VI. Kreative Methodik und Kunstwerkzeuge

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

In diesem Kapitel wird die kreative Methodik von Wolfgang Fenner genauer untersucht, die auf dem Prinzip des plastischen Arbeitens basiert. Diese Methodik verbindet intuitives künstlerisches Handwerk mit wissenschaftlichen und philosophischen Erkenntnissen, um komplexe Themen wie Verantwortung, Transformation und Synergie zu veranschaulichen. Die kreativen Werkzeuge, die in der Kunst verwendet werden, haben dabei nicht nur ästhetische, sondern auch tiefere symbolische Bedeutungen.

1. Erwachsenen-Malbuch und kreative Ausdrucksformen

Das Erwachsenen-Malbuch ist ein innovatives Werkzeug, das darauf abzielt, Menschen dazu zu bringen, sich auf eine spielerische und kreative Weise mit wichtigen gesellschaftlichen und ökologischen Themen auseinanderzusetzen. Es bietet Raum für künstlerische Ausdrucksformen, die den Zugang zu komplexen Ideen und Konzepten erleichtern.

  • Kreative Selbstreflexion: Durch das Malbuch wird der Prozess der Selbstreflexion und Selbstentfaltung unterstützt. Die Teilnehmer gestalten ihre eigene Interpretation von Formen und Symbolen, was zu einem tieferen Verständnis ihrer eigenen kreativen Fähigkeiten und ihrer Verbindung zur Welt führt.
  • Bildung durch Kunst: Das Erwachsenen-Malbuch dient nicht nur der kreativen Betätigung, sondern auch der Bildung. Es verbindet Kunst mit Wissen und lädt die Teilnehmer dazu ein, über ihre eigene Rolle in der Gesellschaft und im Umgang mit der Natur nachzudenken.

2. Formen-Forschung: Synergien und plastisches Handwerk

In der Formen-Forschung untersucht Fenner die Synergien, die zwischen verschiedenen natürlichen und künstlerischen Formen bestehen. Hier wird die plastische Arbeit als Methode genutzt, um Kreisläufe, Strömungen und Wechselwirkungen in der Natur nachzubilden.

  • Synergien in der Natur: Diese Forschungsarbeit basiert auf der Idee, dass alle Formen und Prozesse in der Natur miteinander verbunden sind. Durch das Nachbilden dieser Formen im plastischen Handwerk können wir die zugrunde liegenden Prinzipien besser verstehen.
  • Plastisches Handwerk als Erkenntniswerkzeug: Das Modellieren von Ton oder anderen Materialien ist nicht nur eine kreative Tätigkeit, sondern auch ein Erkenntnisprozess. Es ermöglicht den Künstlern und Wissenschaftlern, die Synergien in der Natur durch direkte haptische Erfahrung nachzuvollziehen.

3. Brainstorming und die Theaterarbeit von Augusto Boal

Das Brainstorming ist eine kreative Technik, die bei der Entwicklung von Ideen und Konzepten hilft, indem sie einen offenen Raum für Gedanken und kreative Lösungsansätze schafft. Diese Methode ist besonders wichtig für die kollektive Kreativität und den interdisziplinären Austausch.

  • Augusto Boal und das Theater der Unterdrückten: Fenners Arbeit ist auch von Augusto Boals Theater der Unterdrückten inspiriert. Diese Theaterform zielt darauf ab, soziale Ungerechtigkeit und Machtverhältnisse auf der Bühne sichtbar zu machen und das Publikum in den kreativen Prozess einzubeziehen.
  • Interaktive Kunst: Durch interaktives Theater und kreative Workshops werden die Teilnehmer dazu angeregt, selbst aktiv zu werden und ihre eigenen Ideen und Vorstellungen einzubringen. Dies fördert die kreative Partizipation und das gemeinschaftliche Schaffen von Kunst.

4. Das Werkzeug der Kunst: Vergoldung als Symbolik

In Fenners Arbeiten spielt die Vergoldung eine zentrale Rolle als Symbol für Schein und Täuschung. Die Vergoldung steht für den oberflächlichen Glanz, der oft dazu verwendet wird, etwas als wertvoll darzustellen, obwohl es in Wirklichkeit leer oder hohl ist.

  • Vergoldung als Metapher für die menschliche Identität: Die Vergoldung in Fenners Kunstwerken symbolisiert den Widerspruch zwischen äußeren Erscheinungen und innerer Substanz. Der Mensch, der sich in seiner Skulptur-Identität verhärtet und seine Verbindung zur plastischen Realität verliert, veredelt seine Fassade, während er die eigentlichen Werte ignoriert.
  • Täuschung und Wahrheit: Die Verwendung von Gold als künstlerisches Werkzeug zeigt, wie die Gesellschaft oft von Äußerlichkeiten geblendet wird und die wirklichen, inneren Werte übersieht. In dieser Symbolik wird der Konflikt zwischen Schein und Sein deutlich.

5. Toleranzräume und Homöostase in der Kunst

Die Konzepte der Toleranzräume und der Homöostase entstammen der Wissenschaft, werden aber von Fenner auf die Kunst übertragen, um die dynamischen Gleichgewichte in der Natur und in der menschlichen Existenz zu beschreiben. Toleranzräume sind die Bereiche, in denen ein System funktionieren kann, ohne aus dem Gleichgewicht zu geraten.

  • Toleranzräume in der Kunst: In der Kunst sind Toleranzräume die Grenzen, innerhalb derer der Künstler arbeiten kann, ohne das Werk zu zerstören oder seine Bedeutung zu verlieren. Diese Spielräume ermöglichen Kreativität, aber sie setzen auch natürliche Grenzen, die der Künstler respektieren muss.
  • Homöostase als künstlerische Methode: Die Homöostase beschreibt den Zustand des Gleichgewichts, den ein System anstrebt. In der Kunst bedeutet das, ein ausgewogenes Werk zu schaffen, das in sich stabil ist und dennoch dynamisch bleibt. Kunstwerke, die diese Prinzipien nutzen, spiegeln die Gesetzmäßigkeiten der Natur wider und zeigen, wie wichtig es ist, im Gleichgewicht mit der Welt zu leben.

Ziel des Kapitels

Die kreative Methodik und die Verwendung von Kunstwerkzeugen sind nicht nur Ausdrucksmittel, sondern Werkzeuge der Erkenntnis. Durch die Erforschung von Synergien, den Einsatz von Theater und Vergoldung sowie das Verstehen von Toleranzräumen und Homöostase können Künstler und Betrachter lernen, ihre Verantwortung für die Welt und die Wirkung ihrer Handlungen besser zu verstehen.