Die Ursprünge der Konstruktionsfehler des menschlichen Selbstverständnisses: Eine wissenschaftliche Analyse

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Die grundlegenden Konstruktionsfehler des menschlichen Denkens und Selbstverständnisses haben ihren Ursprung vor etwa 60.000 Jahren, als der Mensch begann, sich symbolisch von der Natur zu trennen. Dieses Missverständnis führte zu einer verzerrten Wahrnehmung der eigenen Existenz, der Naturgesetze und der Funktionsweise des Lebens. Die Entwicklung von Jagdmagie, dem Mythos des freien Willens und der Illusion der Kontrolle über den Tod schuf die Grundlage für eine kognitive Fehlanpassung, die sich bis heute in gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Strukturen manifestiert.

1. Die Jagdmagie als Ursprung der Illusion der Kontrolle

Vor rund 60.000 Jahren entwickelten Menschen die erste Form symbolischen Denkens: die Jagdmagie. Durch Höhlenmalereien, Rituale und symbolische Handlungen versuchten sie, Jagderfolg zu sichern. Die Annahme, dass die Abbildung eines Tieres Einfluss auf den Ausgang einer Jagd haben könnte, legte den Grundstein für eine Denkweise, die symbolische Konstruktionen mit physikalischer Realität vermischte. Der entscheidende Fehler lag darin, dass das Gehirn begann, symbolische Konzepte als ebenso real zu betrachten wie physikalische Prozesse. Diese Form der kognitiven Selbsttäuschung führte zu einer systematischen Verdrängung objektiver Naturgesetze zugunsten subjektiver Konstruktionen, was letztendlich zur Entstehung von Religionen, Mythen und ideologischen Systemen beitrug.

2. Der Tod als unlösbares Problem des Bewusstseins

Während Tiere den Tod als ein natürliches Ende biologischer Prozesse akzeptieren, entwickelte der Mensch aufgrund seines Bewusstseins eine tiefgreifende Angst vor der eigenen Endlichkeit. Das Gehirn ist evolutionär nicht in der Lage, sich die eigene Nichtexistenz vorzustellen, da es ausschließlich aus der Perspektive eines „Ich“ operiert. Daraus resultierte eine zentrale kognitive Dissonanz: Der Mensch kann die physikalische Realität des Todes nicht erfassen, weil er kein mentales Modell für seine eigene Nichtexistenz erzeugen kann. Diese Unfähigkeit zur Akzeptanz führte zur Entwicklung von Konzepten wie der Seele, Wiedergeburt oder Jenseitswelten – Konstruktionen, die den Menschen vermeintlich über den Tod hinaus erhalten. Die Illusion der Überwindbarkeit des Todes wurde zu einem entscheidenden Mechanismus zur Bewältigung existenzieller Unsicherheit, was wiederum den Grundstein für Herrschaftsstrukturen legte, die auf Glaubenssystemen basierten.

3. Die Arbeitsweise des Gehirns als Verstärker der Täuschung

Das menschliche Gehirn ist nicht darauf ausgelegt, die Realität objektiv wahrzunehmen, sondern primär darauf, Überlebensmechanismen zu optimieren. Es verarbeitet Sinnesreize selektiv, speichert wiederholte Informationen als Wahrheit und vermeidet kognitive Dissonanz, indem es unpassende Informationen ausblendet oder umdeutet. Diese evolutionäre Anpassung führte dazu, dass sich der Mensch zunehmend von der physikalischen Realität entfernte und stattdessen symbolische Systeme entwickelte, die Stabilität und Kontrolle suggerieren. Das Gehirn sucht nach Kausalität, auch wenn keine vorhanden ist, und erzeugt so die Illusion, dass Rituale, Glaubenssysteme oder Machtausübung Einfluss auf die fundamentalen Gesetze des Universums haben könnten. Die Natur wurde nicht mehr als ein sich selbst regulierendes System verstanden, sondern als etwas, das dem menschlichen Willen unterworfen werden kann.

