Manifest gegen das Eigentum am Selbst

Aus Globale-Schwarm-Intelligenz

Für ein neues Verständnis des Menschseins-Wissenschaftliche These...

1. Wir erklären die Idee des „Ich“ als Eigentümer seiner selbst für eine Illusion.

Der Atem, der uns am Leben hält, wurde nicht von uns gewählt. Der Körper, durch den wir fühlen und handeln, wurde nicht von uns erschaffen. Das Denken, das wir „unseres“ nennen, entspringt neuronalen und geistigen Prozessen, deren Ursprung und Ganzheit wir weder kennen noch kontrollieren. Dennoch leben wir, als hätten wir uns selbst hervorgebracht. Das ist ein fundamentaler Selbstbetrug.

2. Besitz ist nicht Eigentum – und das Ich ist nicht der rechtmäßige Eigentümer seiner Teile.

Der Mensch benutzt seine körperlichen und geistigen Vorgänge wie ein Dieb, der in einem fremden Haus wohnt: Er verfügt über sie, nennt sie „mein Körper“, „mein Geist“, „mein Leben“, ohne die Ursprünge dieser Prozesse zu kennen oder sie je vollständig zu erfassen. Er ist Nutzer, aber nicht Schöpfer; temporärer Gast, aber kein Herr.

3. Der Begriff „Mensch“ verschleiert mehr als er beschreibt.

Was wir „Mensch“ nennen, ist kein einheitliches Wesen, sondern ein Verbund von biologischen, kognitiven, ökologischen, sozialen und symbolischen Vorgängen – ohne festen Mittelpunkt. Die Vorstellung einer abgeschlossenen, autonomen Einheit mit besonderem Status unter den Lebewesen ist eine kulturelle Konstruktion, nicht eine Tatsache.

4. Der Glaube an die Sonderstellung des Menschen ist die Wurzel planetarer Zerstörung.

Aus dem falschen Bewusstsein, etwas „Höheres“ zu sein, erwachsen Herrschaft, Ausbeutung, Gewalt. Tiere, Pflanzen, Ökosysteme werden als „Umwelt“ behandelt – als etwas Äußeres, Nutzbares. Der Mensch erklärt sich zum Zentrum und erzeugt damit die ökologischen und ethischen Katastrophen der Gegenwart.

5. Wir fordern ein Geistverständnis, das Teilhabe statt Besitz denkt.

Ein wahres Ich-Bewusstsein entsteht nicht durch Abgrenzung, sondern durch Einsicht in das Verbundensein mit allem Leben. Der Mensch ist keine Ausnahmeform, sondern Ausdruck eines lebendigen Kontinuums. Sein Geist ist nicht Beherrscher der Welt, sondern ein Mitspieler in einem größeren Zusammenspiel.

6. Die Freiheit des Menschen liegt nicht in der Verfügung über das Leben – sondern in der Durchschauung seiner Illusionen.

Die 20 Sekunden, in denen der Mensch glaubt, sich aus dem Atem, aus der Notwendigkeit, aus dem Körper zu befreien, zeigen nicht seine Macht – sie zeigen seine Grenze. In der Anerkennung dieser Grenze beginnt ein neues Verständnis von Freiheit: nicht als Herrschaft, sondern als Berührbarkeit; nicht als Kontrolle, sondern als Bewusstsein für Abhängigkeit.

7. Wir schlagen vor, den Begriff „Menschsein“ zu überdenken – oder ihn aufzugeben.

Wenn „Mensch“ bedeutet: getrennt, überlegen, besitzend, steuernd – dann ist es ein Begriff, der seine Zeit überschritten hat. Was wir brauchen, ist ein Denken, das das Lebendige nicht in Hierarchien trennt, sondern in Beziehungen erkennt. Nicht „Mensch zuerst“, sondern „Leben gemeinsam“.

Der Mensch als Dieb seiner selbst: Über Eigentum, Illusion und das Ende einer Sonderstellung.