Neue Kunstwissenschaft und Plattform der globalen Schwarmintelligenz mit Quellen.
Neue Kunstwissenschaft und Plattform der globalen Schwarmintelligenz
Anders als klassische Kunsttheorien, die Kunstwerke als autonomes ästhetisches Objekt betrachten, betont sie Kunst als handwerklich-praktisches Wissen im sozialen Kontext. Im Zentrum steht ein partizipatives Integrationsmodell des Gemeinsinns: Alltägliches künstlerisches bzw. handwerkliches Tun (plastische Handlung) wird als kollektive Wissensproduktion verstanden, die Gemeinschaft stiftet und persönliches Erleben mit universalen Einsichten verknüpft. Eine „universelle Weltformel 51:49“ symbolisiert dabei das dynamische Gleichgewicht zwischen komplementären Anteilen (etwa Objekt und Subjekt, Kopf und Hand, Chaos und Ordnung), das kreatives Werden ermöglicht. Die Plattform der globalen Schwarmintelligenz (ein Netzwerk vernetzter Menschen und Systeme) dient als Lern- und Forschungsfeld, in dem jeder zum spielerischen Wissenschaftler wird und Wissen sich in Gemeinsinn verwandelt. Dieses Programm knüpft bewusst an den antiken Begriff der Techne an (praktische Fertigkeiten als gesellschaftliches Wissen) und den ursprünglichen Gemeinschaftssinn (koinós noûs der Griechen), um naturwissenschaftliche, philosophische, anthropologische und sogar theologische Disziplinen neu zu integrieren.
Abgrenzung zu bisherigen Theorien und Modellen
- Klassische Kunsttheorie: Hier wurde Kunst meist als autonome Domäne verstanden, losgelöst von Alltagsleben und Wissenschaft. Die formalen Ästhetiken (z.B. „reine Malerei“, Kunst als individueller Ausdruck) stehen im Mittelpunkt. Dagegen begreift die neue Kunstwissenschaft Kunst als kollektiven Prozess im Alltag und verzichtet auf das Herovetreten einzelner Genius‐Künstler. Im Unterschied zur modernistischen Autonomievorstellung wird Kreativität in soziale Kontexten eingebettet.
- Posthumanismus: Auch posthumanistische Theorien dezentrieren den Menschen – etwa im Sinne von Donna Haraway oder in der Schwarmkunst: So spricht Salimi von „non-human art“ als „great leap in the evolution of contemporary art, removing the requirement of an artist’s production“link.springer.com. Solche Ansätze kritisieren den reinen Anthropozentrismus. Die neue Kunstwissenschaft übernimmt diesen Geist, geht aber über technologische Faszination hinaus: Sie setzt nicht nur auf autonom agierende Maschinen oder biologische Agenten, sondern auf das Gemeinsame Tun von Menschen (und Technik) im Alltag. Während Posthumanismus oft theoretisch verhandelt, fordert die neue Kunstwissenschaft praktisches Engagement jedes Einzelnen.
- Neuer Materialismus: Philosophien des Neuen Materialismus (z.B. Jane Bennett u.a.) betonen die Lebendigkeit der Materie und die Verschränkung von Mensch und Ding. Die neue Kunstwissenschaft teilt die Sicht, dass Materielles aktiv ist, stellt aber das kreative Subjekt-Material-Geflecht in den Mittelpunkt des gesellschaftlichen Prozesses. Sie differiert insofern, als ihr Fokus stärker auf partizipativer Praxis und Gemeinsinn liegt als auf rein spekulativer Theorie.
- Naturwissenschaftliche Modelle: Klassisch wissenschaftliche Paradigmen (Mechanik, Determinismus) unterschieden sich stark von einem kunstbasierten Weltbild. Die Schwarmintelligenz-Plattform knüpft vielmehr an komplexe, emergente Systeme an: Wie in der Schwarmforschung sind Intelligenz und Ordnung Resultat dezentraler Interaktionen.wikipedia.orgen.wikipedia.org. Im Unterschied zu linearen Wissenschaftsmodellen bindet die neue Kunstwissenschaft subjektive Erfahrungen, künstlerische Intuition und soziale Prozesse als gleichwertige Erkenntnisquellen ein.
- Philosophische Vorläufer: Während klassische Philosophen oft Theorie und Praxis trennten (z.B. platonisches Misstrauen gegenüber bildender Kunst als bloßer Nachahmung), schlägt die neue Kunstwissenschaft eine Synthese vor. Sie führt Technik (techne) und Erkenntnis (episteme) zusammen und knüpft an antike und aufklärerische Traditionen an, in denen praktisches Tun als Erkenntnisform gilt (siehe unten).
