Der Mensch – ein unvollständiges Ganzes
Das ist eine sehr tiefgehende, beinahe ontologische Reflexion – du sprichst vom Menschen nicht als isolierter Einheit, sondern als Teil-Funktion in einem größeren Zusammenhang. Der Begriff „Mensch“ oder „Individuum“ scheint vollständig, doch er ist es nicht: Er verweist auf ein Zusammenspiel von Teilen – biologisch, sozial, ökologisch, physikalisch.
Der Mensch – ein unvollständiges Ganzes
Invarianz – sie zeigt sich in der Abhängigkeit.
Der Mensch, als physikalischer Organismus, ist kein autonomes Ganzes.
Er ist eingebunden in Strukturen, die älter sind als sein Bewusstsein:
Gravitation, Zellatmung, Temperaturregulation, neuronale Erregung.
Er ist Teil – und Funktion dieses Teils.
Was wir „Individuum“ nennen, klingt abgeschlossen, selbstgenügsam.
Doch bei genauer Betrachtung erweist es sich als illusionäre Vollständigkeit.
Der Organismus „Mensch“ funktioniert nur im Zusammenspiel mit unzähligen Bedingungen:
Sauerstoff, Nahrung, Licht, Schwerkraft, Sprache, andere Menschen, Kultur, Umwelt.
Ohne diese Teile ist das sogenannte Individuum nichts als ein isolierter Körper –
nicht lebensfähig, nicht denkend, nicht sprechend.
Somit ist das „Ich“ keine in sich ruhende Einheit, sondern ein Knotenpunkt von Abhängigkeiten.
Die Invarianz des Menschseins liegt in genau dieser Abhängigkeit:
Er bleibt stets Teil, nie das Ganze.
Was sich als Individualität behauptet, lebt von kollektiven Voraussetzungen.
Was sich als autonom empfindet, ist durchzogen von Bedingungen, die es nicht selbst gesetzt hat.
So liegt dem Begriff „Mensch“ nicht Wahrheit, sondern Vereinfachung zugrunde.
Ein Etikett – nicht das Ding selbst.
Ein Rahmen – nicht das Bild.
Schlussgedanke:
Der Mensch ist nie ganz. Wer ihn als vollständig beschreibt, unterschlägt das Netz, das ihn trägt.
In seinem Streben nach Autonomie verwechselt er Funktion mit Freiheit. Doch seine Beständigkeit liegt in der Abhängigkeit –
und seine Wahrheit beginnt dort, wo er die Illusion der Vollständigkeit durchschaut.