Abstract – Plastische Erkenntnis. Ausschluss, Maßbildung und die Kritik der Dinge-Welt
Diese integrative Perspektive ermöglicht ein neues Denken vom Menschen in Welt – nicht über sie. Sie fordert ein bewusstes Maß an asymmetrischem Kontakt – mit Konsequenzen für Wissen, Handeln und Verantwortung. Denn Erkenntnis entsteht dort, wo Handeln zurückwirkt, wo Widerstand auf Maß trifft – nicht im Raum statischer Bilder.
Exposé-Titel: Die plastische Identität – Erkenntnis im Widerstand. Zur Kritik der Skulptur-Subjektivität und zur Rekonstruktion eines ethischen Maßverhältnisses
1. Forschungskontext und Problemstellung
Die moderne Subjektkonzeption basiert auf einem idealistischen Missverständnis: dem Bild des autonomen, abgeschlossenen, kognitiv kontrollierenden Menschen. Dieses Subjekt – Ergebnis einer jahrhundertelangen Rationalisierungs-, Abstraktions- und Verdinglichungslogik – verkennt seine Einbettung in ökologische, soziale und leibliche Rückkopplungssysteme. In seiner Extremform (etwa als homo oeconomicus, Bürger-Subjekt oder Eigentumsträger) erscheint der Mensch als unberührbares, planendes Zentrum – losgelöst von Welt, Natur, Technik, Körper. Diese sogenannte Skulptur-Identität repräsentiert eine symbolisch stabilisierte Form menschlicher Selbstüberschätzung – mit epistemologischen, politischen und ökologischen Folgen.
Ziel der Arbeit ist es, diesen Subjektmythos nicht nur genealogisch zu dekonstruieren, sondern im Rahmen einer positiven Gegenfigur zu überschreiben: mit dem Modell einer plastischen Identität, die Denken als tätiges Verhältnis auffasst, Erkenntnis als Widerstandsarbeit versteht und Subjektivität als membranisch-offene, rückantwortende Struktur entwirft.
2. Fragestellung und Hypothese
Wie lässt sich ein Erkenntnismodell formulieren, das den Menschen nicht als beherrschendes, sondern als bildendes Wesen versteht? Welche anthropologischen, ethischen und erkenntnistheoretischen Konsequenzen ergeben sich, wenn man Wissen nicht als Abbild, sondern als Formprozess im Widerstand begreift?
Die Grundhypothese lautet: Erkenntnis ist keine statische Repräsentation, sondern eine plastische Handlung im asymmetrischen Verhältnis zur Welt. Der Mensch wird nicht über Identität definiert, sondern über Formbildungsprozesse, die sich im Spannungsfeld von Grenze, Reaktion, Maß und Verantwortung entfalten. Eine zentrale Bezugsgröße ist das Modell des 51:49-Verhältnisses: eine strukturelle Figur plastischer Spannung, die weder zur Harmonie (50:50) noch zur Dominanz (100:0) tendiert, sondern die Bedingung für lebendige Rückkopplung bildet.
3. Aufbau und Struktur
Die Arbeit ist in drei Hauptteile gegliedert:
Teil I – Kritik der Skulptur-Identität
Historisch-systematische Dekonstruktion des autonomen Subjekts als erkenntnistheoretische Illusion. Analyse der epistemischen Tiefenstruktur: Symmetriedualismus, Idealismus, Perfektionismus. Darstellung der Begriffe: Klarheit, Objektivität, Ordnung, Dinglichkeit als Herrschaftssemantik.
Teil II – Plastische Identität als Erkenntnismodell
Rekonstruktion eines alternativen Erkenntnisbegriffs: Denken als tätige Rückmeldung, Mensch als Membranwesen, Erkenntnis als Form im Widerstand. Bezug auf Simondon (Individuation), Aristoteles (technē, phrōnēsis), Polyklet (symmetría), Noë (Wahrnehmung als Handeln).
