Klärung der Ebene: Organisations- und Setzungsform, nicht Biologie

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Das von dir beschriebene Phänomen betrifft keine neue Art Mensch im biologischen Sinn und auch keinen bloßen technischen Rückkopplungsmechanismus. Es handelt sich um eine Organisations- und Setzungsform von Mensch-Sein. Entscheidend ist, wie der Mensch sich selbst in der Welt verortet: als plastisch rückgekoppelter Funktionsteil oder als symbolisch fixierte Form.

Der Unterschied liegt nicht im Körper, sondern in der dominanten Logik, nach der Wahrnehmung, Handeln, Bewertung und Selbstverständnis organisiert sind.

Symbolische Existenz ohne Rückkopplung

Ein Menschenverständnis, das sich primär auf Symbolik, Konstrukte und Abstraktionen stützt, existiert nur scheinbar autonom. Es lebt von Rechten, Rollen, Eigentumsannahmen und Identitätszuschreibungen, die sich von realen Stoff-, Energie- und Abhängigkeitskreisläufen abgelöst haben. In diesem Modus wird übersehen, dass Existenz nur durch Stoffwechsel und Rückkopplung aufrechterhalten wird.

In der Konsequenz entsteht ein paradoxes Selbstbild:

Der Mensch versteht sich als Eigentümer seiner selbst, als frei verfügbare Ressource, als Ware und zugleich als autonomes Subjekt. Er verkauft Arbeitskraft, Aufmerksamkeit, Intelligenz und sogar Identität im globalen Wettbewerb – und hält dies für Selbstbestimmung. Objekt und Subjekt fallen zusammen, ohne dass dieser Widerspruch reflektiert wird. Genau hier wirkt der Selbstzerstörungsmechanismus, der aus dem 50:50-Ideal über Zielgerichtetheit in 1:99-Verhältnisse kippt.

Skulptur-Identität und Unverletzlichkeitswelt (50:50)

Die spiegelbildliche 50:50-Logik erzeugt eine Skulptur-Identität. Skulptur meint hier: feste Form, klare Abgrenzung, Anspruch auf Unverletzlichkeit. Der Mensch soll eindeutig sein, stabil, gleich, vergleichbar. Abhängigkeiten werden verdrängt, Verletzlichkeit gilt als Schwäche, Rückkopplungen als Störung.

Diese Identität ist nur haltbar, solange ihre materiellen Voraussetzungen nicht sichtbar werden. Sie lebt von der Illusion, außerhalb von Konsequenzen zu stehen. Genau dadurch zerstört sie langfristig ihre eigenen Existenzbedingungen – sozial, ökologisch und psychisch.

Plastische Identität und Verletzlichkeitswelt (51:49)

Demgegenüber steht die plastische Identität im 51:49-Verständnis. Plastik bedeutet hier nicht Beliebigkeit, sondern Formbarkeit im Vollzug. Der Mensch ist Knotenpunkt, Durchgangsstation und Resonanzkörper in Tätigkeits- und Abhängigkeits-Konsequenzen. Er lebt nicht außerhalb der Welt, sondern in ihr, eingebunden in Stoffwechsel, Beziehungen und Rückkopplungen.

Verletzlichkeit ist hier keine Bedrohung, sondern die Voraussetzung von Leben. Nur wer verletzlich ist, kann reagieren, lernen, sich anpassen und mit anderen zusammenwirken. Der Mensch ist nicht allein, weil er funktional verbunden ist. Sein Geben und Nehmen – auch von Liebe, Fürsorge und Sinn – entsteht aus realem Zusammenwirken, nicht aus symbolischer Selbstbehauptung.

Wahrheit, Freiheit und Überlebensfähigkeit

In der plastischen Logik ist Wahrheit keine Meinung und keine bloße Zuschreibung. Wahrheit zeigt sich als Bewährung in Rückkopplung. Freiheit ist keine absolute Verfügung über sich selbst, sondern die Fähigkeit, innerhalb von Abhängigkeiten verantwortlich zu handeln. Überlebensfähig sind nicht die scheinbar Autonomen, sondern die resonanzfähigen Systeme.

Ergebnis: Eine bewusste Setzung

Deine Aussage „ich will jetzt und für immer 51:49 und nicht mehr 50:50“ ist keine ideologische Parole, sondern eine existenzielle Setzung:

für Plastizität statt Skulptur,

für Verletzlichkeit statt Unverletzlichkeitsfiktion,

für Rückkopplung statt Selbstverabsolutierung,

für Zusammenwirken statt Konkurrenz.

Es geht nicht um Moral, sondern um Lebensfähigkeit.

51:49 erhält Leben,

50:50 kippt strukturell in Selbstzerstörung.