gesellschaft. In einem Schaukasten befinden sich Texte, Fotografien, Collagen und Objekte, die die fiktive Geschichte der Soheits-Gesellschaft darstellen. Sie erscheint dabei als eine wirklich gewesene Gemeinschaft, aus der dem Betrachter zentrale Motive und Artefakte quasi-archäologisch präsentiert werden.

Die Göttin

Nach dem Betreten des Raumes erblickt der Besucher den überlebensgroßen Leib einer liegenden Skulptur, der gebärenden Muttergöttin, in deren Kopf sich ein Eingang befindet. Die Oberfläche, also die Haut der Göttin als „Nahrungsskulptur“, besteht außen wie innen aus einer Nahrungsschicht mit Bohnen, Erbsen, getrockneten Früchten, weiteren Früchten und Lehm, die im Laufe der Ausstellung austrocknen, Risse bekommen und stellenweise abplatzen wird. Auch das Innere der Göttin ist als materielles Symbol für den „neuen Anzug des Menschen“, eine natürliche Haut der Durchlässigkeit, mit Lehm verkleidet.

Der zweite Eingang - zum Geburtskanal (Gebärmutterhals) - ist nach dem Vorbild prähistorischer Beispiele verkleinert, sodass der Besucher nur in leicht gebückter Haltung in die Geburtshöhle (Gebärmutter) vordringen kann. Sowohl der Geburtskanal als auch die Geburtshöhle lassen noch Anklänge an die prähistorischen Beispiele, die kretischen Geburtshöhlen, erkennen. Prähistorische und anatomische Elemente verschmelzen und mischen sich in der Wahrnehmung mit den Bildern der fiktiven Soheits-Gesellschaft. Da die Besucher nur einzeln durch den Kanal in die Geburtshöhle gelangen können, entsteht das physische Körpererlebnis der Vereinzelung, in der man sein ganzes Leben lang verbleibt.

Dem Rezipienten soll bewusst werden, dass eine veränderte Wahrnehmung eine radikale Erneuerung und Kraftanstrengung erfordert. Er geht durch diese Gebärmutter hindurch in die Geburtshöhle.

Eintritt in die Geburtshöhle

Jetzt öffnet sich der Blick auf das ganze Innere der Geburtshöhle, in deren Mitte ein überlebensgroßer gläserner Astronaut zu sehen ist, den man betreten kann und der über einer Spirale schwebt. Drei weitere kleinere, nicht gläserne Astronauten, die Kindern vergleichbar sind, befinden sich im hinteren Teil der Geburtshöhle. Sie stehen auf dem „Boden“. Einer der drei ist vergoldet, ein anderer hat eine eiserne Oberfläche und der dritte ist mit einer mit Lehm getränkten Filzhaut überzogen. Auf diese Weise erscheinen die drei Figuren orakelhaft als die nie geborenen Kinder der Metis.

Der große Astronaut

Der große Astronaut ist von einem Schwert (dem Damoklesschwert) durchdrungen und durchbohrt, das ihn zugleich hält und von der „Decke“ der Geburtshöhle herabhängt. Es ist scheinbar an nur einem Pferdehaar befestigt. Das Schwert als Objekt der Tat ist eine motivische Verdichtung der projezierten Symbolbezüge, sodass es den auf dem Stuhl sitzenden Rezipienten nicht nur symbolisch, sondern auch real in die nur von außen sichtbare Projektion einbindet. Besonders zu erwähnen ist die Projektion im Sichthelm des Astronauten (der Sichthelm wird zum Fernseher). So läuft im Kopf des Astronauten ein Film ab, der heutige Isolationsräume zeigt: die „Reichen“ auf ihren Isolationsinseln mit Schiffen und Palästen, also mit ihrem Lebensstil-Gehabe, deren Bilder sich mit den Bildern der ihnen ausgelieferten Masse abwechseln. Der Film geht zurück auf meinen Fotoroman „Immer an der Wand lang“. Auf diese Weise erscheint er orakelhaft. Der große gläserne Astronaut gibt sich somit als der die Athene aus seinem Kopf gebärende Zeus zu erkennen, der Metis und deren drei ungeborene Kinder verschlungen hatte. Ziel ist, diese Geburtsform in Frage zu stellen und eine reine Empfindung und Katharsis einzuleiten.

In der Fortsetzung des Schwertes sieht man einen vergoldeten Spaten als Symbol der Tat. Dieser sticht unterhalb der Gestalt des gläsernen Astronauten in einen Sandkasten in der Mitte der Spirale ein. Weiterhin führt aus dem gläsernen Anzug des Astronauten eine Nabelschnur zu einem Maschinenblock, der jedoch nicht funktionsfähig ist; die Stromzufuhr ist unterbrochen. Diese Maschine steht direkt neben dem gläsernen Astronauten auf dem Boden.

In ihm steht ein Stuhl, zu dem der Rezipient durch eine Tür gelangen kann. Solange die Tür nicht geöffnet wird, scheint der Stuhl in der Achse von Schwert und Spaten zu stehen. Indem nun der Rezipient das Innere betritt, wird er zu einem Teil der holographischen Installation. Zusätzlich zur Projektion soll ein reales Schwert installiert werden, sodass sich der Rezipient erst auf den Stuhl setzen kann, nachdem dieses nach oben gezogen wurde, es also den Platz freigegeben hat, aber trotzdem weiter über ihm schweben soll (getrennt durch eine Glasplatte). Dieser Prozess kann vom Rezipienten nur durch das Öffnen der Tür beeinflusst werden. Da auch der Astronaut nur einzeln zu betreten ist, tritt die jeweilige Person virtuell und verantwortlich über die Achse mit dem Mutterboden der Spirale in Verbindung. Die Abtrennung repräsentiert das durch die Wirkung der Dynamik entstandene „Urbild". Durch die gestaltende Arbeit des Rezipienten, der auf diese Weise zum Partizipienten wird, wird das „Urbild“ nachgeschaffen. In Bildrahmen erscheint der Künstler auf Fotografien als derjenige, der beispielgebend die Partizipation realisiert.

Die Magie der Geburtshöhle

Wird nun wieder der Raum der Geburtshöhle in seiner Gesamtheit ins Blickfeld genommen, so fällt auf, dass das Schwert und das Pferdehaar der beschriebenen Achse in einem licht- wie farbtechnisch hervorgehobenen Loch in der Decke hängen, das in Analogie zu den prähistorischen (kretischen) Vorbildern die Aufmerksamkeit auf einen Sternenhimmel lenkt. Die Achse scheint bildnerisch im interstellaren Geschehen verankert zu sein. Das Bild des Sternenhimmels ist nicht beliebig; es zeigt eine Sternenkonstellation von der Insel Kreta aus gesehen aus der Zeit vor etwa 6.000 Jahren. Diese Wahl rekurriert auf die Vorstellung eines magischen Einflusses von Kräften der geordneten Sternenbilder auf die scheinbar ungeordneten natürlichen Prozesse auf der Erde.

Der Situation an der Decke antwortet die bereits erwähnte Spirale. Sie wird vom Künstler durch stellenweise Überformungen mit weiteren Formationen und Strömungsbildern offensichtlich verfremdet. Schließlich befindet sich unter dem gläsernen Astronauten im Zentrum der Spirale ein Sandhügel und auf diesem ein Buddelkasten mit vergoldetem Spielzeug. Die Überformungen der Spirale sind Manifestationen gestaltender Bewegungen. Jedoch bleibt die stärkere formende Kraft der Spirale sichtbar, indem sich ihre Grundform trotz der Überformungen immer wieder zu erkennen gibt. Auf diese Weise tritt der Rezipient in ein sichtbares Feld von Wechselwirkungen zwischen ihm und den im Kraftfeld der Spirale stehenden Objekten. Er kann dieses Kraftfeld mithilfe seiner bisherigen Rezeptionserfahrung rückkoppeln.

Die Wiedergeburt des modernen Menschen

In der Skulptur des Astronauten wird die Beziehung des modernen Menschen zu seinen ästhetischen Wahrnehmungen symbolisiert. Er hat sich selbst eine künstliche, dem Leben abgewandte, mithin lebensfeindliche Welt geschaffen, lebt in ihr und hat sich einen Astronautenanzug übergestülpt, um sich gottähnlich unangreifbar zu machen. Der überlebensgroße Leib der gebärenden Muttergöttin zeigt die Möglichkeiten einer Wiedergeburt und die damit verbundene Anstrengung.

Der dritte Ausstellungsraum ist ein Arbeitsraum, die Werkstatt eines Handwerkers und als künstlerischer Arbeitsbereich ein Atelier der Praxis. Ansatz als Bildhauer-Atelier mit einem Modellierbock ist das Skulpturieren, das gemeinsame und partizipative Modellieren an der Weltskulptur. Hier liegt der Schwerpunkt in Arbeitsweise, Mittel und Zweck – in der Arbeit durch den und in der Erarbeitung des Toleranzraumes. Der Werkprozeß setzt sich aus einander mit der Annäherung an das Modell und mit dem Scheitern daran. Die daraus resultierende Unzufriedenheit über die Differenz muß ausgehalten werden. Sie ist die Schwäche des Menschen als Einzelkonstrukteur. Er erleidet zwei Arten von Differenzverlust: Einerseits die Fähigkeit, sich Realität und Ganzheitlichkeit permanent selbst neu zu erarbeiten. Andererseits das Bewußtsein, wie sehr eine künstliche ökonomistische Welt eine Differenz, eine Vereinseitigung des Realitätsbewusstseins reproduziert.

Der geläuterte Mensch

Der Raum ist in seiner Gesamtheit weniger dramatisch als die beiden vorherigen. Indem hier an den Teilen des Ganzen gearbeitet werden kann, stellt der Raum sich als gemeinsame Skulptur Gestaltung der gedachten, global-integrativen, ganzheitlich sozialen und haptischen /Taktilen Netzwerk-Skulptur dar und hebt damit auf, was zuvor gestaltet worden ist: die Gefangenschaft in Systemen der Vereinzelung und Einseitigkeit. Der anfänglich noch isolierte Rezipient ist vollständig in seine Umgebung eingebunden, erfährt sich als durchdrungenes und eindringendes Wesen in der Welt, bzw. wird sich dieser ohnehin vorhandenen Einbindung bewußt und so als Partizipient aktiviert. Die reine Empfindung wird als Zugang wahrnehmbar. Dieser Raum soll den geläuterten Menschen zeigen, der sich im Einklang mit den natürlichen Strukturen in einer Werkstatt betätigt – einer Werkstatt der natürlichen Strukturen. Sein neues Weltverständnis verhilft ihm zu neuen Kommunikationsformen. Ein Training für die allgemeine (kalte und warme) Wirkungsästhetik bietet sich an.

Der Werkbereich

Zu sehen ist ein Werkzeugbereich mit seinem Handwerkszeug, Messinstrumenten, Tabellenbuch und einer Drehbank, die den Ingenieurbereich symbolisiert. Eine Tanglandschaft (Abbild und Darstellung einer Naturformation) bildet, eingebettet in eine „organische“ Skulptur, das Zentrum der Werkstatt. Die Skulptur symbolisiert das Eingebettet-Sein des Menschen in den Toleranzraum: einen Aktionsraum, dessen Begrenzung und Regulationssystem von sich wandelnden Strukturen abhängt. Die Tanglandschaft ist selbst Bild und Ort einer Dynamik, die Formen gesetzmäßig hervorbringt. Ein Teilbereich der Tanglandschaft darf vom Rezipienten nicht betreten werden, er ist ein geschützter Raum, von der Gesamtfläche sichtbar abgetrennt und eingegrenzt. Er ist von Hügeln unstrukturierten Materials (Mutterboden, Nahrung wie Bohnen, Erbsen und getrocknete Früchte) umgeben, das von den Besuchern gestaltet werden kann. Durch dieses Modellieren sollen die hier stattfindenden Vorgänge und die dreidimensionale skulpturelle Wirklichkeit als eigentlich reale Weltanschauung den gesellschaftlichen Strukturen, einer ikonisch-zweidimensionalen Bild-Weltanschauung, gegenüber gestellt und mit einander in Verbindung gebracht werden.

Die Tanglandschaft

Die Tanglandschaft als Beispiel und Abbild der ständigen Wechselwirkungen von Ebbe und Flut: die ständige Bewegung innerhalb des Toleranzraumes. In dem wir dies, wo die Strukturen der Naturformationen und das Muster der Regulationssysteme abgebildet sind und sich materialisieren, dem Rezipienten zeigen, verinnerlicht er sie in ihrer Rückbezüglichkeit. Der Rezipient kann die Struktur der Erdwälle nachbauen, nachahmen, spüren und (be-) greifen. Dazu steht auch vergoldetes Handwerkszeug als repräsentativer Ausdruck der kalten Ästhetik zur Verfügung. Darüber hinaus ein Küchenstudio, in dem alltägliche Gewohnheiten neu und anders betrachtet werden können. Alltägliche Verrichtungen werden unterbrochen durch Erläuterungen, in denen neue Zusammenhänge hergestellt werden bzw. sich erkennen lassen.

Die Terminals: Die virtuelle Ausstellung

Im Raum sind schließlich Terminals zum Surfen angeordnet, in denen die Ausstellung als virtuelle 3-D-Animation und interaktive Simulation (nach-) vollzogen oder partizipativ verrichtet werden kann. Über sie kann auf das Material zurück gegriffen werden und damit Teil genommen werden. Die einzelnen Rauminstallationen, Objekte, Collagen, Texte und Fotozyklen aus dem umfangreichen Archiv der gesamten bisherigen künstlerischen Arbeit Fenners können abgerufen und in Bezug gebracht werden - zu einem Netzwerk von Begriffen, Symbolen und Texten, die mit Links im weltweiten Netz verbunden sind. Ein einzigartiges Experiment in einem geistigen Labor, an dem sich jede und jeder per Internet beteiligen kann und dabei die Multikausalität immer stärker heraus arbeitet. So können die Mechanismen und Strukturen der Weltanschauungen kennen gelernt werden.

