Rede an die Menschheit

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Rede an die Menschheit – Über das Paradox des Symmetriedualismus, die Täuschung des Super-Individuums und die Rückkehr des Gemeinsinns durch Kunst.

Paradoxien des Menschseins – Eine Mutation gegen die Welt.

Der Mensch – ein verletzbarer Organismus – hat eine Welt erschaffen, die vorgibt, unverwundbar zu sein. Doch aus dieser Entkopplung erwachsen Krisen. Es ist Zeit, zurückzukehren zur Verantwortung der Tätigkeit, zur Rückkopplung mit dem Lebendigen.

Der Mensch lebt in einer Paradoxie: Sein Körper – ein biologischer Organismus – funktioniert ausschließlich in der physikalischen Welt. Er ist verletzbar, stofflich, thermisch gebunden. Und dennoch errichtet dieser Organismus eine Welt, die sich von diesen Gesetzmäßigkeiten entkoppeln will: eine Parallelwelt.

Man könnte sagen: Die Evolution selbst hat mit dem Menschen ein gewagtes Experiment durchgeführt. Ein Wesen hervorgebracht, das nicht nur über sich hinausdenken, sondern eine zweite Welt erzeugen kann – aus Symbolen, Technik, Kontrolle.

Ein Wesen, das glaubt, sich anpassen zu können durch Konstruktion, nicht durch Rückkopplung. Der Mensch täuscht die Natur – oder glaubt, sie täuschen zu können. Er produziert eigene Anpassungsmechanismen: Wirtschaftssysteme, Algorithmen, Überwachungsstrukturen, Städte, künstliche Intelligenzen. Diese Simulation von Anpassung trägt den Anschein von Fruchtbarkeit, Wachstum, Stabilität. So entsteht eine Welt, die vorgibt, unverletzbar zu sein – weil sie ihre eigenen Regeln schreibt.

Doch der Mensch bleibt Teil der physischen Welt. Er gehört zur Verletzungswelt, mit allem, was dazu gehört: Stoffwechsel, Abnutzung, Tod, Abhängigkeit vom Klima, vom Wasser, von biologischen Systemen.

Die Parallelwelt hingegen produziert eine eskalierende Entkopplung. Sie erzeugt Katastrophen: ökologisch, psychisch, sozial, politisch.

Und genau darin liegt das Paradox: Ein verletzbarer Organismus erschafft eine Welt, die vorgibt, unverwundbar zu sein – und zerstört sich damit selbst.

In der Logik der Evolution wäre das nichts anderes als eine Mutation, die nicht funktioniert hat.


Für mich gibt es keine metaphysische Welt. Keine Götterwelt. Keine außerirdischen Lenker. All das ist – in meinen Augen – nichts weiter als Ablenkung.

Ablenkung von den eigentlichen Problemen, die tief in dieser Welt stecken – in der realen, physikalischen Welt. Denn die Arbeitsweise des menschlichen Gehirns verändert sich: Immer stärker dominiert das Stammhirn – jener evolutionär alte Bereich, der für schnelle Reaktionen, Angstverarbeitung und Überleben zuständig ist.

Dieses Gehirn strebt danach, auf kürzestem Weg ein Ziel zu erreichen. Doch genau das steht zunehmend im Widerspruch zu den Tätigkeitskonsequenzen, die aus unserem Dasein in dieser Welt hervorgehen.

Denn alles, was lebt – ob Pflanze, Mikrobe oder Mensch – ist in Tätigkeiten eingebunden, nicht nur in Handlungen. Die menschliche Tendenz, alles durch das Ich-Bewusstsein und das Konzept der „Handlung“ zu deuten, führt in die Irre. Die Konsequenzen unserer Tätigkeiten entfalten sich unabhängig von Absicht – und genau hier beginnt die Krise.

Alles ist in Tätigkeiten eingebunden – und damit zwangsläufig auch in ihren Konsequenzen. Diese Konsequenzen erzeugen Rückkopplung. Und aus Rückkopplung entsteht Selbstorganisation. In dieser Unmittelbarkeit lebt jede Lebensform, jede Struktur – auch das, was wir Naturgesetze nennen.

Das Tier reagiert unmittelbar. Die Pflanze folgt ihrer Tätigkeit im Licht, im Wachstum, in der Verzweigung. Auch Mikroben, Gase, Felder sind Teil dieses Netzwerks von Tätigkeiten und ihren Konsequenzen.

Nur der Mensch versucht, sich zu entkoppeln.

Er stellt sich über diese Unmittelbarkeit, konstruiert Bewusstsein, Handlungen, Theorien. Doch das ist Ablenkung. Denn alles andere wird nebensächlich, wenn sich das Gehirn – als Werkzeug des Menschen – nicht mit diesem einen zentralen Problemfeld befasst: Wie seine Tätigkeit in einer Welt Konsequenzen erzeugt und Verantwortet werden können.

Das Ergebnis ist eine fatale Entwicklung: Aus dem Ideal des Gleichgewichts ist ein System der Verhärtung geworden – ein Konstruktionsfehler, der zunehmend die Grundlagen unserer Lebensfähigkeit gefährdet: ökologisch wie psychisch, sozial wie politisch.

Aus dem Streben nach Harmonie wird Kontrolle.

Aus dem Streben nach Gerechtigkeit entstehen bürokratische Gleichmacherei oder elitärer Machterhalt.

Es folgt: die Zerstörung von Demokratie, Staatswesen, sozialen Systemen. Wenn wir diesen Kurs fortsetzen, vertiefen wir nicht nur äußere Krisen – Klimakatastrophen, soziale Spaltung, psychische Instabilität – sondern entfremden uns auch weiter von echter Gemeinschaft und wahrer Freiheit.

Aus dem Bedürfnis nach Sicherheit erwachsen neue Ängste – gerade dann, wenn Sicherheiten und Geborgenheit abgebaut werden. Das alles mündet in einem Ruf nach Autorität – mit dem Potenzial zu immer mehr Diktatur. Nicht als Ausnahme, sondern als logische Konsequenz eines dualistischen Denkmodells, das ständig zwischen Kontrolle oder Chaos, Ordnung oder Untergang wählt. Am Ende steht nicht Stabilität, sondern die Zerstörung des Gemeinsinns, des Gemeinschaftseigentums – und parallel dazu die Zunahme immer weiter eskalierender Katastrophen.

Eine Gesellschaft, die das Lebendige zugunsten eines mathematisch-ästhetischen Ideals verdrängt, wird am Ende nicht harmonischer, sondern unmenschlicher.

Es ist Zeit für ein neues Denken.