Teil III – Ursprung und Alternative: Wissen aus der technē
Archäologie und Aktualisierung von technē als Erkenntnispraxis. Plastische Maßbildung im künstlerischen Tun, in Medizin, Architektur, Recht und Politik. Kunst wird zum epistemischen Modell – nicht als Repräsentation, sondern als ethisch begrenzte Weltgestaltung.
4. Methode: Ausschlussverfahren
Zentrales methodisches Instrument ist das Ausschlussverfahren: Statt positive Begriffsdefinitionen zu liefern, wird analysiert, was Erkenntnis nicht ist – z. B. keine Repräsentation, keine Kontrolle, keine Objektivierung. Durch systematisches Entfernen symbolisch überladener Begriffe (wie „Ding“, „Freiheit“, „Objektivität“, „Verantwortung“) wird ein freier Raum plastischer Differenz erzeugt, in dem neue Maßverhältnisse sichtbar werden. Ziel ist eine Kontextualisierung, keine Integration – ein Denken im Verhältnis, nicht im Besitz.
5. Erkenntnisinteresse und Relevanz
Das Projekt formuliert keine rein theoretische Kritik, sondern eine neue Ethik der Formarbeit: Es geht um den Übergang von Erkenntnis als Beherrschung zu Erkenntnis als Resonanz. In Zeiten ökologischer Krise, technologischer Entfremdung und gesellschaftlicher Komplexität eröffnet diese Perspektive eine anthropologische Revision: Der Mensch ist nicht der Maßstab der Dinge, sondern ein Wesen im Maß – begrenzt, verletzlich, verantwortlich. Erkenntnis entsteht dort, wo Rückwirkung möglich ist – und wo Denken nicht das Ende, sondern der Anfang von Welt bedeutet.
Der Arbeitstitel „Plastische Erkenntnis – Vom Ausschluss der Dingwelt zur Maßbildung im Widerstand“ markiert das erkenntnistheoretische Zentrum.
Einleitung: Die Lage des Denkens – Zwischen Verdinglichung und Maßverlust:
Teil I: Kritik der symbolischen Episteme
1. Die Dinge-Welt – Verwandlung von Beziehung in Besitz
2. Klarheit als Gewalt – Symmetriedualismus und Skulptur-Identität Reinheit, Ordnung, Perfektion als epistemische Ideale
3. Unverletzlichkeit als Ideologie – Die Illusion der Autonomie
Teil II: Methode der Verwerfung – Das Ausschlussverfahren
4. Erkenntnis durch Negation – Differenz statt Definition
5. Form statt Objekt – Das Verhältnis 51:49 als Erkenntnismodell
6. Bewusstseinsplastizität – Die ethische Dimension des Denkens
7. Kunst als Erkenntnispraxis – Form, Widerstand, Rückwirkung.
8. Bildung, Recht, Politik – Disziplinäre Maßverluste und epistemische Erstarrung.
9. Schluss – Maßarbeit als ethische Praxis
Teil III: Genealogie des Maßes – Wissen aus der technē
10. Altgriechische Begriffe – morphē, symmetría, aretē, aisthēsis
Zwischen Natur und Technik – Aristoteles’ metaxy und technē
8. Formarbeit im Widerstand – Antike, Kunst, Gegenwart
9. Plastische Philosophie heute – Simondon, Ingold, Noë
Teil IV: Disziplinkritik und gesellschaftliche Anwendungen
10. Kritik der Aufklärung – Maßproblem der Vernunft
- Foucault, Deleuze, Luhmann im Kontrast
- Subjektillusion, Ordnungsideologie
- Ratio vs. phronēsis, Repräsentation vs. Resonanz
11. Die Maßkrise der Disziplinen – Bildung, Politik, Recht, Medizin
- Bildung als Steuerung statt Entfaltung
- Politik als Repräsentation ohne Rückwirkung
- Recht und Medizin als Exklusionssysteme
12. Von der Disziplin zur Praxis – Plastische Verantwortung
- Der Mensch als Maßwesen
- Erkenntnis als Formpraxis
- Maßbildung als ethische und kulturelle Revolution
Schluss: Jenseits der Dinge – Rückantwort als Erkenntnis
- Beziehung statt Besitz
- Denken in der Verletzungswelt
- Ethik, Kunst, Politik als Felder plastischer Maßarbeit
Anhang
- Glossar zentraler Begriffe (morphē, symmetría, 51:49, Ausschlussverfahren, Plastizität…)
- Methodologie (Abgrenzung zu Dekonstruktion, Dialektik, kritischer Theorie, Objektorientierung…)
- Literaturverzeichnis
- Quellenanhang: Aristoteles, Polyklet, Simondon, Flusser, Foucault etc.