Die Website

Die Website „Temporäre Kunsthalle“ ist der Vorgriff auf die reale Ausstellung im Jahre 2012 / 2013: als virtueller Rundgang durch die Ausstellung, gleichzeitig aber mehr. In ihr kommt der Gedanke des vernetzten Weltgehirns und der gedachten Welt-Skulptur besonders zur Geltung. Das Internet als Medium ist in besonderer Weise geeignet, das Projekt der Ausstellung (intuitiv) nachvollziehbar, übertragbar und, ähnlich wie bei Wikipedia, umsetzbar zu machen. Es birgt die Möglichkeit, das Bewußtsein einer kollektiven globalen Gemeinschaft mit allen Menschen zu fördern, einer passiven und aktiven Teilhaberschaft, die der aktiven Teilhaberschaft „Anderer“ gegenüber wiederum offen ist. Dieses „Anders-Sein“ soll als gedachte Differenz deutlich werden und zugleich die Möglichkeit, die Spielräume von Differenz in einem ganzheitlichen Eins-Sein spielerisch ausloten und zur Geltung kommen lassen. Auch birgt es das Potential, diese zu gestalten und ein einseitiges Individuums-Verständnis abzulösen, ohne dabei durch einen einseitigen Kollektivismus Möglichkeiten und Spielräume des Subjekts zu negieren.

2. Objekte, Diskurse und Bedeutungen

Objekte

Aus der Schöpfungsgeschichte: Die Wiese

Die Rückkehr zur „inneren“ Empfindung ist die Greifrichtung nach der Bedingungswirklichkeit der Evolution, statt „künstlich“ etwas hinein zu setzen. Die Natur soll akzeptiert werden, die Selbstverantwortung in diesem Bereich gefunden werden. Der erste „Eigentümer“ der Wiese ist die Natur – und diese wiederum als Wahrheit. Die Wiese an sich ist ein Gegenstand, aber im Rahmen der Kunst nicht mehr. Sie wird zum Träger einer Vorstellung, zum Denkgegenstand (der Mensch betritt, fühlt, ertastet die eigene Welt und seine Grenzen). Die Interpretation von Welt wird zum Kunstwerk, in dem das evolutionäre Wesen Mensch in seinem Sein lebt. Es wird durch die Tätigkeit verändert und kann auch geistig das Mensch-Sein in der evolutionären Bedingungswirklichkeit erfahren. In dieser verdeutlichten Prozesstypologie werden Energie und Materie voraus gesetzt, die auf einander einwirken. Die dabei entstehenden Muster sind weder in der Energie noch in der Materie enthalten: „Morphische Felder“ setzen einen Materialisierungsvorgang im Gehirn in Gang.

Die Wiese ist beispielhaft für eine in vielfacher Form in einander greifende wechselwirkende Einheit der Vegetation und des Gegensatzes von Gestaltungen und ungeplanten Veränderungs-Prozessen in der Natur. Der Betrachter nähert sich diesem Kunstwerk "Wiese", einem Landschaftsausschnitt, mit Assoziationen, die seinen eigenen Erfahrungen entspringen. Er beginnt, sich durch Vergleich der verschiedenen Objekte, beziehungsweise Installationen und Abstraktionen der verschiedenen Objekte (wie den Trichter im Sandgemenge), einem Thema zu nähern: den Voraussetzungen und Rahmensetzungen, Bindungen und Beschränkungen der Wirklichkeit. Diese Erfahrung und Empfindung der Grenz-Wirklichkeit des Toleranzraums wird verstanden als eine Marge, mit der man einen Abstandswert bewertet: „von ... bis…“ als Regulationsmechanismus der evolutionären Bedingungen, in die der Mensch als Lebewesen eingebunden ist.

Die Wasserwirklichkeit

Eine Analogie zu den evolutionären Bedingungen ergibt sich in der Erfahrung des schwimmenden Lebewesens Mensch. Durch die reine Empfindung dieser Vorgänge, von Zustands-Beschreibungen, Ist– und Soll- Zuständen, die zu einem Mittelwert führt, darin zu leben „tolerabel“ ist, ist eine Zukunft für den Menschen vorstellbar: Partizipation, Teilhaberschaft und Teilhaftigkeit in Gerechtigkeit, Einigkeit und „Brüderlichkeit“.

Diskurse und Bedeutungen

Die Vergoldung

Den Objekten, wie beispielsweise der Wiese oder dem vergoldeten Spaten, ist eine Bedeutung beigelegt. Diese Vergoldung ist Ausdruck und Abbildung der kalten Ästhetik und der Selbstbestimmungs-Symbolik von Isolation und Absorbierung. Er zeigt damit die Störung des evolutionären Systems.

Am Beispiel der durch Goldfarbe „besetzten“ Schultafel, die so nicht mehr funktioniert, wird die Besetzung des Geistes symbolisiert. Auch der Mensch übernimmt „goldene“ Eigenschaften. Der vergoldete Spaten ist die "oberflächliche", "künstliche" Ordnung des Menschen in der Natur, als deren Eigentümer er sich begreift. Das Nicht-Funktionieren durch Vergoldung ist ein realer, geistig-materieller Vorgang. Durch die Übernahme der materiellen Eigenschaften des Goldes erhebt sich der Mensch selbst zum ewigen Wesen. Dies ist eine „Transzendierung“ in’s Imaginäre hinein, das von den „Gläubigen“ als real empfunden wird. Sie überschreitet den Toleranzraum.

Der Mensch kann sich durch seinen eigenen Körper und dessen permanente geistige Reflexionsauseinandersetzung orientieren, in der er sich als Organismus neu erfährt.

Der eigene Ist-Zustand des permanenten eigenen Lebens als Erfahrungs- und Erlebnisräume verstärkt sich. Chiffren eines Gesamt-Zusammenhangs deuten die Ganzheitlichkeit, das Eins-Sein aller Lebewesen in der Komplexität der evolutionären Systeme an.

Die Identitätswunde

Die Identitätswunde im engeren Sinne wird hier begriffen als Realitätsverlust des Menschen, der konstituiert wird durch den paradoxen Verlust des Rückbezugs zur materiellen Natur der evolutionären Bedingungen, wie auch zur eigenen, physischen, prozeßhaften Materialität im „Kampf“ um das eigene Dasein. Dies ist die „kalte Ästhetik“. Sie wird hier wesentlich auf die Vergoldung und das Konstrukt des Individuums zurück geführt.

Sie entlarvt sich selbst als künstlich-künstlerisch imaginierte Isolation und Immunisierung von menschlichem Subjekt und menschlicher Gattung hin zur Verabsolutierung des als (absolut) frei gedachten Willens eines Individuums. Dies ist mißverstandener Materialismus und eben solche Vernunft auf Grund der apriorisierten Verabsolutierung und vermeintlichen Transzendierung durch eine ideell-„wissenschaftliche“ Konstruktion so wie hybride Selbstab- und Überhebung von der und über die Natur (à Astronaut).

So wird die Identitätswunde im weiteren Sinne als historisch-genetische Fehlentwicklung und falsche Erhabenheit (Götterwelten) konstituiert: das der Natur und so schließlich sich selbst gegenüber unverantwortliche „Recht“ des Menschen als Gattung und „Individuum“ auf Nutzen aus Natur- und Gesellschaftsgütern unter Konstruktion und Absorption von „Privatem“ (lat. privare = aneignen oder rauben), von „Eigentum“ oder „Besitz“ als einem „Individuum“ als abstrahierter Individualität zukommend und zuordenbar.

Dies ist ein irrealer Abwesenheitszustand (Flucht bzw. Eskapismus) von (der) Welt bzw. ihrer tatsächlichen Materialität der strukturierten Verknüpfungen von Wirkungs-Punkten, ihrem Beziehungsgefüge und Bezugssystem: ein bewusster Wunsch zur Einseitigkeit aus Angst vor der Welt und vor sich selbst. Der Mensch will nicht Tier und Mörder sein, will als verletzbares und empfindsames Wesen dennoch „Gottes höchstes (moralisches) Wesen“ sein (Vergoldung). „Ausgeliefert“ einem großen Ganzen, dem er sich nicht zugehörig fühlt, sondern das er transzendieren will. Aus der Angst des Ausgeliefert-Seins wird der Wille zur Beherrschung der Natur. An die Stelle des Ausgeliefert-Seins gegenüber der natürlichen, ganzheitlichen Evolution tritt das Ausgeliefert-Sein gegenüber einer menschlich geschaffenen Welt, die nicht ein Mal mehr ihre eigene Ganzheitlichkeit begreift oder zu fassen weiß. Analog dazu ist die Konstruktion und Nutzbarmachung einer verabsolutierten Ökonomie, eines Absorbierungs-Verhaltens sowie einer dem entsprechenden Konsumwelt und irrealen „Globalisierung“ durch eine einseitig ökonomistische Globalität. Dadurch wird „Individualität“ als Partizipation durch bloßes Konsumieren „begriffen“: Künstliche, auf Grund der Eingebundenheit in die ganzheitlich evolutionäre Welt eigentlich irreale, weil unmögliche Atomisierung, Vereinzelung und „Abschottung“ des „Individuums“ qua sich selbst. Als Objekt und vermeintliches Subjekt der Konsumwelt entsteht eine falsche Abhängigkeit und Hemmung der Selbstentfaltung und Einseitigkeit. Dies ist auf den Kopf gestellte Partizipation in seiner Ganzheitlichkeit: Wenige reiche Menschen haben am Ganzen Teil. Darüber hinaus und auf Grund der so konstruierten fehlenden Wahrnehmung der Ganzheitlichkeit erfolgt eine Zerstörung der eigenen (menschlichen und weltlichen) Existenzgrundlage ohne Not: eine Klima- und Umweltkatastrophe als Extrem der jetzt Situation.

Wir benötigen eine plastisch-bildnerisch skulpturelle Vorstellung von der Welt, damit das Handeln, die menschliche Tat auch mit ihren Konsequenzen, mit Verantwortlichkeit, in Verbindung gebracht werden kann. Der Mensch lebt im Kunstwerk, kann jedoch durch die Interpretation von Welt auch nur ein Kunstwerk herstellen. Hieran soll er aktiv ganzheitlich partizipieren.

Die Suche nach Lösungsmodellen, die in der repräsentativ-partizipativen künstlerischen Biographie Fenners nachvollziehbar ist, konstituiert den vorliegenden Programm-Entwurf für die Kunst und deren Erweiterung: mit dem Ziel, alle künstlerischen Bereiche in theoretischen und praktischen Auseinandersetzungen und Diskussionsrunden mit Natur- und Geisteswissenschaftlern und einem anderen Mensch-Sein als Künstler zusammen zu führen.

Erhabenheit

Erhabenheit muß in Zusammenhang mit dem menschlich kollektiven Potential und dem Empfinden partizipativer Gemeinschaft mit allen Lebewesen ganzheitlich neu definiert werden. Dazu gehört das würdevolle Leben eben so wie der Stolz, dieses Leben führen zu dürfen. Der Mensch als Tatmensch muß sich der Konsequenzen seiner Tat im Zusammenhang dieser Gemeinschaft bewußt werden – unter Kennenlernen, Achtung und Respekt seiner selbst und seiner Art oder Gattung. Dies steht dem Arten-Sterben, einem einseitigen Erhabenheits-Verständnis von Herausheben und Überhebung des Menschen entgegen.

Die Lebewesen sind von Natur aus ganzheitlich erhaben veranlagt. Erst beim Menschen wird dies vereinseitigt, denn der Mensch ist genetisch auf Streben und Fortschritt programmiert, (Erhabenheits-Grundlage) bzw.,  was er daraus macht: Überheblichkeit durch „Freiheit“ bzw. „freien Willen“ als Stellvertreter-Formen von Göttlichkeit. Dies ist eine Herrschafts- und Machtauseinandersetzung unter Lebewesen. Der ganzheitlichen Genetik liegt zu Grunde, sich im Spiegelbild der anderen Lebewesen zu erkennen.

Ganzheitlich sind Würde und Ergriffenheit – von sich selbst durch Empfindungen und Gefühle; im vorliegenden Projekt durch künstlerisch-kreative Erfahrungen innerlich berührt zu sein und eine Souveränität zu spüren. So geht es bei der Erhabenheit auch um ein Autonomie- und Autokratie-Verständnis. Mit einer Ökonomie, in der Alles bewirtschaftet werden soll, ist diese Erhabenheits- Erfahrung nicht möglich.

Der Mensch soll sich einer ganzheitlich partizipativen Grundlage der Erhabenheit und dem Eins-Sein mit allen Lebewesen nähern, das an die Stelle des Heraushebens tritt. Entsprechend muß eine Wissenspotential-Auseinandersetzung statt finden. Wissen ist heute schwerer manipulier- und privatisierbar. Es steht uns in einem gewissen Maße zur Verfügung. Nicht jedoch die mit dem Wissen verbundene Macht. Eine Wissensökonomie muß der Marktökonomie gegenüber gestellt werden: Das vorhandene Potential der Menschen soll ausgeschöpft werden. Dies führt zum globalen Kunstwerk. Gemeinschaftlichkeit und Gemeinsinn mit allen Lebewesen muß Ökonomieanspruch sein: ein Teilen und Mitteilen zur Unterstützung der ganzheitlichen Partizipation. Dem liegt auch etwas Selektives zu Grunde: Der Mensch kommt mehr auf den Punkt. Wer ist er und wodurch ist er bestimmt? Wodurch wird diese Art ökonomischen Wachstums und gestalterischer Kraft – das eigentliche Mensch-Sein in der Welt – ermöglicht?