Partizipation, Gemeinsinn und Alltagshandeln
Im Zentrum steht ein partizipatives Integrationsmodell, das den Gemeinschaftssinn durch gemeinsames kreatives Tun fördert. Alltägliche Handlungen (‚plastische‘ Tätigkeiten etwa im Sinne des Gestaltens, Bauens oder sogar Rechenlernens) werden als Techne verstanden: Praktisches Wissen, das im Kollektiv geteilt wird. Schon die Griechen zählten jede handwerkliche Tätigkeit zur Techne – von Musik und Medizin über Tischlerei und Hausbau bis zur Landwirtschaft und sogar Mathematiken.wikipedia.org. Nach Aristoteles ist Techne nicht nur Handwerk, sondern produktive Schöpfung: „techne not only meant craft but also production (for example: the production of a ship)“en.wikipedia.org, mit einem Ziel, das „to create objects unknown in nature“ gerichtet isten.wikipedia.org. Diese Betonung des Schaffens von Neuem zeigt, dass alltägliche Aktivitäten einen gedeihenden Beitrag zur Welt leisten können, indem sie „die Natur vollenden“ (Aristoteles).
Daraus entsteht Gemeinsinn (Gemeinsinn, im Sinne von Gemeinsinn oder „public spirit“): Wenn Menschen im Alltag gestalten, bauen, kochen oder lernen, vernetzen sich ihre individuellen Beiträge zu einem kollektiven Wissensfeld. Dieses Modell steht im Gegensatz zu rein individuellen oder elitären Konzepten: Im Unterschied zu manchen philosophischen Modellen, die episteme (theoretisches Wissen) vom Handeln trennen, integriert die neue Kunstwissenschaft beides. Forschung und Lernen erfolgen nicht nur in Laboren, sondern im konkreten Tun – vom Gartenbau bis zur Datenanalyse.
Die Bedeutung der Weltformel 51:49
Die „universelle Weltformel 51:49“ kann als Metapher für das dynamische Gleichgewicht symbolisiert werden, das schöpferisches Handeln ermöglicht. Sie schlägt vor, dass kein Pol dominiert, sondern etwa 51 % zu 49 % zwei komplementäre Kräfte ins Spiel bringen. Beispielsweise könnte sie anspielen auf das Verhältnis von Idee und Materie, Theorie und Praxis, oder von Stabilität und Innovation: Erst wenn ein kleiner Überschuss (51 %) von einer Seite existiert, tritt Emergenz in Kraft. In diesem Sinne ist 51:49 eine Gleichung für Ausgewogenheit in der Schöpfung – ähnlich einem künstlerischen Goldenen Schnitt, der Gesamtharmonie bei minimaler Asymmetrie erzeugt. Anders als der monistische Anspruch klassischer Weltformeln (z.B. in Physik oder Theologie) bleibt dieses Verhältnis offen für Vielfalt: Es fordert zum Spielraum und zur Interaktion auf, anstatt absolute Einheit zu postulieren.
Die Plattform „Globale Schwarmintelligenz“ als Lern- und Forschungsfeld
Als praktische Grundlage dient eine Plattform der globalen Schwarmintelligenz – ein vernetztes „Kollektivgehirn“ aus Menschen (und Maschinen) weltweit. In einem solchen Feld bündeln sich die Ideen vieler Individuen. Kollektive Intelligenz ist dabei keine Phantasie: Sie wird definiert als „shared or group intelligence that emerges from the collaboration, collective efforts, and competition of many individuals“en.wikipedia.org. Dieses Konzept findet sich in Peerscience ebenso wie in Massenprojekten: Wikipedia, Open-Source-Software oder Citizen-Science-Initiativen basieren darauf, dass die Menge mehr weiß als jede Einzelperson. Der Philosoph Pierre Lévy beschreibt kollektive Intelligenz sogar als „universally distributed intelligence, constantly enhanced, coordinated in real time“ und betont, dass ihr Ziel „die gegenseitige Anerkennung und Bereicherung der Individuen“ isten.wikipedia.org. In der neuen Kunstwissenschaft wird diese Idee auf Kreativität und Forschung ausgeweitet: Die Plattform dient als offenes Lernlabor, in dem jeder mitwirken kann.