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Inhaltliches Kapitelverzeichnis
Einleitung
- Erkenntnis im Widerstand – Zur Lage einer deformierten Vernunft
- Skulptur-Identität und das Maßproblem der Moderne
- Ziel, Methode und Aufbau: Plastizität statt Kontrolle
Teil I – Kritik der Skulptur-Identität: Zur Verformung von Erkenntnis, Subjekt, Welt
- Klarheit als Ideologie – Das epistemische Missverständnis der Moderne
- Der Symmetriedualismus – Von der Vernunft zur Gewalt der Gegensätze
- Dingwelt, Abbild, Begriff – Zur Entkörperlichung des Wirklichen
- Unverletzlichkeit und Kontrolle – Die Illusion der Autonomie
- Formverlust und Herrschaft – Erkenntnis als Machtstruktur
- Das Ausschlussverfahren – Methode und Notwendigkeit der Negation → Differenzieren statt Definieren: Was Erkenntnis nicht ist → Dekonstruktion zentraler Begriffe (Objektivität, Ordnung, Verantwortung)
Teil II – Rekonstruktion: Plastische Identität und das Maß des Verhältnisses
- Der Mensch als Membran – Denken im Spannungsfeld von Innen und Außen
- Verletzungswelt als Erkenntnisfeld – Rückwirkung statt Repräsentation
- Das Verhältnis 51:49 – Asymmetrische Stabilität als Maßmodell
- Körper, Umwelt, Rückmeldung – Plastizität als anthropologische Konstante
- Erkenntnis als Zeugenschaft – Ethik im Handeln, nicht im Abbild
- Ausschluss und Formbildung – Erkenntnis als strukturelle Entlastung
Teil III – Ursprung und Alternative: Wissen aus der technē
- Technē – Die vergessene Tugend des Formens
- Morphē, symmetría, aretē, aisthēsis – Altgriechische Schlüsselbegriffe der Maßbildung
- Polyklet, Vitruv, Hippokrates – Maßarbeit als Erkenntnispraxis
- Kunst als Erkenntnisform – Form im Widerstand, nicht Repräsentation
- Simondon, Ingold, Noë – Die Moderne zwischen Plastizität und Abstraktion
- Das Werk als Zeugnis – Rückantwort im Material, Ethik in der Form
Schluss / Ausblick
- Vom Besitz zur Beziehung – Der Mensch als Maßwesen
- Erkenntnis als plastische Verantwortung
- Jenseits der Dinge-Welt – Ethik, Kunst, Politik im Rückkopplungssystem
Das vorliegende Projekt entwickelt eine erkenntnistheoretische Alternative zur dominanten abendländischen Denkform, die seit der Antike auf einer Idealisierung von Form, einem Symmetriedualismus und einer semantischen Verdinglichung der Welt basiert. Ausgehend von der kritischen Analyse der sogenannten „Dinge-Welt“ – verstanden als symbolisches Ordnungssystem, das Beziehung in Besitz, Prozess in Substanz und Maß in Norm verwandelt – wird ein ethisch fundiertes Erkenntnismodell rekonstruiert, das auf Plastizität, Verletzbarkeit und Formbildung im Widerstand beruht.
Zentraler methodischer Zugang ist das Ausschlussverfahren: eine epistemologische Technik, die nicht nach Integration und Synthese strebt, sondern durch systematische Abweisung ideologischer Begriffe (wie „Neutralität“, „Objektivität“, „Sicherheit“, „Ordnung“, „Verantwortung“) zur Freilegung eines anderen Denkens führt. Erkenntnis wird dabei nicht als geistige Repräsentation, sondern als plastischer, leiblich verankerter Prozess verstanden – als ethisch situiertes Tun in einem asymmetrischen Verhältnis zur Welt (51:49).