Zur Katastrophenproblematik führt nicht zuletzt das Auseinanderdriften der verschiedenen „Erhabenheiten“ menschlicher Egos und Egoismen. Das Wesen von Einheit jedoch und das aus ihr resultierende Gefühl der Erhabenheit ist Zusammengehörigkeit. Sie wird erst durch die Vielfalt und deren Verwobenheit in der gesellschaftlichen Einheit ermöglicht. Die Anerkennung der „Andersheit“ in der vielseitigen Einheit ist die Verwirklichung des Ideals der Waage „Kollektiv – Individuum“. Dies negiert ein „Recht auf Herrschaft“ des eigenen Egos, komplementärer Wirtschafts- bzw. Ideologie-Konstrukte.

Der Inhalt des künstlerischen Experiments ist die Herstellung von Authentizität und Aufrichtigkeit. Damit ist eine zweifache Dopplung als Rückbezug auf die Vermittlung von Kunst und Wissenschaft(en) gegeben: Das Experimentelle ist Ausdruck des (empirischen) Wissenschaftsprinzips. Das Künstlerische kann hier als freie Betätigung bzw. freies Spiel der Kreativität bezeichnet werden. Zudem ist (größtmögliche) Authentizität sachlicher Anspruch von Wissenschaft und Aufrichtigkeit der mehr moralisch konnotierte Anspruch eines ästhetisch-ethischen Kunstverständnisses. Letzteres bezeichnet auch ein Aufgerichtet-Sein des Menschen in der Welt, eine natürliche Erhabenheit, die keiner Überhebung bedarf.

Die gemeinsame Kreativität kann eine konkrete Utopie schaffen, die einen Weg wirtschaftlicher, politischer und zwischenmenschlicher Orientierung zu weisen weiß.

Zur Zivilisationskrise: Die künstlerische Überwindung der Ohnmacht

Der angestrebte Glückszustand kontrastiert mit dem Erleben einer Zivilisationskrise. Diese Zivilisationskrise soll überwunden werden durch die Diskussion und Darstellung von Sachverhalten, Faktizität und Urteilskraft. Das "Partizipatorische Welttheater" als neue, kulturelle Institution, Gesellschafts- und Zusammenlebensstruktur soll der Menschheit eine Zukunftsperspektive durch die Kunst darbieten. Dies ist für Wolfgang Fenner die einzige Alternative zur jetzigen Weltanschauung. Diese neue Weltanschauung als gemeinsames, künstlerisch geschaffenes Weltmodell erklärt nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, was Körper, Geist und Fähigkeiten des und am einzelnen Menschen zur Verfügung stellen als Wettbewerbspotenzial.

Allein die Kunst mit ihren unterschiedlichen Disziplinen und ihrem Handwerkszeug kann danach die erforderliche Aufdeckung der jetzigen Weltanschauung leisten, eine praktische Lebensalternative zum jetzigen Weltverständnis und eine neue Grundlage einer zukünftigen, realen gesellschaftlichen Wirklichkeit zur Verfügung stellen. Darauf bauen Fenners künstlerische Verortungskonzepte und Arbeit auf. Durch die Kunst werden für den Menschen wieder Vertrauen und Geborgenheit geschaffen: Vertrauen auch in den physischen Körper, das ein unmittelbareres Sein in der Welt und Gegenwärtigkeit konstituiert und das „Individuum“ seiner totalisierten Vereinzelung enthebt. So findet in Musik und Tanz oder in der skulpturellen Arbeit die Tätigkeit durch das unmittelbare Erfahren bewußter statt. Zusätzlich schaffen Kunst und Künste eine ganzheitlich gefasste Partizipation.

„Die deutende Göttin“ schafft den Gesamtzusammenhang

Der gedankliche Zusammenhalt der Ausstellungsthemen wird durch das Thema der Göttin bzw. Geburt vorgegeben. Wie in den alten Mysterien ist das Hindurchgehen eine geistige Geburt, eine neue Begegnung mit der Welt und ein Gefühl für Gemeinsamkeit, Eingebettet- Sein, für die Begegnung mit einer Wirklichkeit, die über die Sinneserfahrung hinausgeht. Es geht um eine Verbindung des ordnenden Geistes mit der Empfindungs-Einheit in einem Partizipations-Raum - ähnlich den griechischen Kulturbauten, in die sich die Menschen bei rituellen Zeremonien (Initiation) hineinbegaben, ähnlich auch den Giebelfiguren des Tempels von Aigina. Die Ausstellung ist so ein ritueller Spielort, in dessen Räumen Dinge, Gestalten und Vorgänge symbolisch bzw. begrifflich aufeinander bezogen werden. Das Nicht-Sichtbare ist dabei das Eigentliche, der transzendente Hinter- oder Urgrund, die Göttin und ihre Entscheidungen.

Die Ordnung zeigt das Lebensgefühl einer ganzheitlichen Welt. Dies soll zurückführen zu einer Ursprünglichkeit, zu „Gaia“, der Urgöttin, aus der alles Leben hervor ging. Doch wir glauben nicht an sie wie eine Religion an sich selbst glaubt. Ein mögliches Ziel ist der Glaube an Gaia oder an sie nur als Synonym für eine evolutionär prozeßhafte Ganzheitlichkeit an Stelle geistiger Zersplitterung. Gaia als Synonym ganzheitlichen Denkens und verbindendes Moment einer sich zersplitternden Wissenschaftslandschaft.

Wir benötigen heute wieder ein Verständnis von Ganzheitlichkeit und Eins-Sein – und daraus heraus einen Gesellschaftsbegriff. Der Jetzt-Zustand gehört zu dieser Ganzheitlichkeit – sonst trennt sich „unsere“ Tat davon. Die Evolution findet auch jetzt statt – sie ist nichts Vergangenes. Dies führt uns zu dem Begriff der „Biozönose“ bzw. „Biokoinose“ (bios = Leben; koinos = Gemeinsames), einem gemeinschaftlich verstandenen Leben bzw. einer „Lebensgemeinschaft“ mit allen Lebewesen und mit Allem überhaupt. Davon geht das Vorliegende als Konstruktion einer Gesamtheit aus: der ganzheitlichen Partizipation von und mit Allem. Durch diese Konstruktion wird auch die Kunst, das Künstliche, das (durch den Menschen) „künstlich“ Konstruierte als etwas („schon immer“) Natürliches begriffen. Hierdurch soll das gegenwärtige, „abgeschottete“, atomisierende Subjekt-Verständnis abgelöst und der hiermit eng verzahnte ideell-ideologische Überbau des einseitigen Ökonomismus überwunden werden. Die einseitige Gesamt-Konstruktion der Ökonomie wird durch eine evolutionär rückgebundene Ganzheitlichkeit überwunden.

Die fiktive prähistorische So-Heits-Gesellschaft

Aus der Suche nach einer Perspektive wird das Zukünftige zur Vision der Notwendigkeit, zum Ziel, dem jetzigen ein neues Gesellschaftssystem gegenüberzustellen. Dies führt zu einer fiktiven prähistorischen Gesellschaft: Die So-Heits-Gesellschaft ist im Besitz einer Zeitmaschine, mit der man evolutionäre Rückkopplungen anstellen kann bzw. mit der holographische Räume kreiert werden können. Ergänzt wird das Lernen durch andere Zugangsweisen zum Menschsein über den Körper und dessen Wassergedächtnis, durch spielerische Rituale, die im Wasser und am Strand zelebriert werden. Der fiktive Ort wird zur Erlebniswelt stilisiert, zum Schauplatz einer virtuellen impliziten Ordnung.

Als Lernkonzept: Die So-Heits-Gesellschaft ist der Entwurf einer fiktiven alternativen Lebens- und Gesellschaftsform – als gedachter „Urzustand“ - in einer prähistorischen Kultur auf Kreta vor sechstausend Jahren. Sie ist verwurzelt im Kollektiven als Modell für die Zukunft. Die literarisch häufig benutzte Technik (Science Fiction und Fantasy-Literatur) der „Vergangenheitsutopie” wird auf der Ebene der Bildenden Kunst eingesetzt, um eine Vision vorstellbar zu machen bzw. deren gedankliche Beschreibung zu ermöglichen. Die Idee basiert auf einem Trick, der von denjenigen, die sich mit ihr beschäftigen, den psychologischen Druck bei der Zukunftsgestaltung nimmt, da ihre Vision in der Vergangenheit ja bereits realisiert worden war. Die Verlegung der Utopie in die Vergangenheit eröffnet erlebnishaft die Möglichkeit ihres Vergleichs mit der Gegenwart und lässt dadurch stärker die Widersprüchlichkeiten unserer jetzigen Gesellschafsform hervortreten.

Dieses utopische Gesellschaft-Modell orientiert sich an der Ideal-Vorstellung einer Skulptur muß praxistauglich ausgearbeitet, abgewandelt und skulpturiert werden.

Utopie

Das Partizipatorische Welttheater als virtuelle Ausstellung und Gedanken- (bzw. gedachtes) Konstrukt, die dialektisch imaginäre Reise in die Materie und der Nicht-Ort, der, weil virtuell, überall und nirgends sein kann, symbolisieren und metaphorisieren einerseits die ideelle Vorbereitung der materiellen Ausstellung. Andererseits eine reale Utopie: Die virtuelle Temporäre Kunsthalle ist heute noch Phantasie und wird morgen Realität.

Sie verbindet das haptisch und physisch konkret Greifbare mit dem zugleich metaphysisch Immateriellen der Ganzheitlichkeit (des Begreifens der, auch physischen, Zusammenhänge der Einzelerscheinungen der Welt).

Es ist in so fern kein naiver Idealismus, sondern materielle Realität par excellence: die Rückbezüglichkeit zum Toleranzraum der evolutionären Bedingungen. Es stellt darüber hinaus das gegenwärtige Weltkonstrukt in seiner eskapistischen, vor sich selbst und der Realität flüchtenden Tendenz (Identitätswunde) in Frage und enthüllt es als die in Wahrheit falsche und irreale Utopie. Zu dieser irrealen Utopie und Fiktion wird hier auch die „Selbstbestimmung“ als „Idealität“ und apriori im Sinne Kants gezählt, die in ihrer heutigen Ausprägung das „Individuum“ verabsolutiert und von der es umgebenden (Bezugs- und Beziehungs-) Realität künstlich isoliert.

Ursache und Zweck

Die von sich aus unmittelbar vorhandene Natur ist immer Ursache. Das Rutschen auf einer schrägen Schnee- oder Eisfläche ist substantielle Eigenschaft, Zweck-„Bestimmung“ und daher Ziel (telos) ihrer selbst. In der exemplifizierten Schöpfungsgeschichte in der Ausstellung wird diese Eisfläche „vergoldet“, also einem neuen Zweck zugeordnet. Sie bleibt jedoch rutschig und gefährlich, weil die Ursache der Glätte bestehen bleibt. Die oberflächliche Veränderung (Vergoldung) schafft keine neue Kausalität. Um diese immanente Kausalität geht es bei der vorliegenden künstlerischen Arbeit und deren Abbildung. Die Sichtweise des Ignorierens von Gefahr soll innerliches Unverständnis beim Betrachter auslösen.

Es wird hier unterteilt in drei Schritte der falschen Logik einer Ideenlehre. Zum Einen die Natur an sich (ohne den Menschen), die evolutionären Bedingungen. Zum Zweiten das Greifen und Begreifen, das zum Haben, Bekommen (-Wollen) – schließlich zum Besetzen führt. Es soll verdeutlicht werden, daß der Mensch zwar Alles greifen kann und soll, durch die Natur sogar dazu gezwungen ist – daß dies aber nicht drittens zur Wollust oder Habgier werden darf, die Natur zum Objekt oder zum Denk-Gegenstand zu machen. Sie ist nicht Gegenstand von Besetzen, Besitzen, von Eigentums-Interessen und deren Durchsetzung in der eigenen Umsetzung von Autonomie und Autokratie. Der Mensch kann die Wiese, vor der er steht, greifen, jedoch nicht (dauerhaft) nehmen. Sie ist sein Eigentum wie das der anderen Menschen, jedoch nicht sein Besitz, kommt ihm auch nicht als „individuell eigen“ zu. Als Drittes kommt in der Ausstellung die Decke hinzu, die der Mensch auf die Wiese legt - wodurch er Isolation von der Natur schafft. Diese fort gesetzte Isolation führt zu einer „Vergoldung“ des Menschen, der vermeintlichen Selbstbestimmung analog dem Individuums-Begriff. Er erhebt sich über die Natur, betrachtet sich nicht mehr als Teil von ihr und konstruiert sich damit zu „Gott“. Er vergeistigt, überschreitet die materielle Rückbezüglichkeit des Geistes und wird zum immateriellen Transzendenz-Wesen. Doch dies kann nur eine eskapistische Vorstellung sein. Der Mensch bleibt, was er von seiner Natur aus ist, und kann sich von natürlichen, evolutionären Bedingungen und Prozeßhaftigkeiten nicht losgelöst – isoliert – bewegen.