4. Der Wille zur Herrschaft als direkte Konsequenz

Die Angst vor dem Tod und die Illusion der Kontrolle führten zur Notwendigkeit, Naturgesetze zu manipulieren und zu dominieren. Der Übergang von Jäger- und Sammlergesellschaften zu sesshaften Agrargesellschaften verstärkte diese Entwicklung, da Menschen begannen, die Natur systematisch nach ihren Vorstellungen zu formen. Damit einhergehend entstand das Konzept des Eigentums, das eine weitere kognitive Illusion darstellt: In der Natur existiert kein Besitz, sondern lediglich eine Nutzung von Ressourcen im Fluss ökologischer Kreisläufe. Der Mensch jedoch betrachtete Land, Tiere und sogar andere Menschen zunehmend als Eigentum, wodurch soziale Hierarchien, politische Strukturen und Machtsysteme entstanden. Die Vorstellung, dass sich die Umwelt den menschlichen Bedürfnissen unterwerfen muss, führte zu einem grundlegend fehlerhaften Weltbild, in dem der Mensch sich als beherrschendes Subjekt und die Natur als passives Objekt betrachtete.

5. Die langfristigen Konsequenzen der Fehlanpassung

Die oben beschriebenen kognitiven Mechanismen haben die gesamte menschliche Zivilisation geprägt und zu gravierenden Fehlentwicklungen geführt. Die Identifikation mit symbolischen Konstruktionen anstelle physikalischer Realitäten hat dazu beigetragen, dass der Mensch sich selbst als von der Natur getrennt betrachtet. Dies manifestierte sich in der Entwicklung von Religionen, Nationalstaaten, Wirtschaftssystemen und technologischen Fortschritten, die oft nicht im Einklang mit den ökologischen und physikalischen Prinzipien des Planeten stehen. Der Glaube an eine unbegrenzte Verfügbarkeit von Ressourcen, die Dominanz über andere Lebensformen und das Streben nach individueller Unsterblichkeit sind direkte Ableitungen dieser frühen kognitiven Fehlanpassungen.

6. Wissenschaftliche Perspektiven und historische Verantwortung

Die Konstruktionsfehler des menschlichen Selbstverständnisses wurden durch verschiedene philosophische und wissenschaftliche Theorien verstärkt. Platon, Descartes und Kant trugen zur Trennung zwischen Geist und Materie bei und verfestigten die Vorstellung eines unabhängigen „Ichs“, das außerhalb der Natur steht. Die Naturwissenschaften des 17. und 18. Jahrhunderts – insbesondere durch Newton und die Mechanik des Universums – bestärkten die Annahme, dass die Welt berechenbar und beherrschbar sei. Die Industrialisierung und der Kapitalismus führten dieses Denken weiter, indem sie Natur auf ihre wirtschaftliche Verwertbarkeit reduzierten. Die moderne Neuro- und Kognitionswissenschaft zeigt jedoch zunehmend, dass der Mensch kein autonomes Individuum ist, sondern ein in Wechselwirkungen eingebundenes System innerhalb eines größeren physikalischen Rahmens.

7. Fazit: Der Mensch als Fehlkonstruktion seiner eigenen Illusionen

Die Ursprünge der menschlichen Konstruktionsfehler lassen sich auf die frühen symbolischen Denkprozesse zurückführen, die eine falsche Vorstellung von Kontrolle, Besitz und Identität schufen. Die Unfähigkeit, den Tod zu akzeptieren, und die evolutionäre Arbeitsweise des Gehirns führten zur Entwicklung von Herrschaftssystemen, Glaubensstrukturen und kulturellen Konzepten, die nicht mit der physikalischen Realität übereinstimmen. Diese Illusionen bilden die Grundlage der modernen Zivilisation und sind gleichzeitig die Ursache ihrer fortschreitenden ökologischen und sozialen Krisen. Die einzige Möglichkeit, diesen Konstruktionsfehler zu korrigieren, besteht in der bewussten Dekonstruktion dieser Denkmechanismen und der Entwicklung eines Weltmodells, das auf der tatsächlichen Funktionsweise der Natur basiert. Nur durch die Integration physikalischer Prinzipien in das menschliche Denken kann eine zukunftsfähige Zivilisation entstehen, die sich nicht weiter in den Irrtümern der Vergangenheit verliert.