Im Anschluss an antike Denkformen wie die griechische technē (Aristoteles, Polyklet, Hippokrates) sowie an zeitgenössische Theoriepositionen (Simondon, Noë, Ingold) wird der Mensch nicht als abgeschlossenes Subjekt, sondern als „Membranwesen“ begriffen: erkenntnisfähig im Maß seiner Resonanz, formfähig durch Rückmeldung, verantwortlich nicht durch Kontrolle, sondern durch Konsequenz.
Die Arbeit führt diese Theorie in vier Schritten aus: (I) Diagnose der Dinge-Welt und ihrer Herrschaftsform, (II) methodologische Explikation des Ausschlussverfahrens, (III) Rekonstruktion plastischer Erkenntniskonzepte aus Geschichte und Gegenwart, (IV) kritische Anwendung auf zentrale Disziplinen (Recht, Bildung, Politik, Medizin). Ziel ist die Wiedergewinnung eines Weltverhältnisses, das nicht durch Begriffshoheit, sondern durch Maßbildung im Widerstand geprägt ist – und das den Menschen nicht als Setzungsinstanz, sondern als bildendes Wesen in der Verletzungswelt begreift.
Exposé
Plastische Erkenntnis. Maß, Ausschluss und die Kritik der Dinge-Welt
1. Problemstellung
Die vorliegende Arbeit untersucht eine zentrale epistemologische und zivilisatorische Fehlkonstruktion: die symbolische Ordnung der sogenannten „Dinge-Welt“. Diese Ordnung formt seit der europäischen Antike die kulturellen, politischen und wissenschaftlichen Selbstverständlichkeiten des Menschen – und zwar auf der Basis eines grundlegenden Missverständnisses: dass Wirklichkeit durch Benennung feststellbar, durch Begriffe verfügbar und durch Ordnungssysteme kontrollierbar sei. Diese Denkform – gespeist aus dem platonischen Idealismus, einem Symmetriedualismus und dem Ideal der Perfektion – führt zur systematischen Entwirklichung von Welt und Subjekt. Der Mensch erscheint in dieser Ordnung als steuerndes, unverletzliches Subjekt – in Wahrheit jedoch verliert er seine Fähigkeit zur Beziehung, zur Maßbildung und zur plastischen Selbstformung im Widerstand.
Diese Hypothese wird nicht aus einer rein philosophischen Perspektive formuliert, sondern aus dem kritischen Zusammenspiel von Erkenntnistheorie, Kulturkritik und ästhetischer Praxis. Sie betrifft damit zentrale Begriffe wie Ordnung, Gerechtigkeit, Verantwortung, Objektivität, Sicherheit – und analysiert deren gewaltförmiges Potenzial in modernen Diskursen, insbesondere im deutschsprachigen Raum.
2. Methodologie: Das Ausschlussverfahren
Die Arbeit entwickelt und praktiziert ein eigenes erkenntniskritisches Verfahren: das Ausschlussverfahren. Dieses verfolgt nicht das Ziel begrifflicher Integration, Synthese oder Definition, sondern arbeitet differenziell durch gezielten Ausschluss: Es fragt, was nicht gilt, was nicht trägt, was sich nicht verantworten lässt. Dadurch sollen ideologisierte oder herrschaftsstabilisierende Begriffe (z. B. „Neutralität“, „Pflicht“, „Objektivität“, „Verantwortung“, „Ordnung“) in ihrer epistemischen Funktionsweise entlarvt werden – nicht über inhaltliche Widerlegung, sondern über ihre semantische, formale und praktische Wirkung.
Das Ausschlussverfahren wird als ethische Formarbeit verstanden: nicht als hermeneutisches Verstehen oder dialektische Aufhebung, sondern als plastische Erkenntnispraxis im Spannungsfeld von Welt, Körper, Handlung und Sprache.