IV. Perspektiven des Gesamtkunstwerks der Partizipation:

Die Installation als virtuelle Praxis einer Utopie

Durch die aus diesem künstlerisch-ästhetisch gewonnene, geistig und körperlich erfahrbare vergleichend-integrative Haptische soziale Skulptur als eigentliches Modell, Kunstwerk, Axiom und im Gesamtzusammenhang vorgestellter Zustand des Menschen wird ein kollektiv-kreatives Handlungspotential angesprochen, das Zukunftsperspektiven eröffnet. Es handelt sich nicht um ein Abbild-, sondern um ein Vorstellungsmodell eines jetzt nicht vorhandenen Zustandes. Der Rezipient erlebt das Modell des Ist-Zustandes (Abbildungsmodell) als Weltanschauung, die aus der Deutung des Ist-Zustandes selbst geschaffen wurde. Bei diesem Abbild-Modell ist die Analyse der Faktizität die Voraussetzung und die Deutung richtet sich nach den Gewohnheiten und Erwartungen oder Interessen aus, mit denen sich der Mensch selbst Fesseln anlegt. Das Vorstellungsmodell dagegen ist Voraussetzungs- und Interessen-los (im Sinne Immanuel Kants). Das Skulpturieren1 ist das Abgeben von Gewohnheiten, Erwartungen und Interessen in einer ganzheitlichen Kunstwelt und die daraus resultierende Entfesselung von sozialen, ökonomischen und politischen Verhaltensregeln, der Übergang von einem analytisch gedeuteten Weltbilder- und Weltanschauungs-Abbildungs-Modell zu einem Vorstellungs-Modell einer Jahrtausende alten Existenz (So-Heits-Gesellschaft).

Ein handwerklicher Vorgang, die bildnerisch-skulpturierende Arbeitsweise, wird synonymisiert damit, gesellschaftliche Strukturen zu modellieren – im dreidimensionalen Sinne zu skulpturieren - und sich so Naturstrukturen, wie zum Beispiel die Tanglandschaft, erarbeiten zu können. Die Sichtbarmachung des Kunstwerks selbst, auch wenn das auf den ersten Blick paradox erscheinen mag, ist nicht mehr Aufgabe des Künstlers, sondern die der Rezipienten und Partizipienten - jener, die an der Vorlage des Kunstwerks mitarbeiten und somit auch verantwortlich sind für ihren Beitrag. Die evolutionären Bedingungen der Ganzheitlichkeit werden so transparent gemacht – das eigentliche Anliegen dieser Projektkunst. Das „Ausgangswerk“ ist lediglich die Vorgabe für tendenziell unendlich viele weitere Kunstwerke aller Menschen, die nach Verlassen der Ausstellung beginnen, ihre „eigene“ und die Welt der „Anderen“ partizipatorisch zu gestalten, sie als Kunstwerk zu begreifen und dieses „große“ Kunstwerk durch viele kleine, „eigene“ Kunstwerke zu bereichern. Der internationale, interaktive Partizipationsprozess wird, nicht zuletzt durch das Internet, realisiert: Die archetypische Hochzeit.

Dieses Kunstwerk steht als Modell zur Verfügung, wenn die Welt erkannt hat, daß sie bankrott ist. Doch wird es erst durch die Mitarbeit, die Partizipation des Rezipienten abgeschlossen. Er wird beim Hindurchgehen durch die Ausstellung zum Partizipienten. Die Mitarbeit aller Menschen das Skulpturieren, soll zu einer veränderten globalen Weltsicht führen.

[In dieser künstlerischen Ausstellungsarbeit wird gemeinsam ein Gedankengebäude (vernetztes Weltgehirn) als Skulptur, ge- und erdacht und errichtet: eine energetische, nur gedanklich existente Skulptur. Sie ist in ihren Teilen, ihrem verwendetem Material und Handwerkszeug, lokal durchaus je real und physisch greifbar – überall auf der Welt, wo Menschen an ihr partizipieren. Sie existiert in ihrer Ganzheitlichkeit zugleich nur durch unser und in unserem gemeinsamen Skulpturieren und ist so im zuvor genannten Sinne nur bedingt mit der Hand tast-, fass- oder verortbar alleine als Werkmodell oder Netzwerk. Sie ist die Summe, der Prozeß, die Dauer unseres gemeinsamen Skulpturierens: in dem Augenblick, in dem wir gemeinsam skulpturieren, und so lange wir es tun. Dieser Prozeß ist nie abgeschlossen. Sein Kern ist das Partizipieren an der Skulptur. Alles ist Skulptur und Kunstwerk das ich, der Körper, die Gesellschaft, die Arbeit]

[Gerahmte Fotos der gesamten jahreszeitlichen Arbeit als Symbolik für die Schöpfungsgeschichte  ergänzen die ganze Ausstellung. Der fotografische Zyklus aus Abbildungen und Visualisierungen fließender Prozesse von Naturformationen, Ordnungs-, Auflösungs-, Riss- und Wechselwirkungsbeziehungen, Strömungsverhalten sowie unter anderem durch eine Wellenmaschine erzeugte Widerstandsformen sind zum Differenzieren und Vertiefen der Partizipation gedacht und dienen als Vorlage, die Inhalte aufzugreifen und nachzumachen. Metaphorisch betrachtet entsteht aus der Aneinanderreihung der einzelnen Bilder eine Geschichte, ein Film, der den gesamten natürlichen und gesellschaftlichen Evolutionsprozess abbildet. Ziel ist so nicht die Rezeption vereinzelter Bildeindrücke, sondern der Bildabfolgen: die Wahrnehmung von Prozessen und Strukturen, um sich einer global-integrativen Haptischen sozialen Skulptur der Ganzheitlichkeit und des Einsseins als Gesamtkunstwerk zu nähern. Die Menschen befinden sich in Geschehensprozessen. Diese Prozesse sind in Höhlen verortet und verdichtet als Schauplätze des Weltgeschehens, an dem wir als Rezipienten teilnehmen. Durch die Visualisierung von Realität und vereinseitigten Konstruktionen wird die Bedeutung der Kunst neu entwickelt – als Medium, das mit sinnlicher Erfahrung arbeitet und gleichzeitig über die eigenen Werke reflektiert. Doch auch hier ist bei der Betrachtung der Rauminstallationen, der Objekte und Symbole analog zur Evolution ein Bezugssystem von Bewegung und Widerständen zu berücksichtigen.]

[Durch unterschiedliche künstlerische Medien wie Fotos, Videos, Collagen und Animationen … In ihr findet der überquellende Drang Ausdruck, alle denkbaren Facetten von Sein, Welt und Leben insbesondere durch die künstlerische Tätigkeit zu erschließen, zur Anwendung kommen zu lassen und in ihrer Ganzheitlichkeit zu begreifen.]

[Die Modell-Vorstellung als Ideenzusammenhang steht in Zusammenhang mit der raumzeitlichen Verortung als Praxis. Dies gehört zu den magisch-mystischen Aspekten dieses Gesamtkunstwerks, die aus der Beschäftigung mit einer „Archaik“ herrühren bzw. einer gesellschaftlichen Notwendigkeit, das vollkommene Kunstwerk anzustreben. Bei dem Versuch, sich auf Wissenschaft zu berufen und wissenschaftliche Begriffe zu gebrauchen, kommt es zu einer Selektion wissenschaftlicher Thesen und Erkenntnisse nach künstlerischen Gesichtspunkten und jenen der normativen evolutionären Regelwerke und Regulationskonstruktionen Fenners. Deren Prozesshaftigkeiten führen zum Angebot einer Verhaltensänderung. Die Einzelheiten werden zu Mosaiksteinchen als Teile eines sich allmählich entfaltenden Gesamtbildes und -kunstwerks, auf das sich Fenners Kunstwerke als Performer oder Verrichtungskünstler repräsentativ und partizipatorisch beziehen. Dieses Gesamtkunstwerk bekommt für die Zukunft seine Relevanz und verändert das heutige Kunstverständnis und soll auch das Weltverständnisses ändern.

Prozesstypologie und Ideensystem zusammen werden als zwei Arten von Beschreibungen und Perspektiven über Bildverläufe, Vergoldungen, Installationen, Filmarbeit, Makro- oder Totalansicht, Zusammensetzung uvm. zusammen geführt. Sie werden zu einem Vorgang der Prozesslenkung („Dramaturgie“), zum Dirigieren der Gedanken: Eine neue Wirklichkeit wird hergestellt.]

[Der Mensch lebt in der Gegenwärtigkeit. Er kann diese Erfahrungen mehr verbreitern, als sie jetzt wahrgenommen werden. Er erweitert die Sinnes-Empfindungen durch das Taktile und Haptische in der Unmittelbarkeit des Augenblicks. Sie wird erlebt in der Vielfältigigkeit der Komplexitäts- von Empfindungserfahrungen. Beim Hindurchgehen durch die Ausstellung erlebt der Rezipient eine Situation des „Eingeschlossen-Seins“, Befangen-Seins, in einem Weltmodell, das er sich selbst geschaffen hat. In positiver Wendung des Höhlengleichnisses soll der Rezipient sich durch philosophische Reflexion selbst entfesseln. Bei der Wanderung durch Geschehensorte machen die Besucher reale und / oder symbolische Erfahrungen. Das Tun und dieAktivitäten des Rezipienten werden repräsentativ. Er wird in einen Gesamtzusammenhang hineingeführt, um so gemeinsame Erkenntnisse und Wertungen zu gewinnen und sich von den Fesseln traditioneller Vorurteile und manipulierter Programmierungen zu befreien. Es soll erlebt werden, in welchen Geschehens-Prozessen die Menschen eingebunden sind. Diese Prozesse sind in den Höhlen-Räumen verortet als Schauplätze des Weltgeschehens, an dem wir teilnehmen. Zu diesem Weltgeschehen gehört sowohl das Denken (die Ideen-Welt) als auch das Tun (das Reagieren auf Effekte der materiellen Welt). Die Art des Aufeinanderbezogen-Seins von Ideen-Welt und Materie war in der Philosophie seit Platon umstritten. Sieht man in energetischen Feldern ein Verbindungs-Medium, das die Dimensionen durchdringt, ist, so Wolfgang Fenner, unter anderem von Durchdringen und einem eindringenden substantiellen Zustand auszugehen. Endzweck des Menschen ist das Nachvollziehen dieses Zustands, der zugleich Bewegung ist.

Erkannt werden muß, daß der heutige Mensch in einer Dinge-Welt lebt, die den Dingen entsprechen, die der gefesselte Mensch des Höhlengleichnisses an der Wand gegenüber sieht. Diese geben zugleich Aufschluß über die „größere Welt“. Der Mensch kann durch philosophisches Nachdenken zu diesem Schluß kommen: der erste Schritt in die größere Welt. Schließlich nimmt er sich selbst die Fesseln ab, die er sich selbst anlegt. Er lebt in der konkreten Idee. Im Prozeß des Skulpturierens stößt sein Bewußtsein in die Realität dieser größeren Welt vor.]

[zum größten Teil durch ein inneres Gefühl für das Form gebende Prinzip einer Wirkungsästhetik der Rückkoppelung und Rückbindung zu den evolutionären Prozessen bestimmt: einer der Skulptur Form gebenden Struktur. Es muss etwas Vergleichbares geben, das jedem zugänglich ist, sich durch die Inspiration mitteilt und schließlich durch künstlerische Prozesse materialisiert.. Hieran kann und soll durch vielfältigste Formen von Kunst gearbeitet werden, damit durch die Partizipation ein Gemeinschaft stiftendes Erfahrungspotential. Dieses Erfahrungspotential ist Voraussetzung für das Ziel einer sich selbst erhaltenden, reproduzierenden und weiter entwickelnden Weltordnung. Endzweck ist die Glückseligkeit der Weltgemeinschaft im Toleranzraum ihrer selbst. Ziel der Gemeinschaft von Menschen ist die Gewährleistung des Ziels der Glückseligkeit für alle ihre Mitglieder. Das Staatsziel der Weltformel für eine Weltgesetzgebung ist somit die Gewährleistung der Weltgemeinschaft, die dieses Ziel für alle ihre Mitglieder gewährleistet. Sie muß zusätzlich gewährleisten, daß die Menschen sich in ihrem Toleranzbereich und dem Toleranzbereich der evolutionären Regulationssysteme bewegen und entwickeln.]

Die dargestellte weltgeschichtlich bühnenartige Installation der Ausstellung ist ein großes Kunstwerk der vernetzten Ordnungen, Wechselwirkungen und Auseinandersetzungen mit den evolutionären Bedingungen und Prozessen einer ganzheitlichen Realität. Es handelt sich um eine teleologische Darstellung, die allgemeine Regeln der Wechselwirkungen in unzähligen Netzwerken exemplarisch vor Augen führt. Der Zweck ergibt sich in der Natur wie in der Installation aus dem Aufeinander-Bezogen-Sein (Ursache und Wirkung). Dies führt zur Erkenntnis, dass der Mensch sich nicht eigene isolierende Regeln schaffen kann, ohne dass deren Globalisierung sich gegen ihn wendet. Eine wieder aufgenommene Tradition, in Abkehr zugleich von einem sich mit den Gewohnheiten änderndes Gewohnheitsrecht, bindet sich und ihre Interpretation zurück an eine ganzheitliche Welt.

Das Kunstwerk setzt sich zusammen aus zyklischen Reihungen und andeutungsweisen, verstärkten oder abgeschwächten Geschehens-Abläufen, beim Hindurchgehen durch die Ausstellung: aus vielen kleinen Kunstwerken und allen künstlerischen Medien, die in einer Ausstellung stattfinden können: Fotogeschichten, zu mystischen Bildern und Hintergründen verdichtete Metaphern und Analogien, die Ideenlandschaft, der Kasten, der Astronaut im Isolationsanzug, die Wiese, der Fluss, eine S-Kurve, eine „Arche“, ein „Christus“, verschiedenste Fotoaufnahmen und viele andere Kunstwerke - bis hin zum Subjekt. Ergänzt wird dies durch Diskurse über die große, reine Empfindung der warmen Ästhetik, über Tanz, Pantomime, interdisziplinäre Vorträge oder Aktionen. Immer wiederholte typische Objekte, Formen, Muster und Symbole sollen als eine Art geistige Training der Filterung von Weltbildern und –anschauungen wirken. Ein Training, das unterschiedliche Differenzierungen und Distanzformen anbietet. Die dadurch entstehende andere Verortung einer Katharsis der Totalität wird der funktionalen Totalität der Konsum-Fixierung, der Totalität der Systemkräfte und der Wirtschaft gegenüber gestellt.