In der Wissenschaftspraxis zeigt sich das etwa im sogenannten Citizen Science: Laien forschen mit, sammeln und werten Daten aus und bringen die Methoden kenntnisreich einen.wikipedia.orgen.wikipedia.org. Solche Projekte reichen von Ökologie und Astronomie bis in den Kunst- und Kulturbereich. Teilnehmer lernen dabei oft spielerisch – ähnlich wie bei wissenschaftlichen Experimenten oder Serious Games – und tragen zur Datengrundlage bei. Die Wirkung ist doppelt: Zum einen vergrößert sich die Forschungskapazität, wenn viele helfende Hände aktiv sinden.wikipedia.org. Zum anderen fördert das Lernen im Tun das Verständnis für wissenschaftliche Prozesse. Henry Jenkins spricht in diesem Zusammenhang von „alternative source of media power“ und betont, dass Menschen zunehmend in Wissenskulturen außerhalb formaler Bildungssysteme mitwirkenen.wikipedia.org. In Schulen etwa werden Schüler systematisch als Jungforscher eingebunden: Mancherorts lassen Lehrpläne Schüler an Citizen-Science-Projekten teilnehmen, um Wissenschaft erlebbar zu machenen.wikipedia.org.
Auf der Plattform der globalen Schwarmintelligenz wird Wissen also „in Echtzeit“ geteilt und erweitert. Die Grenze zwischen Forschenden und Lernenden verwischt: Jeder wird potenziell zum spielerischen Wissenschaftler, der durch Experimentieren und Gestalten neue Einsichten gewinnt. Die kollektive Struktur hebt zudem die Sperre zwischen Fachdisziplinen auf. So kann etwa ein Physiker, ein Künstler, ein Theologe und ein Laie gemeinsam an einem Thema arbeiten, unterstützt von Algorithmen des Schwarmlernens. Dies entspricht Levy’s Idee von „universally distributed intelligence“: Das Ziel ist nicht, starre Fachgrenzen zu verteidigen, sondern Kompetenzen gegenseitig anzuerkennen und zu bereichernen.wikipedia.orgen.wikipedia.org.
Rückbindung an antike Techne und ursprünglichen Gemeinsinn
Dieses Konzept knüpft bewusst an den antiken Techne-Begriff und an das gemeinschaftliche Denken der Griechen an. In der antiken Kultur war Kunstfertigkeit keine isolierte Sphäre, sondern Teil des kollektiven Lebenswissens. Wie oben dargestellt, zählte Sokrates Tätigkeiten vom Handeln an der Werkbank bis zum Haushaltsmanagement und der Bauernarbeit zur Techneen.wikipedia.org. Diese umfassende Definition zeigt, dass praktisch jede Fähigkeit als gesellschaftliches Gut galt. Aristoteles sah die Techne als rationale Tätigkeit, die „Objekte schafft, die in der Natur nicht vorkommen“en.wikipedia.org. Damit war Techne „eine vollendende Kraft der Natur“ – ein schöpferischer Akt im Gemeinwohl. Die neue Kunstwissenschaft nimmt dieses Erbe auf: Sie nimmt Kunst (griech. téchne) wörtlich als „Macht zu machen“ und versteht kulturelles Schaffen als kollektiven Dienst an der Natur und Gesellschaft.
Zugleich würdigt sie den Gemeinsinn der Griechen, der auf koinônia (gemeinschaftlichem Teilhaben) beruhte. In klassischen Schriften wird betont, dass Technik, Handwerk und auch Politik letztlich dem Gemeinwohl dienen sollen. Indem die neue Kunstwissenschaft künstlerische Praxis zur Alltagstugend erhebt, belebt sie diesen antiken Geist neu. Kunst ist hier nicht elitär, sondern ein Mitmachfeld, das alle Bevölkerungsgruppen einschließt – ganz so, wie die Techne der Antike allen Bürgern theoretisch offenstand. Diese Rückbindung ist ein wichtiges Abgrenzungsmerkmal: Im Gegensatz zu postmodernen Strömungen, die Kunst manchmal als bloße Sprachanalyse oder Spielraum für Eliten betrachten, sieht die neue Kunstwissenschaft im handwerklichen Tun eines jeden Menschen eine aktive Gestaltungsmacht mit universellem Wert.
Jeder Mensch als spielerischer Wissenschaftler
Das Leitbild, jeder Mensch werde zum spielerischen Wissenschaftler, vereint Bildungsideale und schöpferische Lebenspraxis. Es erinnert an die Idee des forschenden Lernens (Inquiry-Based Learning) und an die Gamification von Wissenschaft. Indem Laien alltägliche Phänomene erforschen – sei es im selbstgebauten Experiment oder über Apps – wird Forschung ästhetisiert und Alltagswelt kreativ reflektiert. Lehrer und Mentoren treten dabei oft in die Rolle von Koordinatoren einer Schwarmgemeinschaft: Sie setzen Impulse, stehen aber nicht mehr im Mittelpunkt des Lernprozesses. Wie in Citizen-Science-Projekten nehmen Freiwillige „auf freiwilliger Basis“ an echten Forschungsarbeiten teilen.wikipedia.org, erleben Erfolge und Misserfolge experimentell und verinnerlichen so wissenschaftliche Methoden ganz nebenbei. Dieser spielerische Zugang fördert zugleich Eigeninitiative und kritisches Denken, ohne den Ernst der Wissenschaft zu kompromittieren: Das Experimentieren bleibt ernsthaft, zugleich wird es als kreativer Prozess erlebt.