3. Theoretischer Bezugsrahmen
Die Arbeit knüpft an antike und zeitgenössische Theoriepositionen an, die Denken nicht als abstrakten Vollzug, sondern als tätige, relationale Weltverarbeitung begreifen. Insbesondere relevant sind:
- Technē in der klassischen griechischen Philosophie (Aristoteles, Polyklet, Hippokrates) als ethische, leiblich verankerte Erkenntnisform
- Simondon (Individuation als fortwährende Formbildung im Widerstand)
- Alva Noë, Tim Ingold, Vilém Flusser (Wahrnehmung, Gestaltung, Apparate als Erkenntnismodi)
- Kritiken an der Moderne: Heidegger (Gestell), Adorno/Horkheimer (Dialektik der Aufklärung), Sloterdijk (Anthropotechnik), Harman/Latour/Meillassoux (neue Objektontologien)
Diese Perspektiven werden jedoch nicht affirmativ übernommen, sondern auf ihre verborgene Mitwirkung an der Verdinglichung des Denkens hin befragt. Auch marxistische, poststrukturalistische oder medientheoretische Positionen werden in dieser Hinsicht einer Disziplinkritik unterzogen.
4. Aufbau und Gliederung
Das Projekt ist in vier Hauptteile gegliedert:
I. Diagnose: Die Dinge-Welt als symbolische Ordnung
Analyse der Begriffs- und Denkstruktur, die aus relationalen Prozessen abgeschlossene „Dinge“ macht. Kritik an Klarheitsideologie, Subjektidealismus, Ordnungskonstruktion und Entwirklichung der Welt durch Sprache.
II. Methode: Ausschluss und Formkritik
Systematische Entwicklung des Ausschlussverfahrens. Begriffsarbeit zu „Neutralität“, „Verantwortung“, „Objektivität“, „Pflicht“, „Ordnung“. Ziel: Herauslösung ideologischer Sprachformen aus dem Erkenntnisprozess.
III. Rekonstruktion: Erkenntnis als plastisches Verhältnis
Entwicklung eines alternativen Erkenntnismodells auf Basis des Verhältnisses 51:49. Der Mensch als „Membranwesen“, das im Spannungsfeld von Widerstand und Rückwirkung Form bildet. Bezug auf technē, aisthēsis, aretē, symmetría.
IV. Anwendung: Disziplinkritik und Praxisfelder
Analyse von fünf zentralen Feldern plastischer Maßbildung: Medizin, Architektur, Recht, Beziehung, Politik. Ziel ist die Eröffnung eines neuen, verantwortungsfähigen Weltverhältnisses jenseits von Kontrolle, Repräsentation und Regel.
5. Erkenntnisziel
Das Ziel dieser Arbeit besteht in der epistemischen Entzauberung der Moderne: Die gängigen Ordnungssysteme, Disziplinen und Begriffe werden auf ihre semantisch-stabilisierende, weltentfremdende Funktion hin analysiert – und über ein plastisches Erkenntnismodell ersetzt, das Maßbildung im Widerstand ermöglicht. Der Mensch wird dabei nicht als Setzungsinstanz, sondern als bildendes Wesen verstanden: verletzlich, antwortfähig, formfähig.
Dieses Modell versteht Erkenntnis nicht als Besitz von Wahrheit, sondern als Haltung zur Welt. Es schlägt eine Denkform vor, die aus Rückwirkung, nicht aus Kontrolle besteht – aus Maß, nicht aus Maßstab – und die Wahrheit nicht in der Beherrschung sucht, sondern in der Zeugenschaft.