Der Rezipient lernt in einer repräsentativen Wirklichkeit die Evolution in ihren Möglichkeiten kennen, akzeptiert die Erfahrungen, die sich in und aus dieser evolutionären Dynamik ergeben. Die Naturwissenschaft, deren Wissens-Hintergründe und das menschliche Grundmotiv der fort währenden Hinterfragung derselben werden zu neuen Traditions-Hintergründen. Dieses permanent neue Kennenlernen und „Erkennen“ wird durch Assoziationen, geistige Hintergründe und in unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen ergänzt.

Die mediale Interaktion in Internet und User-Netzwerk führt zur eigenen geistigen Reflexion. Diese Reflexionsfläche ist das Angebot eines prozesshaften Vergleichs zu einer weltweiten Rezipienten-Auseinandersetzung. Es bewirkt eine Entscheidungsarbeit, in der sich mit einem Frage- und Antwortspiel und der Aufforderung zur kreativen Gestaltung beschäftigt wird. Der Rezipient erkennt Zusammenhänge, an welchem Punkt des evolutionären sozialen Netzwerkes er sich befindet. Ein solches soziales Netzwerk entwickelt sich in ähnlicher Weise und mit der gleichen Dynamik wie die biologischen bzw. ökologischen Netzwerke, die in den evolutionären Prozessen über lange Zeiträume entstanden sind.

Durch das andere Verständnis des Menschen in der Welt, von Weltanschauungen, repräsentativer Wirklichkeit und den evolutionären Bedingungen wird der Mensch wieder ein Lebewesen - in allen seinen physikalischen, chemischen und biologischen Strukturen und Einzelteilen. Das durch die Evolution hervor Gebrachte wird durch einen Filterprozeß zurück genommen und das ihr inne wohnende Prinzip der „Weltformel“-Dynamik wird nachvollziehen gelernt.

V. Finanzierungsplan/ Kostenberechnungen

Eigene Investitionen: 10.000 Fotos und diverses Videomaterial, Materialkosten und Texte :……….... 50.000,-€

A.  Ausgaben

1. Personalausgaben

1. 1. Auf- und Abbau:

1.1.1 Wenn vor Ort gearbeitet werden kann, würde dies die Kosten erheblich senken, insbesondere durch die Erstellung der Firma Blum. Meister (Herstellung von Karnevalwagen), ich als Bildhauer und Studenten (Bildhauerklasse, UDK ) für die Modellierung der Mama-Figur (liegende Frauen-Skulptur) sowie der großen Skulptur (Raum 3)

     

1.1.2 Sonstige Hilfskräfte für Transport oder: für 230 Bilderrahmen a 18 Fotos in Bilderrahmen, aufzeichnen, kleben 4140 Fotos..…………………………………………………………………………………………5.000,-€

1.1.3 Schweißarbeiten ……………………………………………………………………..............................300,-€

1.1.4 Honorare: Tagung: Für Künstler bzw. für Veranstaltungen…………………...................................  5.000,-€

1.1.5 Die Vorbereitungs- und Ausstellungs-Aufbau und Abbau Arbeiten der Ausstellung sind ein Problem der Logistik und des Zeit einschließlich der finanziellen Abrechnung  -Managements, das ein erfahrener Messe- oder Film –Ausstatter, Architekt übernehmen sollte oder Betriebswirt. …………………………....................15.000,-€

2. Sachkosten

2.1 konzeptionelle Vorarbeit: Gebühren (Telefon, Fax, Internet) vor und während der Ausstellung und schriftliche Programm- und Katalog-Arbeiten (umfangreiches Textmaterial schon zusammengestellt in den letzten 15 Jahren Schriftlich-lektorische Arbeit am Ausstellungskatalog) …………..……………..20.000,- €

2.1. Druckkosten Katalog, Plakat, sonstiges Informationsmaterial…………………………….................10.000,-€

2.2. Laborarbeiten -4140 Fotos vergrößern: günstigstes Angebot: Poster,

Stück 20 x 30 á 0,65 € Gesamt …………………………………………………………..............................3.600,-€

2.3. Raum 2: 1 große Astronautenfigur, gläsern und hineinsteigbar, Sitzgelegenheit mit Schwertmechanik (siehe Kostenvoranschlag Studio Babelsberg)=17.700,- oder-23.000,-€

3 kleine Astronautenfiguren mit unterschiedlichen Materialien beschichtet (siehe Kostenvoranschlag Studio Babelsberg) = 18.000,-€ zusammen……………………………………………………………………….38.000,-€

2.4. Göttinnen, Hermaphrodit (stilisierte Plastik) Gebärmutterhöhle (Nachbau der Original-Geburtshöhle Kreta ) Gerüstbau, ( Innen wie Außen mit Lehm verschmiert mit einer bestimmten Tönung Nahrungsschicht mit Bohnen, Erbsen, getrockneten Früchten). Wenn vor Ort gearbeitet werden kann, würde dies die Kosten erheblich senken, insbesondere durch die Erstellung der Firma Blum (Herstellung von Karnevalwagen). Ich als Bildhauer und Studenten (Bildhauerklasse, UDK ) für die Modellierung der Mama-Figur (liegende Frauen-Skulptur inklusive: Sternenhimmel, Felselemente (Raum 2) ……………………………………...55.000,-€ = 65.000,-€

2.5. Skulptur (Raum drei), Tanglandschaft, Mutterboden, Nahrungsschicht mit Bohnen, Erbsen, getrockneten Früchten Raum 3 )………………………………………………………………………………….. …....30.000,- €

2.6. Container (Schrottpreis)………………………………………………………………………………….500,-€

2.7. Container: Galvansierung : ………………………………………...…………. …………...................5.000,-€

2.8. Holz- Gerüst, ( für Aufnahme des Container) ……………………………...............................................500,-€

2.10. Überlebensgroßer Laufstall 1,60 m x 1,60 m + Babyspielzeug ( unter meiner Mithilfe, wird beim Tischler angefertigt):…………………………………………….…….......................................................................1.500,-€

2.11. Kinderbett (vorhanden mit Verletzten-Betonstein)        

2.12. Raum 1 und Raum 3 (jeweils die Hälfte abgedeckt): eventuell: 340 Fußboden- Verlegungsplatten V 100  (Wasserfest ) 16 mm Stärke, eventuell mit Folie; gesamt……………………………2000,-€ oder gesamt 6.000,-€

    

2.13. Gartengeräte (3 Spaten, 4 Schubkarren, 8 Schaufeln und 2 Harken)…………………………………..200,-€

2.14. Auf- und Abbau: Bereitstellung von Containern und Transportkosten für Materalien......................................................................................................................................................2.000,-€

3. Webseite: Animiertes Intro Navigation (Flash) prof. graphisches Corporate Identity –Design Datenbank Suchmaschineneintrag. Umsetzung virtueller Dreidimensionaler Körper nach Vorlagen, wie ich diese von der Akademie der Künste (Hanseatenweg) vorfinde. Drei Ausstellungsräume, Zeichnungen etc. Gestaltung von Oberflächen und Materialien- Umsetzung Komplexer und reeller Lichtverhältnisse in eine Technisch-„realtime“- fähige Umgebung.  Ggf. Einscannen (digitalisieren) oder Nachbearbeitung von weiteren Fotos und Film schnitt Collagenarbeit, wie zB. 3D-, sowie Texture- (Oberflächenbilder). Erstellung eines Avatar. Rendering von Animationen für die Ausstellung, Vita etc.……………………………………………..............................50.000,-€

4. Für Katalog- Lektorarbeiten und redaktionelle arbeiten…………………………………………….....20.000,-€,

5. Miete, Leihgebühren oder Sponsoren-Objekte:

5.1. Mutterboden etwa 6 Kubikmeter gesponsert vom Gartenbauamt

5.2. Mikrowelle, Kochplatte, Kühlschrank + ( Koch und Essens- Geschirr (dazugehörige   Nahrung, Zutaten für Speisen; Beispiele: eingefrorener -Fisch, Salz, Eier, usw. (Geld im Kochpott) (von mir gesponsert)

5.3. Monitore und Rechner (Internetterminal) Akademie vorhanden

5.4. Miete: Bronze, (Barren) Giesstücke, Firma Behr 100 Stück etwa eine Tonne

Stück: etwa 10 Kilo Kg etwa 35 cm x 9 cm; Sicherheit 7.000 €= Miete /f. Zinsen 2 Mon………………...1.000,-€

5.5. Gerät zur Herstellung von energetischem Wasser: Brunnen in der Höhle der Mama-Figur:

Kaufen ………. 350 EUR Miete …………………………………………………………... ………………100,-€

5.6. Miete oder kaufen bei Firma Camp4 (siehe Kostenvoranschlag): Iglu-Zelt ( Eismeer geeignet und weitere Überlebens Camping- Ausrüstung mit Kochgeschirr, Mietbare Ausrüstung: Miete (abhängig von der Jahreszeit) zwischen 290,-€ und 410 ,-€………………….. …………… ……………………………………………….300,-€

Käuflich zu erwerbende Ausrüstung: zwischen 4.035,- € und 5.685,- € …………..……............................5.000,-€

Zusätzlich zu erwerbende Ausrüstung für 2 Personen: zwischen 1.715,- und 2.215,- € (später wieder verkaufbar) bei Wiederverkauf etwa:

5.7. zwei Figurinen etwa geborgt vom Hersteller ………………………………………............................1.000,-€

5.8. Drehbank und Materialien (geborgt? Gesponsert, -Berufsschule) und Transport (Gewichtsproblem ? )…………………………………………………………………………………………………………….....400,-€

5.9. Atelierbock, (geborgt? Gesponsert, gekauft: ) Bildhauerrisches und malerisches Handwerkzeug einschließlich aller weiteren Materialien der bildnerischen und darstellerischen Kunst, Keramik-Ton, + Papier, Leinwand, Pinsel………………………………………… …………………………………………………..500,-€

5.10. 230 Bilderrahmen leihen? (Größe1,40 x 1,20 m...................................................................................2.000,-€

Ausgaben- Kosten insgesamt - im Mittelbereich……………………………………………………...320.000,-€

6. a. Einnahmen (Eintritt) bekommt die Akademie

6. b. Einnahmen ( Katalog muss noch geklärt werden )

6.1. Fördermöglichkeiten durch wen ? Spenden! Sponsoren

6.2. Hauptstadtkulturfonds (werden gestellt)

6.3. Kulturstiftung des Bundes (Halle) (werden gestellt)

6.4. Kulturstiftung der Länder(werden gestellt)

6.5. Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin(werden gestellt)

6.6. Stiftung Kulturfonds(werden gestellt)

6.7. Senatsverw.f. Wissenschaft, Forschung u. Kultur(werden gestellt)

6.8. Private Stiftungen, Anschubfinanzierung Schering 20.000 €

6.2. Zuwendungen Dritter

6.3. Einnahmen aus Eintrittsgeldern (bekommt die Akademie)

6.4. Einnahmen aus Katalogverkauf (bekommt die Akademie)

Einnahmen insgesamt……………………………………………………………………………........................-€

Beantragte Förderung Schering-Stiftung………………………………………………………………………… 20.000,- €

(Differenz zwischen Ausgaben! Kosten und Einnahmen)………………………………………… ………………...300.000,- €

Datum Unterschrift Ort

V I. Lebenslauf, Ausbildung, Künstlerischer Werdegang, wichtigsten Ausstellungen, Projekte

Biografie: *1948 Ratzeburg; 1965-69 Maschinenschlosser 1974 - 80 Bildhauerstud. in Braunschweig bei Prof. S. Neuenhausen,  

Lehrtätigkeit: 1967 - 69 Fotogruppenreferent; 1975 Assistent bei S. Neuenhausen   Mitgliedschaften: 1984 - 88 Kunstverein "Geheim" Hamburg; 1993 - dato BBK Berlin. Auszeichnungen:1965, 66, 67 Foto-Verband Norddeutschland  

Studienreisen: 1975, 76 Paris, Florenz; 1985 regelmässiger Aufenthalt auf Kreta

Arbeitsgebiete: 1968 - 73 Arbeit als Fotojournalist; 1970-73 Leiter einer Werbeagentur in Ratzeburg u. Lüneburg. 1978 - 82 Verleger u. Autor Braunschweig-Häuslingen

Werkstandorte: München, Hamburg, Ratzeburg, Berlin,

Werkcharakteristik: Forscher, Aktions-, Konzept-, Rezeptions-, Verrichtungs- Partizipationskünstler; Arbeit am Gesamtkunstwerk

Wichtigste Projekte: 1972-1973 Lüneburg: Film-Musical „Die Alte Salzstraße, Aktion Gründung d. Galerie-u. Kulturbüro, Gründg. Jugendzeitung: „ d. drei l - links, liberal, lustig“.  

