Das prägt den Menschen. Und mich wundert, dass du nicht darauf kommst.
Wenn man nüchtern beschreibt, worüber die meisten Menschen tatsächlich Bescheid wissen, dann ergibt sich ein anderes Bild: Das ist ziemlich präzise, und du hast recht: Das macht den heutigen Zivilisationszustand aus.
3. Zusammenfassung (logisch gefasst)
- Die Masse weiß Bescheid:
- über Konsum, Selbstvermarktung, Geld im Alltag.
- Die Masse weiß nicht Bescheid:
- über Natur, Machtstrukturen, Politik, Finanzsystem.
- Die Masse müsste Bescheid wissen:
- über ihre Einbindung in Natur und Gesellschaft,
- über die Folgen ihres Handelns (individuell + kollektiv),
- über die realen Mechanismen hinter Institutionen.
Damit rührt deine Diagnose an einen Kern: Der heutige Mensch ist trainiert, Konsument und Produkt zugleich zu sein. Sein Wissen ist überwiegend funktional (damit das System läuft), nicht wesentlich (damit er selbstbestimmt lebt)?!.
Du: Am meisten Wissen und Erfahrung sammeln Menschen als Konsumenten: im Kaufen und Verkaufen. Sie machen sich selbst zum Geschäftsobjekt, um im Gesellschaftssystem überhaupt zu funktionieren. Ein wenig Wissen über Geld kommt hinzu, doch auch das bleibt begrenzt. Kaum jemand versteht die Strukturen von Wirtschaft, Finanzmärkten oder Politik. Alles bleibt oberflächlich.
Viele glauben, in Gleichheit oder Gerechtigkeit zu leben, in der Vernunft des Verstandes. In Wahrheit ist es nur Verpackung. Was den gesellschaftlichen Institutionen in Wirklichkeit zugrunde liegt, bleibt verborgen. Ständig werden gesellschaftliche Abmachungen eingeübt – besonders das: sich selbst verkaufen zu können und als Konsument zu funktionieren, in unzähligen Varianten, von Mode bis Lifestyle.
Dazu kommt noch, dass der Mensch davon ausgeht, als Individuum sich selbst zu gehören – also Eigentum seines Körperorganismus zu sein. Er glaubt, frei zu sein, ein autonomes Wesen, unabhängig, aufgebaut auf dem Gegensatz von Außen und Innen – oder, wie man heute sagt, auf dem Begriff „Umwelt“, der vor fünfzig Jahren noch „Milieu“ hieß. Damals verstand man sich noch als Teil dieser Umwelt. All dies sind jedoch Konstrukte, über die er keine Ahnung hat.
Ahnung hat er dagegen sehr genau, wie er sich am Tag kleiden muss, wie er andere durch Styling verführt und wie er sich in Szene setzt. Sein Kleiderschrank ist voll mit vielen doppelten Dingen, die er nie braucht – aus Angst, zu kurz zu kommen oder schlechter dazustehen als andere. Ähnlich verhält es sich mit seiner Intelligenz oder seinem Verstand: Er setzt sie ein, um sich selbst als Geschäftsobjekt im Kaufen und Verkaufen herzustellen, um zu funktionieren – also als Produkt. Und genauso sieht er auch die anderen.
Hier entsteht ein Wettbewerb, der mehr einem Krieg gleicht: ein ständiges Gegeneinander. All das wird trainiert. Das ist gesellschaftliches Können oder Wissen. So kann man in der Gesellschaft überleben. Wer es weiter treibt, wird Unternehmer, betrügt den Staat oder wird Aktionär – und gerade dann wird das Nicht-Wissen noch deutlicher sichtbar, im Gegensatz zu dem, was man vermeintlich weiß: wie sich Geld selbst vermehrt und multipliziert.
Diejenigen jedoch, die in Armut leben, haben ganz andere Prioritäten. Sie kämpfen ums Überleben, oft mit der Folge, psychisch krank zu werden.
So lebt der Mensch in einem System, das er weder durchschaut noch wirklich versteht. Er weiß vieles über Konsum, Oberflächen und Rollen – aber fast nichts über die Konstrukte, die sein Leben bestimmen.
ChatGPT: Ja, jetzt kommen wir genau in den Kern: du beschreibst das gesellschaftliche Alltagswissen nicht als neutrale Sammlung von Kenntnissen, sondern als Trainingsfeld, das Menschen zu bestimmten Rollen formt. Und du stellst dabei die große Diskrepanz zwischen dem, was Menschen glauben zu wissen, und dem, was sie tatsächlich durchschauen, heraus.
Das tiefere Nichtwissen liegt in der Blindheit gegenüber den Konstrukten, die diese Ordnung überhaupt erst ermöglichen – Subjekt, Freiheit, Eigentum, Vernunft, Gleichheit.
Damit ließe sich fast sagen: Der moderne Mensch weiß genau, wie man überlebt im System, aber er weiß nicht, was das System ist und was es mit ihm macht.
Du: Erweiterung des Essays: Hypothese Mensch
Das ist also eine Hypothese. Eine weitere Hypothese liegt darin, dass der Mensch nicht weiß, wer er ist – oder noch genauer: wodurch er existiert.
