Diese Plattform zeigt, wie Menschsein entsteht.
Zielbestimmung: Das Bewusstsein des Menschen als Durchgangswesen in einer funktionalen Wirklichkeit
Einleitung: Das verlorene Bewusstsein des Teil-Seins
Das zentrale Ziel besteht darin, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, dass der Mensch nicht als autonomes, souveränes Subjekt existiert, sondern als Durchgangsform innerhalb eines umfassenden Gefüges von Tätigkeiten, Abhängigkeiten und Rückkopplungen. Dieses Bewusstsein ist nicht identisch mit moralischem Appell oder politischem Programm, sondern eine Einsicht in die Funktionslogik des Lebens selbst. Der Mensch ist ein temporäres Knotenmoment in Stoffkreisläufen, Energiekreisläufen, sozialen Austauschprozessen und ökologischen Vernetzungen. Die Erfahrung dieses Teil-Seins bildet den notwendigen Gegenpol zu einer symbolisch konstruierten Autonomievorstellung, die in der Realität nicht existiert.
Der Mensch als funktionales Durchgangswesen
Ein Mensch lebt nur, weil er ununterbrochen Stoffe, Energien, Informationen und soziale Impulse aufnimmt, umwandelt und weitergibt. Diese Funktionsweise ist in keinem Moment ein Besitzverhältnis, sondern eine Bewegungsstruktur, die den Menschen trägt und zugleich begrenzt. Begriffe wie „Membran“, „Durchgang“, „Knotenpunkt“ oder „Funktionsteil“ versuchen nicht, einen neuen Identitätskern zu definieren, sondern machen sichtbar, dass das Leben selbst nur als Abhängigkeit und Symbiose existiert. Der Mensch ist eingebettet in Kreisläufe, die ihn übersteigen. Ein Bewusstsein, das diese Einbettung erkennt, kann nicht mehr in Kategorien der Selbstbeherrschung oder Selbstenthebung denken.
Symbolwelten als Ersatzhandlungen und Selbsttäuschungen
Der Verlust dieses funktionalen Bewusstseins wird historisch durch Symbolwelten kompensiert, die den Menschen als autonom, unangreifbar, souverän und in sich begründet darstellen. Diese Konstruktionen erzeugen eine Ersatzwirklichkeit, in der der Mensch sich nicht als eingebunden erlebt, sondern als Mittelpunkt, als Besitzer, als Entscheider. Das Subjekt erscheint in dieser Symbolwelt als unverletzliche Einheit, als Träger von Rechten, als wirtschaftlich verfügbare Arbeitskraft oder als moralisch adressierbares Individuum. Diese Konstruktionen sind nicht harmlos, sondern bilden die Grundlage für gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Ordnungen, die die Funktionswirklichkeit des Lebens systematisch ignorieren.
Herrschafts- und Willkürformen als Folge falscher Autonomiekonstruktionen
Aus der Vorstellung autonomer und unabhängiger Subjekte entwickeln sich Strukturen von Herrschaft, Kontrolle und Willkür. Der Einzelne wird zugleich zum Träger einer fiktiven Freiheit und zum Objekt wirtschaftlicher Verwertungslogiken. Er wird zur Ware, zur Rolle, zur Funktion im Finanzmarkt, im Wettbewerb, im Statussystem. Dieses Marionettendasein entsteht nicht, weil der Mensch zu wenig Macht besitzt, sondern weil er ein falsches Bewusstsein seiner Position im Gesamtgefüge hat. Die Autonomie, die ihn angeblich schützt, ist dieselbe Autonomie, die ihn in ökonomischen Mechanismen verfügbar macht. Freiheit wird zur Handelsware, Identität zum Geschäftsmodell, Verletzlichkeit zum Störfaktor.
Selbstzerstörungsmechanismen durch Abspaltung vom Ganzen
In der gegenwärtigen Zivilisationsform ist sichtbar geworden, dass der Mensch die Teile des Stoffwechsels zerstört, von denen er abhängig ist, während er gleichzeitig symbolisch behauptet, unabhängig zu sein. Er zerstört Böden, Wasser, Atmosphäre, soziale Beziehungen, kulturelle Räume und die Bedingungen des eigenen Lebens. Diese Selbstzerstörung entsteht aus der Abspaltung von der Funktionswirklichkeit und der Flucht in symbolische Konstruktionen, die keinerlei Rückkopplungsfähigkeit besitzen. Der Mensch versucht, die Realität der Abhängigkeiten durch symbolische Unverletzlichkeitsfantasien zu neutralisieren. Der Dualismus von 50:50, der ein Gegenüber von Subjekt und Welt konstruiert, bildet hier die ideologische Basis für extreme Machtgefälle bis hin zur 1:99-Logik moderner Wirtschafts- und Herrschaftssysteme.
Kein politisches oder juristisches System darf auf Symbolwelten gründen
Eine zentrale Konsequenz dieses Verständnisses lautet, dass politische, gesellschaftliche und juristische Systeme nicht auf symbolischen Konstruktionen beruhen dürfen, die die funktionale Wirklichkeit des Lebens negieren. Gesetzgebung und Institutionen, die an Autonomie, Unabhängigkeit oder Unverletzlichkeit als Grundannahmen festhalten, entkoppeln Entscheidungsprozesse von realen Rückkopplungen. Dies richtet sich nicht nur gegen den Menschen, sondern gegen alle Lebensformen des Planeten. Die Konstruktionen, die Freiheit versprechen, erzeugen reale Abhängigkeiten, Verschuldungsmechanismen, Umweltzerstörung und soziale Spaltungen.
Das Ziel eines Bewusstseins, das Verantwortung ermöglicht
Der Übergang von der symbolischen Autonomie zur funktionalen Einbettung ermöglicht erstmals eine Form von Verantwortung, die nicht auf abstrakten Normen beruht, sondern auf der Einsicht in reale Zusammenhänge. Wer sich als Durchgangswesen versteht, erkennt die Konsequenzen seines Handelns, weil er nicht mehr illusionär außerhalb der Rückkopplungen steht. Verantwortung entsteht hier nicht durch Pflicht, sondern durch strukturelles Verstehen der eigenen Teilhaftigkeit. Der Mensch erkennt sich als Teil des Ganzen und begreift, dass keine Handlung ohne Rückwirkung bleibt.
Schluss: Entlarvung der Selbsttäuschung als Voraussetzung für Zukunftsfähigkeit
Das übergeordnete Ziel besteht darin, die Selbsttäuschung eines autonomen und unabhängigen Ichs zu durchbrechen und ein Bewusstsein zu entwickeln, das den Menschen als integriertes, verletzliches und rückkopplungsfähiges Funktionsteil begreift. Erst diese Entlarvung macht die zerstörerischen Mechanismen sichtbar, die heute als Freiheit, Fortschritt oder Prosperität ausgegeben werden. Ein Bewusstsein, das sich als Teil von Stoffkreisläufen, Symbiosen und Abhängigkeiten versteht, bildet die Grundlage für eine Lebensform, die nicht auf Ausbeutung und Selbstzerstörung basiert, sondern auf Integration, Rücksicht und realer Verantwortung.
