Tätigkeit – Abhängigkeit – Konsequenz – Kreislauf – Nicht-Besitz.
Stoffkreisläufe als Funktionslogik des Menschen
Am Beispiel des Kohlenstoffs wird sichtbar, dass der Mensch keinen exklusiven Besitz an Stoffen hat, sondern selbst eine vorübergehende Form in einem zirkulierenden Geschehen ist. Derselbe Kohlenstoff, der als Blatt, Tier oder Sediment gebunden war, tritt nur für kurze Zeit in die Organisation des menschlichen Körpers ein und verlässt ihn wieder, ohne dass dadurch irgendeine Eigentumsbeziehung entsteht. Diese Logik gilt für alle zentralen Stoffe des Lebens: Wasser, Sauerstoff, Stickstoff, Calcium und Eisen durchlaufen denselben Prozess des Eintretens, Wirkens und Weiterziehens. Gleiches trifft auf Energie- und Elektronenflüsse zu, die ebenfalls nicht angeeignet werden, sondern durch den Körper hindurchwirken.
Damit zeigt sich: Identität entsteht nicht aus dem Stoff, der den Körper vorübergehend strukturiert, sondern aus der jeweiligen funktionalen Organisation, in der Tätigkeiten, Abhängigkeiten und Konsequenzen miteinander verschaltet sind. Der Mensch ist nicht Träger von Substanz, sondern eine dynamische Form, die Stoffe und Energien für eine begrenzte Zeit ordnet und in diese Ordnung rückgekoppelt ist. Was stabil wirkt, beruht auf der fortlaufenden Tätigkeit des Durchgangs und der Rückgabe. Die vermeintliche Autonomie des Individuums löst sich in der Einsicht auf, dass jede Form nur ein Abschnitt in einem größeren Kreislauf ist.