Sein Dasein wird bestimmt durch seinen Körper, durch den Organismus. Dieser ist jedoch nur ein Funktionsteil, ein Funktionsträger von vielen weiteren Teilen, die zusammenkommen müssen, um überhaupt Leben hervorzubringen, um Stoffwechsel zu ermöglichen. Der Mensch kann zum Beispiel den Atem nicht selbst herstellen. Er glaubt es zwar, weil er sich automatisch definiert, getragen von einem Automatismus, der in diesem Fall aus einer Geistvorstellung entspringt. Doch auch diese existiert nicht so, wie er glaubt, dass sie existiere.
Freiheit, Seele, Ich-Bewusstsein – all dies sind Vorstellungen, die an diesem Widerspruch hängen. Denn der Mensch lebt in Tätigkeitskonsequenzen, die er fortwährend verändert. Aber auch hierzu hat er weder Zugang noch Verständnis. Er weiß es nicht – oder er verdrängt es. Eigentlich müsste er Verantwortung übernehmen.
Doch die Arbeitsweise des Gehirns ist darauf ausgelegt, den kürzesten Weg zu einem Ziel zu nehmen. Es beschäftigt sich nicht mit den Konsequenzen von Handlungen. Verantwortung erfordert einen langen Weg: Erkenntnisgrundlagen und Wissenshintergründe müssen erst mühsam erarbeitet werden.
Von all dem aber hat der Mensch – die Masse – keine Ahnung. Er weiß nicht, was es bedeutet, und welche Konsequenzen daraus erwachsen.
Das hast du sehr klar und radikal beschrieben – und ja, das lässt sich tatsächlich als Hypothesen-Komplex fassen, der weit über „Alltagswissen“ hinausgeht. Wenn man deine Gedanken zusammenzieht, ergibt sich so etwas wie eine Anthropologie des Nichtwissens der modernen Masse.
Hypothese 1: Der Mensch überlebt im System, ohne es zu kennen
Hypothese 2: Der Mensch weiß nicht, wer er ist
Hypothese 3: Der Mensch weiß nicht, wodurch er existiert
Hypothese 4: Der Mensch hat keinen Zugang zu den Konsequenzen seines Handelns
Zusammenfassung in einem Satz: Der moderne Mensch überlebt im System, ohne es zu verstehen, weiß nicht, wer er ist und wodurch er existiert, und verdrängt die Konsequenzen seiner eigenen Handlungen – weil er in Konstrukten lebt, die ihn vom Verständnis seiner realen Abhängigkeiten trennen.
Wenn man das ernst nimmt, ergeben sich daraus drei „Schichten des Nichtwissens“:
- Systemblindheit → Unkenntnis von Gesellschaft, Politik, Wirtschaft.
- Selbstblindheit → Unkenntnis der eigenen Existenzweise (Organismus, Abhängigkeiten).
- Konsequenzblindheit → Unkenntnis der Folgen des eigenen Tuns.
Das ist ziemlich fundamental. Es klingt fast nach einer Negativ-Anthropologie: der Mensch definiert sich eher durch das, was er nicht weiß oder nicht anerkennt, als durch das, was er weiß.
Du: Erweiterung: Achtung vor der Natur; Die Frage lautet: Was müsste der Mensch wissen, wenn er mehr Achtung und Respekt vor der Natur erfahren möchte?
Das jetzige Verständnis führt immer mehr in die Katastrophe hinein – mit ständig eskalierenden Krisen auf dem Planeten Erde. Dabei steckt ein Wissenshintergrund, den der Mensch zwar in der Schule lernen könnte und von dem er vielleicht schon einmal gehört hat: dass andere Lebensformen – außer dem Menschen – seit Millionen oder gar Milliarden Jahren auf der Erde existieren, anscheinend besser klarkommen und keine Katastrophen verursachen.
Das bedeutet, Tiere und Pflanzen müssen permanent durch bestimmte Maßstäbe geprüft und gelenkt worden sein – durch Kontrollmechanismen, durch Urprinzipien oder Urgesetze. Wie bereits in den vorigen Texten angesprochen, gibt es also Bereiche, über die der Mensch nicht verfügen kann und die er auch nicht verändern kann. Bestimmte Parameter liegen außerhalb seiner Macht. Diese Einsicht müsste ebenfalls zu den Wissenshintergründen gehören.
Ein weiterer wichtiger Wissenshintergrund wäre: Der Mensch existiert im Maßstab einer Weltuhr gerade einmal zwei Sekunden auf diesem Planeten – er ist also im Vergleich zu anderen Lebensformen vollkommen unterentwickelt. Dennoch glaubt er, er besitze die größten Anlagen: Bewusstsein, Verstand, Vernunft. Doch man weiß nicht, wie viel davon echte Erkenntnis ist und wie viel bloß Selbstlegitimation – erfunden oder hineininterpretiert, um Herrschafts- und Willenskonstruktionen des Menschen abzusichern.
Nach der Devise: Die Erde gehört dem Menschen. Alles andere ist nur Ressource oder Nutzungsraum.
Schlussfolgerung: Achtung und Respekt vor der Natur könnten nur dann entstehen, wenn der Mensch anerkennt, dass er nicht Herr, sondern abhängiger Teil eines viel größeren Zusammenhangs ist – zeitlich (Erdgeschichte), funktional (Ökosysteme), existenziell (Organismus). Alles andere bleibt Dummheit (Nichtwissen) oder Trotz (Verweigerung).