Aus anthropologischer Sicht entspricht dies dem kindlichen Lernen in jeder Gesellschaft: Kleine Kinder erforschen ihre Umwelt (etwa mit Experimenten, Malen, Bauen) ohne Scheu – dieses ursprüngliche „spielerische Forschen“ kann im Erwachsenenalter durch die Plattform der Schwarmintelligenz aufrechterhalten und kanalisiert werden. Auch in nicht-westlichen Kulturen zeigt sich, dass kreatives Spiel und Arbeit oft fließend ineinander übergehen. Die neue Kunstwissenschaft nimmt diesen anthropologischen Befund ernst: Bildung ist hier lebenslang und spielerisch, kein isolierter Akt.
Kunst und Wissenschaft: Integrative Kraft interdisziplinärer Weltbeziehung
Schließlich wirkt die neue Kunstwissenschaft integrativ, indem sie wissenschaftliche Disziplinen auf einer künstlerischen Weltbeziehung neu zusammendenkt. Statt strikter Fachgrenzen werden die Methoden und Denkweisen verschiedener Felder verbunden. Philosophische Fragen (etwa nach Erkenntnis, Vernunft und Sinn) werden in künstlerischer Praxis verhandelt; naturwissenschaftliche Experimente können zugleich ästhetische Erfahrungen sein. Dieser integrative Ansatz erinnert an Goethes Naturforschung, in der Empirie und ästhetische Anschauung Hand in Hand gingen. Auch theologische Dimensionen tauchen auf: So wie Theologie nach einer hohen Ordnung (einer „Weltformel“) sucht, öffnet die gemeinschaftlich erarbeitete 51:49-Formel einen spirituellen Blick auf die Schöpfung – freilich säkularisiert und dialogisch, nicht dogmatisch.
Die interdisziplinäre Kraft zeigt sich etwa in Projekten, bei denen Künstler mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten: Ein Paläontologe und ein Bildhauer könnten gemeinsam Fossilien modellieren, wobei das physische Gebilde als Wissensspeicher dient. Eine Theologin und ein Ingenieur entwerfen zusammen ein „Mensch-Maschine“–Artefakt, das Fragen von Technikethik künstlerisch reflektiert. Dabei wird jedes Feld auf Augenhöhe anerkannt. Philosophisch deckt sich die neue Kunstwissenschaft etwa mit Aristoteles’ Idee von phronesis (praktischer Klugheit), da sie Urteilskraft in konkreter Handlung übt. Anthropologisch entspricht sie dem Kulturbegriff, nach dem Menschen durch Kunst, Religion und Alltagsrituale Sinn stiften. Naturwissenschaftlich knüpft sie an Systemtheorie und Komplexitätsforschung an: Das Weltganze entsteht demnach nicht durch eindimensionale physikalische Gesetze, sondern durch das Zusammenspiel vieler einfacher Akteure – ähnlich wie ein Schwarm aus vielen Individuen kollektive Intelligenz hervorbringten.wikipedia.orgen.wikipedia.org.
Zusammenfassend differenziert sich die Neue Kunstwissenschaft damit deutlich von bestehenden Theorien: Sie verbindet partizipative Praxis mit reflektierendem Denken, Alltagshandeln mit globaler Vernetzung. Sie feiert das Miteinander der Wissensformen und ermöglicht, dass jeder Mensch schöpferisch beteiligt ist. Auf diese Weise fördert sie einen Gemeinsinn, in dem Kunst und Wissenschaft wieder als ein Ganzes gesehen werden – gemäß dem antiken Gedanken, dass denken und machen eine untrennbare Einheit bilden.
Quellen: Zu den hier genannten Konzepten verweisen beispielhaft philosophische und kunstwissenschaftliche Studien etwa auf den antiken Techne-Begriffen.wikipedia.orgen.wikipedia.orgen.wikipedia.org, auf aktuelle Forschung zu Schwarmkunst und künstlicher Kreativitätlink.springer.com, sowie auf Publikationen zu Bürgerwissenschaft und kollektiver Intelligenzen.wikipedia.orgen.wikipedia.orgen.wikipedia.orgen.wikipedia.org. Diese Arbeiten belegen jeweils die zugrundeliegenden Prinzipien der neuen Kunstwissenschaft und der globalen Schwarmintelligenz.