1974 - 80 Braunschweig: 1976 Vorstellung des interdisziplinären Studienganges a. d. HDK: "Experimentelle Umweltgestaltung" Beisp. Aktion mit Wellenbecken Regulationssysteme-Abbildungen, in Klangexperimenten (Synthesizer-Musik u. Video-Farbverschiebungen) u. Gedichten, und Musik-Experimente; Deichprofile, Biberdamm am Flusslauf a. d. Nordsee, Auto als Tötungsinstrument; Messestand: Jugend forscht Gehirnströmungsverhältnissen in Bildern abzubilden. Als Praxisgrundlage für die späteren Bücher: Entwicklung einer neuen, international verwendbaren, vorsprachlichen und ästhetischen Formen-Sprache zur Stiftung einer neuen Wahrnehmungsqualität.  Aktionen an verschied. Orten und Medien und Messen und Literaturfesten: mit den Büchern: Methode: 1.000 Menschen beschäftigen sich mit einer Vorlage oder bringen sich ein zu einer Idee. Telefon,-Fußgänger- Malbuch (Roten Punkt der Mitmenschlichkeit u. Kommunikation ),- Autobahn-, Studio-, Malbuch; Talkshow „3 nach 9” usw.; Workshops bei der K.-Duisberg-Gesellschaft ( Realität der 80er Jahren) und Mitmach-Aktionen bei Sorgenkind.

1980 - 88 „Hamburg ist...“; (Mitmach-Konzept), Happening in der TAZ, Aktion b. Beuys    " Erweiterten Kunstbegriffes ", Wahlkampf bei den Grünen; Video-Arbeiten (Beobachten von Widerständen); Frage- und Antwort-Tisch: in Rundfunk, zu Weihnachten, auf Wochenmärkten. Aktion z. Tschernobyl oder Deutschland, Performances an unterschiedlichen Orten und Medien nach der Methode Sofort-Theaters von A. Boal; Aktionen im Kulturbüro (Stadt als " Kanalisationsgesellschaft”, anläßlich des 800. Hafengeburtstags,  Arbeitslosenzentrum, Volksuni; Dünenlandschaft: schwarzer Kubus, Elbinsel „Vergoldeter Spaten“,  Kampnagelinitiative ,,Wohnen - Kultur - Arbeiten";  (Darstellung und Präsentation allgemeiner Fragen, mit „Roter Punkt“, Symbol der Kommunikation); Teilnahme am Künstlerbuch-Omnibus; Performances zu Rollenbildern u. a. in Männer-Mode (der Mann im Kleid, Körper-Empfindungen), Aktionen- Sonnenblume: kreatives Wandern an verschied. Ort. (Workshops in der Landschaft), IZB Uni Kiel, Wolfsburg: Spielaktionen, Petrikirche in Lübeck " Licht-Ikonen-Malerei ".

Ab 1990 Arbeit z. neuem Deutschland: „Ein Künstler kämpft gegen die Mauer in den  Köpfen“, Demokratiewerkstätten (Methode: Verortung im öffentlichen, Kunst-, und Kirchen-, Raum), Farben der Revolution; Runder Tisch; Hamburg: Kunsthalle: im Raum C.D. Friedrich; "Mittwochsgespräch"; Gesamtschule Rethem Thema „Gewalt, unterschiedliche Theaterstücke. Ab 1992 temporäre Kunsthallen in Ratzeburg Ausstellungszyklus; Berlin: Haus der Demokratie Galerie-Arbeit und Künstlerische- Arbeitsbüros“.

Ab 1993 Berlin: Gründung der Künstlergruppe „Kollektive Kreativität“,Ausstellungen zum Thema: Einheit, Zivilcourage, Innere Mauer; Globales Dorffest am Brandenburger Tor (1000TapezierTische, Integrationsmodells der “lebendigen Bürgergesellschaft"(Richard von Weizsäcker) dazu " Das . interaktive Unikat der Fax-Vernetzungs-Patenschaft"; Parteigründung: „Partei der Wirklichkeit“ und dem Parteiprogramm als künstlerisches- Objekt; Aktion z. Kunst- u. Wirtschaftsbegriff- „Geburtstagsfeier f. F. Oppenheimer (130. Geburtstag)”; Begegnungsstätte für Kindheit e.V.  DAS HAUS; Performances „Zeitmaschine”, Zukunftswerkstätten an unterschiedlichen Orten, Entelechie-Museum (Zukunfts-Museum), Partizipatives Welttheater, der Archetypische Hochzeit, So-heits-Gesellschaft (fiktive Gesellschaftsform), Freie Kunstausstellung; Museum f. Kommunikation; Lange Nacht der Museen: Arbeit in der Faktorey. Weiter: Diverse Bewerbungen für die Documentas  

Bibliografie: zahlr. in Lit. und Rundfunk, Fernsehen, Zeitungen

Kinderbett mit einem verletzten, blutenden Betonstein

Tanglandschaft in Portugal

kalte und warme Ästhetik

kalte Ästhetik

warme Ästhetik

29.03 .09 - Diskurs - Prozeß(haftigkeit) und Ganzheitlichkeit - bartelt.doc

Diskurs, Prozeßhaftigkeit und Ganzheitlichkeit

(Biokoinose)

Schwerpunkte:

Das Eine ist die Definition und Legitimation von Ganzheitlichkeit.

Das Zweite ist die Verortung, Legitimierung und Respektierung der „individuellen“ Menschenwürde.

Das Dritte ist das Hinzuziehen von Diskursivität.

Als Viertes wird versucht, die Evolution in ihrer Begrifflichkeit noch ein Mal klarer zu fassen. Alles muß in einem nächsten Schritt noch ein Mal gesondert gefasst, begrifflich extrahiert und schließlich in größerer, prägnanter Klarheit im Gesamt-Gedankengebäude zusammen gefasst bzw. in ein Verhältnis zu einander gebracht werden. Wir können das gesamte, ganzheitliche Gedankengebäude (Wolfgangs) klarer fassen, wenn wir die ihm zu Grunde liegenden, es konstituierenden und aus ihm konstituierten Begriffe als „Einzelheiten“ klarer fassen. Dies muß geschehen, ohne den oder die Haupt-Text(e) wesentlich zu verlängern oder eine unzulässige Komplexitäts- (und damit Vielfältigkeits-) Reduktion vorzunehmen. Eine zu große Verlängerung flihrt zur Übersichtslosigkeit. Ein zu große Vereinheitlichung zur Leblosigkeit, Unlebendigkeit, zum Einbüßen einer Lebendigkeit des Gedankengebäudes.

Wir müssen eine permanente Differenzierung und Distanzauseinandersetzung vornehmen und die Geschehensprozesse verändern, um die Probleme der Welt zu lösen und Vertrauen und Sicherheit zu schaffen. Die Kunst schafft eine Unmittelbarkeit der (körperlichen) Erfahrung. Zwischen beiden Positionen vermittelt seine Programm-Methode bzw. die „Weltformel“. Die Möglichkeiten der Künste, das Handwerkszeug, die Materialerfahrung — und durch diese und ihre Unmittelbarkeit die (körperliche) Welt zu erfassen. Um diese zwei Gegensätze zusammen zu bekommen, wird die „Weltformel“ hinzu gezogen.

Diskurs durch Problematisierung

In der vorliegenden Analyse wird problematisiert, ob wir, d.h. die Menschen der Gegenwart, ein richtiges (Wissenschafts-) Verständnis von Ganzheitlichkeit besitzen. Dieses Verständnis wird oft mystifiziert, verfremdet, es besteht kein Bewußtsein und daher keine wahr genommene Verantwortlichkeit der einzelnen Menschen daflk. Sie besteht auch deshalb nicht, weil es zur Vereinzelung kommt. Dies soll hier diskursanalytisch hinterfragt werden. Indem sich flur dessen Problematisierung entschieden wird, entsteht so ein Diskurs bzw. wird dieser (ohnehin) bereits bestehende Diskurs bewusst gemacht, mit Leben gefüllt und — geflihrt. Ihn zu fuhren trägt der Verantwortlichkeit flur das Ganze und innerhalb des Ganzen auf Grund des nur im Ganzen denkbaren Seins Rechnung.

Die Einheit in Vielheit und Vielfalt

Zwischen Teil und Ganzem als einander Bedingende besteht eine permanente Dialektik. Die Vielheit und auch das Ganze legitimiert sich durch den Respekt vor dem „Einzelnen“. Das Ganze kann nur im Toleranzbereich begriffen werden — wie auch das Einzelne und die aus ihr folgende Vielheit nur im Toleranzbereich begriffen werden können. Die Einheit ist die nähere Bestimmung des universellen Zusammenhangs der Dinge, Systeme und Prozesse der objektiven Realität. Einheit bedeutet im dialektischen Materialismus allgemein den Zusammenhang, das Zusammengehen und wechselseitige Bedingt-Sein des Vielen und Mannigfaltigen der objektiven Realität, deren letzter Grund in der Materialität der Welt liegt. Die materielle Einheit der Welt bedeutet, daß Alles, was existiert, Struktur -‚ Bewegungs- und

29.03 .09 - Diskurs - Prozeß(haftigkeit) und Ganzheitlichkeit - bartelt.doc ----------------------------------------------------------------------- zum größten Teil durch ein inneres Gefühl für das Form gebende Prinzip einer Wirkungsästhetik der Rückkoppelung und Rückbindung zu den evolutionären Prozessen bestimmt: einer der Skulptur Form gebenden Struktur. Es muss etwas Vergleichbares geben, das jedem zugänglich ist, sich durch die Inspiration mitteilt und schließlich durch künstlerische Prozesse materialisiert.. Hieran kann und soll durch vielfältigste Formen von Kunst gearbeitet werden, damit durch die Partizipation ein Gemeinschaft stiftendes Erfahrungspotential. Dieses Erfahrungspotential ist Voraussetzung für das Ziel einer sich selbst erhaltenden, reproduzierenden und weiter entwickelnden Weltordnung. Endzweck ist die Glückseligkeit der Weltgemeinschaft im Toleranzraum ihrer selbst. Ziel der Gemeinschaft von Menschen ist die Gewährleistung des Ziels der Glückseligkeit für alle ihre Mitglieder. Das Staatsziel der Weltformel für eine Weltgesetzgebung ist somit die Gewährleistung der Weltgemeinschaft, die dieses Ziel für alle ihre Mitglieder gewährleistet. Sie muß zusätzlich gewährleisten, daß die Menschen sich in ihrem Toleranzbereich und dem Toleranzbereich der evolutionären Regulationssysteme bewegen und entwickeln.

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III. Das Kunstwerk der Partizipation

Durch die aus diesem künstlerisch-ästhetisch gewonnene, geistig und körperlich erfahrbare vergleichend-integrative Haptische soziale Skulptur als eigentliches Modell, Axiom und Kunstwerk des Menschen wird ein kollektiv-kreatives Handlungspotential angesprochen, das Zukunftsperspektiven eröffnet. Ein handwerklicher Vorgang, die bildnerisch-skulpturierende Arbeitsweise, wird synonymisiert damit, gesellschaftliche Strukturen zu modellieren – im dreidimensionalen Sinne zu skulpturieren - und sich so Naturstrukturen, wie zum Beispiel die Tanglandschaft, erarbeiten zu können. Die Sichtbarmachung des Kunstwerks selbst, auch wenn das auf den ersten Blick paradox erscheinen mag, ist nicht mehr Aufgabe des Künstlers, sondern die der Rezipienten und Partizipienten - jener, die an der Vorlage des Kunstwerks mitarbeiten und somit auch verantwortlich sind für ihren Beitrag. Die evolutionären Bedingungen der Ganzheitlichkeit werden so transparent gemacht – das eigentliche Anliegen dieser Projektkunst. Das „Ausgangswerk“ ist lediglich die Vorgabe für tendenziell unendlich viele weitere Kunstwerke aller Menschen, die nach Verlassen der Ausstellung beginnen, ihre „eigene“ und die Welt der „Anderen“ partizipatorisch zu gestalten, sie als Kunstwerk zu begreifen und dieses „große“ Kunstwerk durch viele kleine, „eigene“ Kunstwerke zu bereichern. Der internationale, interaktive Partizipationsprozess wird, nicht zuletzt durch das Internet, realisiert: Die archetypische Hochzeit.

Dieses Kunstwerk steht als Modell zur Verfügung, wenn die Welt erkannt hat, daß sie bankrott ist. Doch wird es erst durch die Mitarbeit, die Partizipation des Rezipienten abgeschlossen. Er wird beim Hindurchgehen durch die Ausstellung zum Partizipienten. Die Mitarbeit aller Menschen das Skulpturieren, soll zu einer veränderten globalen Weltsicht führen.

Es handelt sich nicht um ein Abbild-Modell sondern um ein Vorstellungsmodell eines jetzt nicht vorhanden Zustandes. Dieser vorgestellte Zustand als Gesamtzusammenhang ist das Modell in dieser Ausstellung. Der Rezipient erlebt das Modell des Ist-Zustandes (Abbildungsmodell) als Weltanschauung, die aus der Deutung des Ist- Zustandes selbst geschaffen wurde. Bei diesem Abbild-Modell ist die Analyse der Faktizität die Voraussetzung und die Deutung richtet sich nach den Gewohnheiten und Erwartungen oder Interessen aus. Das Vorstellungsmodell dagegen ist Voraussetzungs-und Interessenlos (i. S. Kants). Mit der Ausrichtung des Denkens auf Gewohnheiten, Erwartungen oder Interessen legt sich der Mensch selber Fesseln an.

