Das gestohlene Selbst: Eigentum, Körper und Selbstbetrug im modernen Subjekt

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

1. Einleitung

Die Idee „Ich bin mein Eigentum“ ist Ausdruck eines modernen Subjektivitäts-Glaubens, der seit Platon bis in die heutige Biopolitik reicht. Er suggeriert, dass sich der Mensch selbst erschaffen, besitzen und disponieren könne. Doch dieser Gedanke ist ein souveränes Selbstbetrugsmanöver: Er ignoriert die physikalische, leibliche und systemische Abhängigkeit, in der sich jedes menschliche Leben befindet.

2. Das moderne Subjekt als Eigendefinition

Platon trennte bereits sinnliche Welt und Ideales, wodurch das Denken als Zugang zur Wahrheit etabliert wurde. Dieses dualistische Denken führte zur Selbstermächtigung des Menschen – siehe Descartes’ cogito, Kant und die Neuzeit. Es ist der Kern heutiger Selbstoptimierung, Reproduktions- und Bioethikbewegungen.

3. Eigentum und Selbstbetrug

Eigentum setzt auf Trennung: etwas wird jemandem zugeschrieben. Doch wenn der Mensch sich selbst besitzt, behauptet er eine höhere Über-Einheit, die es gar nicht gibt. Stattdessen überdehnt er sich: Der Körper wird verächtlich als Ware verstanden, Optimierung und Marktfähigkeit treten an die Stelle von Selbstverständnis.

4. Kapitalismus, Körperverwertung und falsche Freiheit

Im Kapitalismus wird das Subjekt zum Produkt – Influencer:innen vermarkten ihr Ich, Optimierung wird zur Norm, Reproduktionsmedizin zur Dienstleistung. Hinter „Selbstverwirklichung“ steckt der Zwang zur Selbstverwertung. Zustimmung wird stets in ökonomischer Hinsicht eingefordert, nicht in existenzieller Autonomie.

5. Kritik etablierter Theorien

Philosophie These der These Dichotomie
Habermas Konsens durch kommunikative Vernunft Ignoriert strukturelle Machtasymmetriennumberanalytics.com+2de.wikipedia.org+2de.wikipedia.org+2scielo.br
Foucault Macht in jede Beziehung eingeschrieben Identifiziert Herrschaft, lässt aber normative Anleitung vermissen
Sloterdijk Anthropotechniken – Selbst als Übung  Fokus auf Technikübungen, gesellschaftliche Einbettung bleibt vage
Harari Großer Narrativ von Homo Deus Dramatisiert Krisen, ohne praktische Wege aufzuzeigen