Ausgangspunkt: Zwei konkurrierende Ordnungsmodelle.

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Ausgangsproblem: Verlust des traditionellen Menschenbildes

Das zuvor entwickelte plastische Menschenbild beruht auf einer minimalen Asymmetrie (51:49), in der Stabilität aus fortlaufender Verschiebung, Rückkopplung und Unabgeschlossenheit entsteht.

Demgegenüber steht der spiegelbildliche 50:50-Symmetriedualismus, der Ordnung, Identität und Gerechtigkeit als Ergebnis perfekter Ausgeglichenheit, klarer Trennungen und eindeutiger Zuordnungen versteht.

Die Anwendung dieses Modells verändert das Menschenbild grundlegend.

Ontologischer Wandel: Vom Vollzug zur Form

Im 50:50-Symmetriedualismus wird der Mensch nicht mehr als Vollzug verstanden, sondern als Form. Er erscheint als in sich geschlossenes Ganzes, dessen Wesen durch definierbare Eigenschaften bestimmt ist. An die Stelle plastischer Tätigkeits-Konsequenzen tritt eine idealisierte Struktur: Körper und Geist, Subjekt und Objekt, Innen und Außen werden spiegelbildlich getrennt. Der Mensch wird zu einer statischen Einheit, die einem normativen Ideal zu entsprechen hat.

Perfektion als Maßstab und Abweichung als Defizit

Perfekte Form, perfekte Ordnung und perfekte Gleichheit fungieren im symmetrischen Modell als Maßstäbe. Menschliche Existenz wird nicht mehr in ihrer Prozesshaftigkeit bewertet, sondern an der Nähe zu einem Ideal. Abweichung gilt als Mangel, Störung oder Fehler. Damit verschiebt sich der Fokus von Rückkopplung und Anpassung hin zu Korrektur, Disziplinierung und Normalisierung. Plastische Vielfalt wird zur Abweichung von der Norm.

Zielgerichtetheit und die Entstehung der 1:99-Asymmetrie

Paradoxerweise erzeugt der Anspruch auf perfekte Gleichheit (50:50) eine starke Zielgerichtetheit. Ordnung soll hergestellt, gehalten und durchgesetzt werden. In der Praxis führt dies nicht zu stabiler Gleichheit, sondern zu extremen Ungleichgewichten (1:99). Einige wenige definieren die perfekte Form und verfügen über Deutungs- und Ordnungsmacht, während die Mehrheit zu Abweichungen erklärt wird. Das symmetrische Ideal kippt in asymmetrische Herrschaft.

Der Mensch als Träger von Rollen und Identitäten

Im 50:50-Modell wird der Mensch primär als Träger von Rollen, Identitäten und Rechten verstanden. Diese sind symbolisch klar zugeordnet und voneinander abgegrenzt. Der Mensch wird vergleichbar, messbar und klassifizierbar. Seine Funktion besteht nicht mehr im offenen Vollzug von Tätigkeiten, sondern in der Erfüllung vorgegebener Positionen innerhalb einer Ordnung. Die Durchgangshaftigkeit von Stoffen, Energien und Prozessen wird dabei verdeckt.

Entkopplung von Rückkopplungen

Ein zentrales Problem des symmetrischen Dualismus ist die Entkopplung realer Konsequenzen. Da das Ideal der Ordnung im Vordergrund steht, werden tatsächliche Abhängigkeits- und Rückkopplungseffekte ausgeblendet oder nachträglich rationalisiert. Leid, ökologische Schäden oder soziale Verwerfungen erscheinen als Kollateraleffekte, nicht als strukturelle Folgen. Der Mensch verliert damit seine Rolle als sensibler Rückkopplungsknoten und wird zum Objekt von Steuerung.

Vergleichendes Ergebnis

Während das plastische 51:49-Modell den Menschen als offenen, zeitlich gebundenen und rückgekoppelten Vollzug begreift, verwandelt der 50:50-Symmetriedualismus ihn in eine idealisierte, normierte Figur. Die behauptete perfekte Ordnung erzeugt starre Identitäten, Zielzwänge und letztlich extreme Ungleichverteilungen. Der Mensch wird nicht mehr als einzigartiger Ort plastischer Verdichtung verstanden, sondern als normkonformer oder abweichender Fall innerhalb eines symbolischen Ordnungssystems.

Schlussfolgerung

Die Anwendung des spiegelbildlichen 50:50-Symmetriedualismus verschiebt das Menschenbild von Prozess zu Form, von Rückkopplung zu Zielerfüllung und von funktionaler Einbindung zu normativer Bewertung. In dieser Verschiebung liegt der strukturelle Ursprung der 1:99-Entwicklungen: Nicht trotz, sondern wegen des Anspruchs auf perfekte Gleichheit wird der Mensch aus seiner plastischen Eingebundenheit gelöst und einer abstrakten Ordnung unterworfen.