Titel (Arbeitstitel):
„Plastische Erkenntnis – Vom Ausschluss der Dinge-Welt zur Maßbildung im Widerstand“
Einleitung: Kontext, Methode, Ziel
- Einleitung in das zentrale Problem: Die „Dinge-Welt“ als semantisch-ontologische Täuschung
- Einführung des Ausschlussverfahrens als erkenntnistheoretisch-ethische Methode
- Ziel: Rekonstruktion einer plastischen Erkenntnisform jenseits von Abstraktion, Idealismus und Kontrolle
- Skizze des Maßbegriffs (51:49) als Grundform des Denkens und Erkennens
- Methodische Rahmung (Kontrasterhellung, Differenzethik, Formrückbindung)
Teil I: Diagnose der Skulptur-Identität – Herrschaft, Symmetrie, Dinglogik
Kap. 1: Die Dinge-Welt – Begriffsanalyse und Ideologiekritik
- Begriffsgeschichte: Von thing (Verhandlung) zu Ding (Objekt)
- Die epistemische Täuschung von „dingfest“
- Die Transformation von Beziehung in Besitz
Kap. 2: Der Symmetriedualismus – Platon, Idealismus, Perfektion
- Kritik an Idee vs. Erscheinung
- Symmetrie als Gewaltform: Reinheit/Unreinheit, Geist/Materie, Norm/Abweichung
- Die Ästhetik der Unverletzbarkeit als Herrschaftsideologie
Kap. 3: Die Skulptur-Identität – Mensch als Repräsentationsform
- Der moderne Mensch als Rollenfigur, Produkt, Requisit
- Entkörperlichung und Maßverlust
- Repräsentation statt Handlung, Selbstbild statt Zeugenschaft
Teil II: Methode des Ausschlussverfahrens – Differenz statt Definition
Kap. 4: Erkenntnis durch Verzicht – Das Ausschlussverfahren
- Theoretischer Aufbau: Erkenntnis durch Wegnahme falscher Begriffe
- Kritik an Objektivität, Neutralität, Sicherheit, Ordnung, Verantwortung
- Ausschluss als ethische Operation: Was darf keine Geltung mehr haben?
Kap. 5: Maßbildung im Widerstand – Das Prinzip 51:49
- Dynamik plastischer Stabilität
- Resonanz, Rückwirkung, Verletzbarkeit
- Kontrast zum 50:50-Idealmaß: asymmetrisches Denken
Teil III: Ursprung und Alternative – Wissen aus der Techne
Kap. 6: Altgriechische Begriffe: morphē, symmetría, aretē, aisthēsis
- Form als Prozess, Proportion als Maß, Tugend als Angemessenheit
- Wahrnehmung als leibliche Erkenntnis
Kap. 7: Technē – Die vergessene Tugend
- Historische Rekonstruktion der techne bei Aristoteles, Hippokrates, Polyklet
- Technē als Formethik im Widerstand
- Unterschied zu moderner Technik
Kap. 8: Kunst als Erkenntnispraxis
- Der Künstler als plastischer Denker
- Werk als Spur, nicht als Abbild
- Zeugenschaft, Rückmeldung, Haltung
Teil IV: Plastische Ethik – Disziplinkritik und Anwendungen
Kap. 9: Aufklärungskritik – Vernunft, Ordnung und das Maßproblem
- Kritik der Subjektideologie, Vernunftabsolutismus, Ordnung als Herrschaftsstruktur
- Alternative: phronēsis statt ratio, Maß statt Regel
Kap. 10: Bildung, Recht, Politik, Medizin – Disziplinäre Maßverluste
- Bildung als Disziplinierung statt Entfaltung
- Recht als Normvollzug statt Rückkopplung
- Politik als Repräsentation statt Verhältnis
- Medizin als Zwang statt Heilkunst
Kap. 11: Plastizität und Weltverhältnis – Schluss und Ausblick
- Mensch als Membranwesen
- Erkenntnis als lebendiges Verhältnis
- Maßarbeit als kulturelle, ethische und politische Praxis
Anhang / Glossar / Methodologie
- Glossar zentraler Begriffe (morphē, symmetría, 51:49, Ausschlussverfahren etc.)
- Methodologische Anmerkungen (z. B. Abgrenzung zu Dialektik, Dekonstruktion, kritischer Theorie)
- Referenzen, Quelltexte (u. a. Aristoteles, Simondon, Polyklet, Flusser, Ingold)