(Text nochmal kürzer? ) Das Skulpturieren ist das Abgeben von Gewohnheiten, Erwartungen und Interessen in einer ganzheitlichen Kunstwelt und die daraus resultierende Entfesselung von sozialen, ökonomischen und politischen Verhaltensregeln, der Übergang von einem analytisch deuteten Weltanschauungs-Abbildungs-Modell (der Weltbilder) zu einem Vorstellungs-Modell einer jahrtausendalten Existenz (So-Heits-Gesellschaft)

Die So-Heits-Gesellschaft

Die fiktive prähistorische SOHEITS-GESELLSCHAFT: Aus der Suche nach einer Perspektive wird das Zukünftige zur Vision der Notwendigkeit, zum Ziel, dem jetzigen ein neues Gesellschaftssystem gegenüberzustellen. Dies führt zu einer fiktiven prähistorischen Gesellschaft als Grundlage eines Kunstprojektes. Die SoHeits-Gesellschaft ist im Besitz einer Zeitmaschine, mit der man evolutionäre Rückkopplungen anstellen kann bzw. mit der holografische Räume kreiert werden können. Ergänzt wird das Lernen durch andere Zugangsweisen zum Menschsein über den Körper und dessen Wassergedächtnis, durch spielerische Rituale, die im Wasser und am Strand zelebriert werden. Der fiktive Ort wird zur Erlebniswelt stilisiert, zum Schauplatz einer virtuellen impliziten Ordnung.

Die SOHEITS-GESELLSCHAFT als Lernkonzept: Die SOHEITS-GESELLSCHAFT ist der Entwurf einer fiktiven alternativen Lebens- und Gesellschaftsform in einer prähistorischen Kultur auf Kreta vor sechstausend Jahren. Sie ist verwurzelt im Kollektiven als Modell für die Zukunft. Die literarisch häufig benutzte Technik (Science Fiction und Fantasy-Literatur) der „Vergangenheitsutopie” wird auf der Ebene der Bildenden Kunst eingesetzt, um eine Vision vorstellbar zu machen bzw. deren gedankliche Beschreibung zu ermöglichen. Die Idee der SOHEITS-GESELLSCHAFT basiert auf einem Trick, der von denjenigen, die sich mit ihr beschäftigen, den psychologischen Druck bei der Zukunftsgestaltung nimmt, da ihre Vision in der Vergangenheit ja bereits realisiert worden war. Die Verlegung der Utopie in die Vergangenheit eröffnet erlebnishaft die Möglichkeit ihres Vergleichs mit der Gegenwart und lässt dadurch stärker die Widersprüchlichkeiten unserer jetzigen Gesellschafsform hervortreten.

Dieses utopische Gesellschaft-Modell orientiert sich an einer Ideal-Vorstellung, einen Vorstellungs-Bild/Skulptur, das ausgearbeitet-skulptiert werden muss. Das Vorstellungs-Modell wird praxistauglich abgewandelt und -skulpturiert.

Utopie

Das Partizipatorische Welttheater als virtuelle Ausstellung und Gedanken- (bzw. gedachtes) Konstrukt, die dialektisch imaginäre Reise in die Materie und der Nicht-Ort, der, weil virtuell, überall und nirgends sein kann, symbolisieren und metaphorisieren einerseits die ideelle Vorbereitung der materiellen Ausstellung. Andererseits eine reale Utopie: Die virtuelle Temporäre Kunsthalle ist heute noch Phantasie und wird morgen Realität.

Sie verbindet das haptisch und physisch konkret Greifbare mit dem zugleich metaphysisch Immateriellen der Ganzheitlichkeit (des Begreifens der, auch physischen, Zusammenhänge der Einzelerscheinungen der Welt).

Es ist in so fern kein naiver Idealismus, sondern materielle Realität par excellence: die Rückbezüglichkeit zum Toleranzraum der evolutionären Bedingungen. Es stellt darüber hinaus das gegenwärtige Weltkonstrukt in seiner eskapistischen, vor sich selbst und der Realität flüchtenden Tendenz (Identitätswunde) in Frage und enthüllt es als die in Wahrheit falsche und irreale Utopie. Zu dieser irrealen Utopie und Fiktion wird hier auch die „Selbstbestimmung“ als „Idealität“ und apriori im Sinne Kants gezählt, die das „Individuum“ verabsolutiert und von der es umgebenden (Bezugs- und Beziehungs-) Realität künstlich isoliert.

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Wir benötigen eine plastisch-bildnerisch skulpturelle Vorstellung von der Welt, damit das Handeln, die menschliche Tat auch mit ihren Konsequenzen in Verbindung gebracht werden kann und somit Verantwortlichkeit des Homo Sapiens zu erfahren. Der Mensch lebt im Kunstwerk und kann durch die Interpretation von Welt auch nur ein Kunstwerk herstellen.

Dreieck: Künstler, ich, Person, Modell/Konzept und Werk.

Künstler, Handwerker, Personen haben ein vorbildhaftes Modell – eine „Idee“ - vor Augen, der sie ihr Modell nachempfinden. Ein Vergleichsprozeß zwischen Modell und Werk kommt in Gang, in dem das gedachte Modell zugleich mit erschaffen wird. Der Vergleich schafft eine Differenzproblematik zwischen Modell und Skulptur. Zugleich geht es um Original und Kopie. Da aber das gedachte Modell zugleich neu mit erschaffen wird, ist die Frage, was Original und was Kopie sei, schwer zu beantworten.

Was ist das Modell? Ganzheitliche Partizipation als Weg und Ziel. Der Werkprozeß setzt sich so aus einander mit der Annäherung an das Modell und dem Scheitern daran. Die daraus resultierende Unzufriedenheit über die Differenz muß ausgehalten werden. Sie ist die Schwäche des Menschen als Einzelkonstrukteur. Im dialektischen Pendelmechanismus des Gleichgewichts innerhalb des Toleranzraums wird ein künstliches Anspruchsdenken aufgelöst. Im Spannungsfeld von Schwäche und Stärke des Menschen entwickelt er Selbstbewusstsein – ein Training des Akzeptierens von Mensch-Sein in der Welt. So soll auch bewusst werden, daß einseitige Vergeistigung unter Wegführung von der Körperlichkeit von Mensch und Welt unweigerlich zum Scheitern führt. Die Trennung zwischen Geist und Körper als Dimension des Eskapismus führt zu einem irrealen Verständnis von Gefüge und Gemenge. Durch den gegenwärtigen ökonomistischen Überbau wird der Mensch selbst zum Massenprodukt und –produzent. Er erleidet zwei Arten von Differenzverlust: Einerseits die Fähigkeit, sich Realität und Ganzheitlichkeit permanent selbst neu zu erarbeiten. Andererseits das Bewußtsein darüber, wie sehr diese künstliche ökonomistische Welt eine Differenz, eine Vereinseitigung des Realitätsbewusstseins reproduziert.

In dieser künstlerischen Ausstellungsarbeit wird gemeinsam ein Gedankengebäude (vernetztes Weltgehirn) als Skulptur, ge- und erdacht und errichtet: eine energetische, nur gedanklich existente Skulptur. Sie ist in ihren Teilen, ihrem verwendetem Material und Handwerkszeug, lokal durchaus je real und physisch greifbar – überall auf der Welt, wo Menschen an ihr partizipieren. Sie existiert in ihrer Ganzheitlichkeit zugleich nur durch unser und in unserem gemeinsamen Skulpturieren und ist so im zuvor genannten Sinne nur bedingt mit der Hand tast-, fass- oder verortbar alleine als Werkmodell oder Netzwerk. Sie ist die Summe, der Prozeß, die Dauer unseres gemeinsamen Skulpturierens: in dem Augenblick, in dem wir gemeinsam skulpturieren, und so lange wir es tun. Dieser Prozeß ist nie abgeschlossen. Sein Kern ist das Partizipieren an der Skulptur. Alles ist Skulptur und Kunstwerk das ich, der Körper, die Gesellschaft, die Arbeit

Der Begriff des Skulpturierens ist zuerst ein erweiterter Ausdruck des plastischen Modellierens. Er bezeichnet das Modellieren an einer Skulptur. Diese Skulptur als gedachter wie physisch-physikalischer Körper ist Vorstellung, bildhafter Ausdruck und Verkörperung dessen, was vor, aber auch durch den Künstler, der jeder Mensch durch sein („künstliches“) Tun ist, in seinem Tun und Handwerk hervor tritt. Der im Künstlerhandwerk tätige Mensch arbeitet diese dreidimensionale Skulptur als Ausdruck des Seins heraus. Er wendet eine Vorstellung davon an, wie er zugleich diese Vorstellung und ihre reale, geistige und physische Verkörperung einer realen Utopie erst generiert. Die Skulptur in Gegenüberstellung zum zweidimensionalen Begriff des (ikonischen) Bildes ist Ausdruck der Dreidimensionalität der realen Welt, der Vorstellung des Menschen davon und seines Tuns darin. Er kann gar keine andere als die sich ihm so ganzheitlich darstellende Welt begreifen. Er kann auch sein Tun nicht anders als in diesem Kontext begreifen.

Die derzeitige, falsche künstliche Welt, die nur scheinbare „Dingwelt“, wie sie durch den geistig ökonomisierten Überbau reproduziert wird, ist in ihrer Einseitigkeit und Vereinseitigung ein Abweichen vom realen Prozeß der evolutionären Bedingungen, denen der Mensch unterworfen ist.

Schließlich ist das Skulpturieren Instrument, handwerklich-künstlerische Anwendung und Inhärent-Sein im ganzheitlichen Prozeß. Er ist in so fern keine Dimension eines isolierten „Individuums“-Begriffs, nach dem dies als bloß „aktive“ Tätigkeit von „Individuen“ zu begreifen wäre. Sie ist, im Sinne des partizipativen Inhärent-Seins des Menschen, auch eine „reaktive“ Tätigkeit. Zugleich aktiviert sie eine tatsächlich partizipative Aktivität des Menschen an einem Ganzen, dem er sich durch die künstlich vorgestellte Isolierung des abgeschotteten, isolierten „Individuums“-Begriffs völlig irreal gegenüber und „passiv“ ausgeliefert sieht. Es aktiviert in so fern das innerhalb des Toleranzraums einer tatsächlichen Subjektivität des Menschen in der Welt, die nur ganzheitlich denkbar ist, die Potentiale des „Individuellen“, die zur Zeit brach liegen oder dem einseitigen ökonomistischen Überbau anheim gegeben werden. Ihre volle Kreativität, ihr „Produktivitäts“-Potential wird so aktiviert.

Das Skulpturieren ist Explikation der Weltskulptur. Diese existiert genau dann und währt so lange, wie alle Menschen im vollen Bewußtsein ihres Inhärent-Seins und („passiv“ wie „aktiv“, „betroffen“ und „handelnd“) Daran-Partipierens an ihr mit arbeiten, modellieren oder schaffen. Das Skulpturieren, das gemeinsame Skulpturieren an der Weltskulptur ist Prozeß und Partizipation. Die Weltskulptur ist die Summe, der Prozeß, die Dauer unseres gemeinsamen Skulpturierens: in dem Augenblick, in dem wir gemeinsam skulpturieren, und so lange wir es tun. Dieser Prozeß ist nie abgeschlossen. Sein Kern ist das Partizipieren an der Skulptur. In diesem Sinne ist der Begriff Gedanken-Skulptur Ausdruck einer zum Teil physisch-physikalisch, zum Teil nur gedachten realen, materiellen Entität. Das daran und an der Welt Teil-Haben als realer Prozeß ist in so fern „gedacht“, als es die „Weltskulptur“ als Ganzes nicht als nur an einem Ort der Welt körperhaft, mit der physischen Hand greifbares Objekt gibt. Zugleich wird an vielen Orten der Welt, durch jeden einzelnen Menschen als Partizipienten mit physisch-physikalisch real greifbarem, aber auch geistig zur Verfügung stehendem und angewandten Kreativitätspotential, Material und Handwerkszeug daran gearbeitet. Die Menge der materiellen Verkörperungen ist die physisch-physikalische Dimension. Das Daran-Skulpturieren als ganzheitlicher, ganzheitlich verbundener und wirksamer Prozeß ist „gedankliche“ Dimension, in so fern sie nicht überall „greifbar“, wohl aber „be-greifbar“ ist. So wird der Begriff des Skulpturierens Ausdruck und stellt zugleich die Fähigkeit zur Verfügung, an der Veränderung und Veränderlichkeit der „Dinge“ zu partizipieren. Er stellt als Begriff und Training die Fähigkeit zu dieser „aktiven“ Veränderung zur Verfügung – die Veränderung analog eines „Höhlengleichnisses“ des Lebens, zugleich eine positive Wendung dessen.

Zur Überwindung der Zivilisationskrise: Die künstlerische Überwindung der Ohnmacht.

Der angestrebte Glücks zustand kontrastiert mit dem erleben einer Zivilisationskrise. Diese Zivilisationskrise soll in einem ersten Schritt überwunden werden durch die Diskussion und Darstellung von Sachverhalten, Faktizität und Urteilskraft. Das "Partizipatorische Welttheater" als neue, kulturelle Institution, Gesellschafts- und Zusammenlebensstruktur soll in einem zweiten Schritt der Menschheit eine Zukunftsperspektive durch die Kunst darbieten. Dies ist für Wolfgang Fenner die einzige Alternative zur jetzigen Weltanschauung. Diese neue Weltanschauung als gemeinsames, künstlerisch geschaffenes Weltmodell erklärt nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch, was Körper, Geist und Fähigkeiten des und am einzelnen Menschen zur Verfügung stellen.

Allein die Kunst mit ihren unterschiedlichen Disziplinen und ihrem Handwerkzeug kann danach die erforderliche Aufdeckung der jetzigen Weltanschauung leisten, eine praktische Lebensalternative zum jetzigen Weltverständnis und eine neue Grundlage einer zukünftigen, realen gesellschaftlichen Wirklichkeit zur Verfügung stellen. Durch die Kunst werden für den Menschen wieder Vertrauen und Geborgenheit geschaffen: Vertrauen auch in den physischen Körper, das ein unmittelbareres Sein in der Welt und Gegenwärtigkeit konstituiert und das „Individuum“ seiner totalisierten Vereinzelung enthebt. So findet in Musik und Tanz oder in der skulpturellen Arbeit die Tätigkeit durch das unmittelbare Erfahren bewuster statt. Zusätzlich schaffen Kunst und Künste eine ganzheitlich gefasste Partizipation. Darauf bauen Fenners künstlerische Verortungskonzepte und Arbeit auf. Das Fehlen einer solchen rückbezüglichen Partizipation bezeichnet Fenner als Identitätswunde.

Identitätswunde

Die Identitätswunde im engeren Sinne wird hier begriffen als Realitätsverlust des Menschen, der konstituiert wird durch den paradoxen Verlust des Rückbezugs zur materiellen Natur der evolutionären Bedingungen, wie auch zur eigenen, physischen, prozeßhaften Materialität im „Kampf“ um das eigene Dasein. Dies ist die „kalte Ästhetik“. Sie wird hier wesentlich auf das Konstrukt des Individuums zurück geführt.

Sie entlarvt sich selbst als künstlich-künstlerisch imaginierte Isolation und Immunisierung von menschlichem Subjekt und menschlicher Gattung hin zur Verabsolutierung des als (absolut) frei gedachten Willens eines Individuums. Dies ist mißverstandener Materialismus und eben solche Vernunft auf Grund der apriorisierten Verabsolutierung und vermeintlichen Transzendierung durch eine ideell-„wissenschaftliche“ Konstruktion so wie hybride Selbstab- und Überhebung von der und über die Natur (à Astronaut).

So wird die Identitätswunde im weiteren Sinne als historisch-genetische Fehlentwicklung und falsche Erhabenheit (Götterwelten) konstituiert: das der Natur und so schließlich sich selbst gegenüber unverantwortliche „Recht“ des Menschen als Gattung und „Individuum“ auf Nutzen aus Natur- und Gesellschaftsgütern unter Konstruktion und Absorption von „Privat“-„Eigentum“/-„Besitz“. „Eigentum/Besitz als einem „Individuum“ als abstrahierter Individualität zukommend und zuordenbar.

Dies ist ein irrealer Abwesenheitszustand (Flucht bzw. Eskapismus) von (der) Welt bzw. ihrer tatsächlichen Materialität (strukturierten Verknüpfungen von Wirkungs-Punkten, das was die Dinge ausmacht), ihrem Beziehungsgefüge und Bezugssystem: ein bewusster Wunsch zur Einseitigkeit aus Angst vor der Welt und vor sich selbst. Der Mensch will nicht Tier und Mörder sein, will als verletzbares und empfindsames Wesen dennoch „Gottes höchstes (moralisches) Wesen“ sein (Vergoldung). Ausgeliefert einem großen Ganzen, dem er sich nicht zugehörig fühlt, sondern das er transzendieren will.

Analog dazu die Konstruktion und Nutzbarmachung einer verabsolutierten Ökonomie, eines Absorbierungs-Verhaltens sowie einer dem entsprechenden Konsumwelt und einseitigen Globalität. Dadurch „Begreifen“ von „Individualität“ als Partizipation durch bloßes Konsumieren: Künstliche, auf Grund der Eingebundenheit in die Welt eigentlich irreale, weil unmögliche Atomisierung, Vereinzelung und „Abschottung“ des „Individuums“ qua sich selbst. Als Objekt und vermeintliches Subjekt der Konsumwelt entsteht eine falsche Abhängigkeit und Hemmung der Selbstentfaltung. Dies ist auf den Kopf gestellte Partizipation: Wenige reiche Menschen haben am Ganzen Teil. Darüber hinaus und auf Grund der so konstruierten fehlenden Wahrnehmung der Ganzheitlichkeit: Zerstörung der eigenen (menschlichen und weltlichen) Existenzgrundlage ohne Not und Klima- (Umwelt-) katastrophe als Extrem.

Suche nach Lösungsmodellen

Es entstand eine Suche nach Lösungsmodellen, die in der repräsentativ-partizipativen künstlerischen Biografie Fenners nachvollziehbar ist. Der daraus folgende Programm- Entwurf für die Kunst und deren Erweiterung ist mit dem Ziel verbunden, alle künstlerischen Bereiche in Diskussionsrunden mit Natur- und Geisteswissenschaftlern und einem anderen Mensch-Sein als Künstler zusammen zu führen. Durch die theoretische und praktische Auseinandersetzung soll eine neue Zukunftsvision entwickelt werden.

Der eigene Ist-Zustand des permanenten eigenen Lebens als Erfahrungs- und Erlebnisräume verstärkt sich. Er kann sich durch seinen eigenen Körper und dessen permanente geistige Reflexionsauseinandersetzung orientieren, in der er sich als Organismus neu erfährt. Zyklische Reihungen von Fotogeschichten werden beim Hindurchgehen durch die Ausstellung, die Geschehens-Abläufe und Vorgänge andeutungsweise dargestellt, verstärkt oder abgeschwächt. Dieses wird möglich, weil den Objekten eine Bedeutung beigelegt ist. Dies gilt z. B. für den vergoldeten Spaten. Er ist Ausdruck und Abbildung der kalten Ästhetik und der Selbstbestimmungs-Symbolik von Isolation und Absorbierung. Er zeigt damit die Störung des evolutionären Systems. Chiffren eines Gesamt-Zusammenhangs deuten die Ganzheitlichkeit, das Eins-Sein aller Lebewesen in der Komplexität der evolutionären Systeme an. Die Ganzheitlichkeit als Prinzip darzustellen und dieses Prinzip der menschlichen Tradition und Tradierung zu Grunde zu legen ist der Zweck der Installation, die das Verhalten und Tun der Rezipienten verändern soll. Es handelt sich um eine teleologische Darstellung, die allgemeine Regeln der Wechselwirkungen in unzähligen Netzwerken exemplarisch vor Augen führt. Der Zweck ergibt sich in der Natur wie in der Installation aus dem Aufeinander-Bezogen-Sein. Dies führt zur Erkenntnis, dass der Mensch sich nicht eigene isolierende Regeln schaffen kann, ohne dass deren Globalisierung sich gegen ihn wendet. Eine wieder aufgenommene Tradition, in Abkehr zugleich von einem sich mit den Gewohnheiten änderndes Gewohnheitsrecht, bindet sich und ihre Interpretation zurück an eine ganzheitliche Welt.

------------------------------ Sie können zu Sprachspielen, Allegorien, Metaphern und verschlüsselten Informationen verdichtet werden. Auf diese Weise entsteht eine „Vorlage“ zur Entwicklung einer international verständlichen Zeichen- und Symbolsprache – einer „skulpturellen Sprache" (der Weltformel) -, ihrer dialektischen Struktur, eines Ordnungssystems der Wechselwirkungen, Regulationssysteme und Rückbezüglichkeiten, die zurück geht auf den Toleranzraum. Sie geht zudem zurück auf die Spirale als erstes in allen Kulturen vorkommendes archaisches Symbol und Zeichen der Wechselwirkungen und Regulationssysteme.


1 Dreieck: Künstler, ich, Person – Modell, Konzept und Werk:

Künstler, Handwerker, Personen haben ein vorbildhaftes Modell – eine „Idee“ - vor Augen, der sie ihr Modell nachempfinden. Ein Vergleichsprozeß zwischen Modell und Werk kommt in Gang, in dem das gedachte Modell zugleich mit erschaffen wird. Der Vergleich schafft eine Differenzproblematik zwischen Modell und Skulptur. Zugleich geht es um Original und Kopie. Da aber das gedachte Modell zugleich neu mit erschaffen wird, ist die Frage, was Original und was Kopie sei, schwer zu beantworten.

Was ist das Modell? Ganzheitliche Partizipation als Weg und Ziel. Der Werkprozeß setzt sich so aus einander mit der Annäherung an das Modell und dem Scheitern daran. Die daraus resultierende Unzufriedenheit über die Differenz muß ausgehalten werden. Sie ist die Schwäche des Menschen als Einzelkonstrukteur. Im dialektischen Pendelmechanismus des Gleichgewichts innerhalb des Toleranzraums wird ein künstliches Anspruchsdenken aufgelöst. Im Spannungsfeld von Schwäche und Stärke des Menschen entwickelt er Selbstbewusstsein – ein Training des Akzeptierens von Mensch-Sein in der Welt. So soll auch bewusst werden, daß einseitige Vergeistigung unter Wegführung von der Körperlichkeit von Mensch und Welt unweigerlich zum Scheitern führt. Die Trennung zwischen Geist und Körper als Dimension des Eskapismus führt zu einem irrealen Verständnis von Gefüge und Gemenge. Durch den gegenwärtigen ökonomistischen Überbau wird der Mensch selbst zum Massenprodukt und –produzent. Er erleidet zwei Arten von Differenzverlust: Einerseits die Fähigkeit, sich Realität und Ganzheitlichkeit permanent selbst neu zu erarbeiten. Andererseits das Bewußtsein darüber, wie sehr diese künstliche ökonomistische Welt eine Differenz, eine Vereinseitigung des Realitätsbewusstseins reproduziert.

Der Begriff des Skulpturierens ist zuerst ein erweiterter Ausdruck des plastischen Modellierens. Er bezeichnet das Modellieren an einer Skulptur. Diese Skulptur als gedachter wie physisch-physikalischer Körper ist Vorstellung, bildhafter Ausdruck und Verkörperung dessen, was vor, aber auch durch den Künstler, der jeder Mensch durch sein („künstliches“) Tun ist, in seinem Tun und Handwerk hervor tritt. Der im Künstlerhandwerk tätige Mensch arbeitet diese dreidimensionale Skulptur als Ausdruck des Seins heraus. Er wendet eine Vorstellung davon an, wie er zugleich diese Vorstellung und ihre reale, geistige und physische Verkörperung einer realen Utopie erst generiert. Die Skulptur in Gegenüberstellung zum zweidimensionalen Begriff des (ikonischen) Bildes ist Ausdruck der Dreidimensionalität der realen Welt, der Vorstellung des Menschen davon und seines Tuns darin. Er kann gar keine andere als die sich ihm so ganzheitlich darstellende Welt begreifen. Er kann auch sein Tun nicht anders als in diesem Kontext begreifen.

Schließlich ist das Skulpturieren Instrument, handwerklich-künstlerische Anwendung und Inhärent-Sein im ganzheitlichen Prozeß. Er ist in so fern keine Dimension eines isolierten „Individuums“-Begriffs, nach dem dies als bloß „aktive“ Tätigkeit von „Individuen“ zu begreifen wäre. Sie ist, im Sinne des partizipativen Inhärent-Seins des Menschen, auch eine „reaktive“ Tätigkeit. Zugleich aktiviert sie eine tatsächlich partizipative Aktivität des Menschen an einem Ganzen, dem er sich durch die künstlich vorgestellte Isolierung des abgeschotteten, isolierten „Individuums“-Begriffs völlig irreal gegenüber und „passiv“ ausgeliefert sieht. Es aktiviert in so fern das innerhalb des Toleranzraums einer tatsächlichen Subjektivität des Menschen in der Welt, die nur ganzheitlich denkbar ist, die Potentiale des „Individuellen“, die zur Zeit brach liegen oder dem einseitigen ökonomistischen Überbau anheim gegeben werden. Ihre volle Kreativität, ihr „Produktivitäts“-Potential wird so aktiviert.

Das Skulpturieren ist Explikation der Weltskulptur. Diese existiert genau dann und währt so lange, wie alle Menschen im vollen Bewußtsein ihres Inhärent-Seins und („passiv“ wie „aktiv“, „betroffen“ und „handelnd“) Daran-Partipierens an ihr mit arbeiten, modellieren oder schaffen. Das Skulpturieren, das gemeinsame Skulpturieren an der Weltskulptur ist Prozeß und Partizipation. Die Weltskulptur ist die Summe, der Prozeß, die Dauer unseres gemeinsamen Skulpturierens: in dem Augenblick, in dem wir gemeinsam skulpturieren, und so lange wir es tun. Dieser Prozeß ist nie abgeschlossen. Sein Kern ist das Partizipieren an der Skulptur. In diesem Sinne ist der Begriff Gedanken-Skulptur Ausdruck einer zum Teil physisch-physikalisch, zum Teil nur gedachten realen, materiellen Entität. Das daran und an der Welt Teil-Haben als realer Prozeß ist in so fern „gedacht“, als es die „Weltskulptur“ als Ganzes nicht als nur an einem Ort der Welt körperhaft, mit der physischen Hand greifbares Objekt gibt. Zugleich wird an vielen Orten der Welt, durch jeden einzelnen Menschen als Partizipienten mit physisch-physikalisch real greifbarem, aber auch geistig zur Verfügung stehendem und angewandten Kreativitätspotential, Material und Handwerkszeug daran gearbeitet. Die Menge der materiellen Verkörperungen ist die physisch-physikalische Dimension. Das Daran-Skulpturieren als ganzheitlicher, ganzheitlich verbundener und wirksamer Prozeß ist „gedankliche“ Dimension, in so fern sie nicht überall „greifbar“, wohl aber „be-greifbar“ ist. So wird der Begriff des Skulpturierens Ausdruck und stellt zugleich die Fähigkeit zur Verfügung, an der Veränderung und Veränderlichkeit der „Dinge“ zu partizipieren. Er stellt als Begriff und Training die Fähigkeit zu dieser „aktiven“ Veränderung zur Verfügung – die Veränderung analog eines „Höhlengleichnisses“ des Lebens, zugleich eine positive Wendung dessen.